Warum Gesang auf Deutsch hart klingt, und wie man das (mögl.) vermeiden kann

ich finde, rammstein klingt recht hart, auch wenn sie englisch singen.
 
Ich selbst höre (freiwillig ...) so gut wie keine deutschsprachige Musik, das hat aber einen anderen Grund: Ich kann in der Regel nichts mit den Texten anfangen. Und wenn mich der Text stört, kann ich die Musik nicht genießen ...

... da hat englischsprachige Musik für mich den Vorteil, dass ich den Text verstehen kann (wenn ich will), aber ich kann zunächst mal den Song als Ganzes hören, ohne das mir der Inhalt ins Gesicht springt.

Und ich glaube das ist eigentlich der Hauptgrund, warum sich deutsche Texte bei Mainstream-Musik so schwer tun. Es liegt nicht an den im Eingangsthread genannten besonderen Merkmalen der Sprache, sondern am Verständnis des Textinhalts der Zuhörer. Musik mit deutschen Texten dringt automatisch (dem deutschsprachigen Publikum) "tiefer ins Hirn". Man ist mehr von der Musik abgelenkt und es kommt eine zusätzliche Information mit hinzu, die bei einer anderen Sprache nicht so stark und direkt ins Gewicht fällt. Auch wenn man sehr gut Englisch versteht und spricht ist man es eher gewohnt den Text nicht so prominent zu verstehen und damit stehen die Musik und der Rhythmus stärker im Fokus der Wahrnehmung. Und es gibt ja durchaus prominente Beispiele, dass ein Text auf Englisch noch so sinnfrei sein kann, der Song an sich ist trotzdem mega erfolgreich
Ich mache mit meiner Band nun seit über 10 Jahren deutschsprachige Musik und es ist das Feed-Back, was wir von anderen am häufigsten bekommen: bei Euch versteht man den Text und will daher auch verstehen, was ihr da singt. Bei den anderen Bands steht mehr die Musik im Fokus.
 
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Ok, verstanden. Deutsch ist zu hart. Deutsch muss verweichlicht werden. Also macht dieser Refrain total Sinn:

 
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Ich habe das Gefühl, der Threads hat sein MHD überschritten. Schade, aber die letzten Beiträge lassen wohl keinen anderen Schluss zu...
 
der Threads hat sein MHD überschritten

RIP

Der Vollständigkeit halber hier das von mir erwähnte Interview mit der Band Bilderbuch, in dem sie ihren Umgang mit "der harten Deutschen Sprache" erklären:
Ab 1:10 Min.:

 
... da hat englischsprachige Musik für mich den Vorteil, dass ich den Text verstehen kann (wenn ich will), aber ich kann zunächst mal den Song als Ganzes hören, ohne das mir der Inhalt ins Gesicht springt.

Meine das ganz allgemein und nicht konkret auf dich bezogen: Aber überschätze das mit dem Verstehen englischsprachiger Texte besser einmal nicht. Ohne schriftlichen Text, Übersetzungshilfe und eventuell noch Erklärungen (Sprachbilder, kultureller Bezug etc.) ist da meist nicht viel mit wirklich verstehen. Das sind mehr so Fetzen die verstanden werden (und eventuell sogar im Kontext des ganzen Textes völlig falsch verstanden werden...)
 
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Das sind mehr so Fetzen die verstanden werden (und eventuell sogar im Kontext des ganzen Textes völlig falsch verstanden werden...)

Bestes Beispiel: Bobby Brown von Frank Zappa, was im nördlichen Europa höchste Chartplatzierungen erreicht hatte und in den USA unspielbar war.

Natürlich haben wir damals die Worte verstanden und auch gemerkt, dass es ein bisschen versaut ist und zu unserer Freude nicht ganz politisch korrekt. Aber dass es praktisch um fast nichts anderes geht, hat wohl keiner so recht mitbekommen. Für den, der nicht drinsteckt, klingt "Tower of power", "golden shower", "to get a head", "I''m going down" erstmal unverfänglich und nicht nach Dildostuhl, Pinkelspiele und Oralverkehr.

Für uns war schlichtweg eine Verarsche von elitären Hipstern, nur dass wir die damals bei uns Popper nannten.:)
 
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Ist doch eh das Erfolgsrezept von vielen Bands die hierzulande Erfolg haben aber in den US teilweise verhasst oder irrelevant sind.

Volbeat haben sich mit ihrem hakeligen Englisch anfangs dort sehr schwer getan, Creed und Alter Bridge wurden teils allzu schmalzige/christliche Texte zum Verhängnis die hier niemanden groß interessiert haben und - Bobby Brown ist nur das extremste Beispiel - viele schlüpfrig-verfängliche Texte haben hierzulande massives Radio-Airplay gefunden :).

Genauso wie Rammstein in Übersee auch primär durch ihr Soundbild und die Aussprache Erfolg haben und die teils sehr abstrakten Texte oder die bitterbösen Thematiken den Leuten in den US nicht so einleuchten.
 
Ich bin auf dem Rückweg von einer Woche intensiven Kulturaustausch in der Ukraine. In der Zeit hab ich mich mit allen Sprachen und Mitteln, die mir zu Verfügung standen verständigt: Deutsch, Englisch, Französisch, einzelne Wörter Ukrainisch, Russisch, auch mal Italienisch. Am Ende hab ich noch Deutsch mit ukrainischen Akzent (wie unsere Dolmetscherin) gesprochen und mit dieser relativen Weichheit in der Sprache hab ich zur Abschlussveranstaltung noch spontan ein Deutsches Volkslied gesungen. Sehr aufschlussreich... :cool::cool::cool:
Mit einer jungen ukrainischen Band konnte ich noch bissel Jammen und wir haben "Katjuscha" auf deutsch und russisch oder ukrainisch gezockt. Mein Deutsch hab ich unbewusst angeglichen, dass es nicht ganz rausfällt, aber trotzdem noch "sauber" klingt. Dobre, dobre!
Mit den neuen Erfahrungen werde ich noch etwas experimentieren.
Viele Grüße
 
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Ich bims nochmal mit meinen musikalischen Eindrücken aus der Ukraine. Die junge Band dort, die sehr modern aufgestellt war, hat u.a. ukrainische Volkslieder gesungen, neben internationalen Stücken mit ukrainisch übersetzen Text. Die Sängerin (19?) hatte natürlich eine geniale Stimme: Melancholie, osteuropäische Wärme und trotzdem Brillianz. Kraft und Weichheit - geil.

Wir haben zusammen ein Lied gesungen, was ich jetzt nochmal für mich aufgenommen habe. Ich versuche etwas von der Weichheit ins Deutsche zu übertragen, ohne an Kontur zu verlieren. Vielleicht ist auch gar nix weicher an dem Deutsch und ich singe es nur mit einem russisch/ukrainischen Gefühl? Hmmm, naja. Ich hab auf jeden Fall ne fixe Handyaufnahme gemacht, um meine Eindrücke weiterzugeben:

https://drive.google.com/file/d/11I97qL60eFvUs8dM0wtvFZZFI-ivQOrw/view?usp=drivesdk
 
Aus der Ukraine kenne ich nur Jinjer und die klingen auch , ääh, etwas "Hart" ;-) Eine meiner Favourites, sorry für OT
 
Auf Englisch bekommt man durch die kürzeren Worte und einfachere Betonung oft mehr Aussage in eine Zeile, auf Deutsch muss man da länger dran feilen bis es gut klingt.
Da mag was dran sein ...
Neulich war ich mit der S-Bahn im Raum Stuttgart unterwegs; da fiel mir dieser Thread ein.
Vor jeder Station kam eine automatisierte Durchsage mit dem Stationsnamen, dem Hinweis, ob man links oder rechts aussteigen soll und folgender Warnung: "Bitte achten Sie beim Ausstieg auf den Höhenunterschied zwischen Zug und Bahnsteigkante!"

Da musste ich an die entsprechende Durchsage bei der Londoner U-Bahn denken: "Mind the gap!"

Aus welcher Durchsage könnte man eher einen Songtext entwickeln? Die deutsche Durchsage bezieht sich explizit und allein auf das Aussteigen aus einem Zug.
Und die englische? "Mind" kann heißen, "achte auf" oder "nimm dich in Acht vor" oder "denke an" oder "erinnere dich an." Und "gap" kann heißen, "Spalt", "Lücke", "Abstand", "Gebirgspass." Insgesamt 16 Permutationen (wovon vielleicht nicht alle einen Sinn ergeben, aber einige schon, je nach Szenario). Auch metaforische Deutungen sind möglich, was bei der deutschen Durchsage durch deren Präzision ausgeschlossen ist.

Cheers,
Jed
 
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In der englischen Fassung wird letztlich unterstellt, es sei Allen bekannt, welches 'gap' gemeint ist. Die Ankündigung ist dann eher eine Gedächtnisstütze, wozu auch 'mind' passt.

Es geht demnach keineswegs (nur) um einen sprachlichen Unterschied, sondern auch um eine andere Sichtweise dessen, wie Leute ticken. Im ÖPNV ließen sich noch mehr Beispiele finden...

"Passt auf, wo ihr hintretet" wäre vielleicht songdienlicher... ;)
 
was bei der deutschen Durchsage durch deren Präzision ausgeschlossen ist.

Es gibt auch in DE knappe Hinweise wie "Vorsicht Stufe", aber das passt nicht zur noch immer behördlich-halbstaatlichen Betriebsstruktur der Bahn, die keine Unpräzision zulässt. Möglicherweise auch, um sich besser vor eventuellen Schadenersatzforderungen zu schützen.
 
Das deutschsprachliche Gegenstück zu "mind the gap" wäre vielleicht "Achtung, Lücke"

Dabei sind "Lücke" wie auch "gap" in meinem Sprachverständnis eher horizontale Unterbrechungen im Boden, bei der Ansage im Posting von @Jed waren es aber vertikale Unterschiede - also in diesem Fall doch eher "Achtung, Stufe".
 

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