Warmer Sound nur mit Les Paul möglich?

  • Ersteller Kaffetasse
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im Studio wird auch mikrofoniert
Ja, aber das muss man auch können. Und es klingt anders als wenn man vorm Amp steht ("aber mir geht es darum, wie ich den guten Sound, den ich aus dem Verstärker höre, in den Laptop bzw. in die Musikdatei hinein.") Einem Anfänger das Mikrofonieren eines Modelling(!)-Amps zu empfehlen ... dann doch lieber über USB in den PC! Dürfte das bessere Ergebnis geben!
 
aber mir geht es darum, wie ich den guten Sound, den ich aus dem Verstärker höre, in den Laptop bzw. in die Musikdatei hinein.
Tja, darauf gibt es leider keine einfache Antwort. Denn was Du da beschreibst, gehört zum Kern dessen, was einen guten Toningenieur und/oder Produzenten ausmacht. Speziell das Mikrofonieren ist eine Wissenschaft für sich - von der Wahl des Mikros über die Positionierung bis hin zum optimalen Pegel des Augangsmaterials.

Ich kann VS73 also nur beipflichten - es braucht viel Kenntnis und Erfahrung, ehe Du dabei die Qualität des USB/Line-Signals und der Speaker-Simulation überhaupt mal erreichst, geschweige denn übertriffst.

Was Du auch wissen solltest: in 99 % aller Fälle würde der Sound, den Du im Raum aus dem Amp hörst, im Mix gar nicht funktionieren. Spielt man alleine, will man immer, dass der Gitarrensound viel Raum einnimmt, auch frequenzmäßig. Der sprichwörtliche "fette Sound" mit ordentlich Wumms untenrum, singenden Mitten und transparenten Höhen lässt auf einer Aufnahme den anderen Instrumenten gar keinen Platz mehr. So manche legendäre Gitarrenaufnahme klingt als Einzelspur durchaus ernüchternd.

Von daher sind auch die Direktsignale aus Modelling-Amps in erster Linie darauf ausgelegt, innerhalb einer Aufnahme zu funktionieren. Selbst bei Top-Modellern (Axe-Fx, Helix, Kemper...) bemängeln viele, dass es über Fullrange-Boxen ganz anders klingt als der ersehnte "amp-in-the-room"-Sound.

Dass das Ausgangssignal schon nicht stimmig ist, hat aber auch mit Deinen Einstellungen zu tun. Derartig viel Gain trägt einen beim Spielen schön bequem, hat aber rein gar nichts zu tun mit dem Gary-Moore-Ton, den er bei deutlich weniger Verzerrung als man denkt (ja, ist so) durch exzellente Spieltechnik und Kontrolle und eine nicht gerade geringe Lautstärke erzeugen konnte. Schon die PUs Deiner Epiphone klingen etwas fetter als die in Garys Les Pauls, da muss man also am Amp also eher noch gegensteuern und Gain und Bässe rausnehmen. Der "bequem zu spielende" Sound klingt aufgenommen eigentlich immer in den Höhen etwas belegt, undynamisch und künstlich. Und daran würden weder ein Profi-Produzent noch das teuerste Mikro etwas ändern.

Was man nie unterschätzen darf, ist eben die Rückwirkung des Sounds auf das Spielgefühl. Wenn man gleichzeitig spielt und hört, verändert das die Wahrnehmung beträchtlich. Beim Zuhören klingt auch Angus Young fett und sustainreich - dabei spielt er Vintage-Marshalls mit echt wenig Zerre. Beim Spielen würde ich den wohl als Cleansound fürs Akkordgezupfe nehmen, aber Soli? Bestenfalls ein bisserl was was bluesiges... :redface: Was Du beim Spielen zu hören glaubst, entsteht nicht nur in Amp und Raum, sondern vor allem in Deinem Kopf.

Kurz gesagt: Bevor Du auf der Aufnahme den Sound bekommst, den Du hören willst, wirst Du über den Amp einen Sound einstellen müssen, der Dir vermutlich gar nicht mehr so reizvoll erscheint. Muss man sich daran gewöhnen.

Gruß, bagotrix
 
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Danke für die Links(y)zu den weiterführenden Themen, ich werde mich da einlesen.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Was Du beim Spielen zu hören glaubst, entsteht nicht nur in Amp und Raum, sondern vor allem in Deinem Kopf.
Danke dir für die ausführliche Beschreibung. Das hatte ich befürchtet, dass ich mir das beim Spielen ausgemalt habe...was die Sucht nach dem besonderen Klang einen überall hintreibt🙄 ich werde mal Gain reduzieren, das steht tatsächlich auf 8.
 
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Ein Tipp:

Dein (Gear-)Sound ist gut, dein Amp ist gut und deine Gitarre ist es auch.

Weg mit den Ausreden und üben üben üben. Es gibt keinen Shortcut.

Das Gespielte ist noch wenige hunderte Stunden Üben von dem entfernt wie das klingen soll. Dein Gear ist schon dort.
 
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Tatsächlich habe ich, seitdem die neue Gitarre da ist, kaum geübt, sondern mich mit Halskrümmung-, Saitenlagejustierung, Soundoptimierung am Verstärker usw beschäftigt. Die ganzen Einstellungen an meinem Verstärker kenne ich schon fast auswendig, nur die Gitarre kommt zu kurz. Die reine Übungszeit müsste ich irgendwie versuchen, auf 4-5 Stunden die Woche zu erweitern. Das dauert sonst einfach zu lange, wenn mir noch ein paar Hundert Stunden für den Gary Moore Song fehlen.
 
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Ja es scheint so zu sein :biggrinB:
 
Tatsächlich habe ich, seitdem die neue Gitarre da ist, kaum geübt, sondern mich mit Halskrümmung-, Saitenlagejustierung, Soundoptimierung am Verstärker usw beschäftigt. Die ganzen Einstellungen an meinem Verstärker kenne ich schon fast auswendig, nur die Gitarre kommt zu kurz. Die reine Übungszeit müsste ich irgendwie versuchen, auf 4-5 Stunden die Woche zu erweitern. Das dauert sonst einfach zu lange, wenn mir noch ein paar Hundert Stunden für den Gary Moore Song fehlen.
1. Mach Dir einen Wochen/Tagesübungsplan - Dein Soll
2. Wenn dieser erfüllt ist, kannst Du an andere Sachen dran
3. 4-5 Stunden pro Woche ist nicht unbedingt wenig aber auch nicht viel
4. Ein Garry Moore Song mit 4-5 Stunden Gesamtübungszeit pro Woche wird ein spannendes Unternehmen ....
 
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Ich würde auch mal ein paar einfacherer Sachen für den Anfang empfehlen. Wenn man ständig was übt, was über den eigenen Fähigkeiten liegt, kommt's einem irgendwann zu den Ohren raus. Und wenn man sich mit anderen Sachen an das Niveau rantastet geht'S am Ende evt. sogar schneller!
 
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Ich würde erst mal Sachen üben, die ich innerhalb einer Woche lernen kann.
Vielleicht auch nur in groben Zügen.
Dann entweder in der Woche darauf verfeinern, oder etwas anderes.
 
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Die Bedeutung kleiner Schritte für die erfolgreiche Weiterentwicklung kann gar nicht genug betont werden.
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Kleinere Sachen wie Akkorde oder Strumming patterns, Fingerpicking und so bereiten mir eigentlich keine Probleme. Die kann ich auch relativ schnell im Wechsel abrufen. Nur Vibrato und Bendings (habe immer Angst, dass Saiten reißen) haben es in sich für mich, besonders Vibrato a la BB King:rolleyes:

Die Hornhautbildung beginnt erneut von vorne, da jetzt andere Bereiche der Finger für die Technik belastet werden:

 
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....... Beim Zuhören klingt auch Angus Young fett und sustainreich - dabei spielt er Vintage-Marshalls mit echt wenig Zerre. ......
naja, dem stimme ich nur bedingt zu.
ja, er spielt alte super leads.
seine bias einstellung ist sehr hoch, heißt, er hat viel dampf in der endstufe...dafür halten die röhren auch nicht lange und müssen alle paar shows getauscht werden. pushing the envelope nennt der techniker das.

und jetzt kommts: gain = 8/10.....heißt das gain steht auf 8, fast volle pulle, so zumindest kann man es im video sehen.
volume ist der linke regler, der steht auf 6, der rechte regler ist gain, der steht auf 8, denn seine superleads sind umgebaut auf mastervolume, der rechte regler wurde als gain erkoren, der linke als volume.

ergo, so wenig gain, wie man behauptet hat angus nicht.

 
Angus spielt auch sehr laut.
Seine PUs (mit DCR Werten unter 8 kOhm) sind gewachst, damit es nicht pfeift und alles muss bombenfest sein, ist auch Schaum unter den PUs.
Nur die Saiten selbst sollen vibrieren.
Er spielt dünne Saiten und hat auch einen sehr leichten Anschlag.
Den Rest erledigen Gain bzw. die speziellen Gerätschaften und eben die pure Lautstärke.
 

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