Mal den Thread hier etwas wiederbeleben. Momentan verlagert sich ja vieles in den FOH-Bilder-Thread. Davon hab ich heute keine (glaube Fotos à la "Tablet travelling around the globe" gibts schon genug, anders sah es gestern im Wesentlichen auch nicht aus), dafür einfach Anekdoten aus dem täglichen Wahnsinn.
Es wird Dezember, der Endgegner des Veranstaltungstechnikers läuft sich wieder warm: Adventmärkte mit Kinderaufführungen.
Nachdem ein Musikerspezl in seinem 2000-Einwohner-Heimatdorf in seiner Eigenschaft als Bandleader einer seit über 25 Jahren bestehenden Hochzeits- und Partykapelle allein durch diesen Umstand schon quasi den höchsten erzielbaren Promistatus erreicht hat, ist er zu allem Überfluss auch noch im dortigen Kindergarten-Förderverein involviert. Als "der, der irgendwas mit Veranstaltungen macht" ist es also völlig klar, dass man bereits frühzeitig an ihn herangetreten ist mit der Bitte, ob er nicht die Beschallung des "Nikolausmarkes" mit Beiträgen von Kindergarten und Grundschule übernehmen möge.
Nachdem er zu diesem Zwecke früher immer lediglich einen Schwung Kleinmembraner bei mir ausgeliehen hat, wurde dann aber irgendwann aufgrund der sich trotz der eisigen Temperaturen Jahr für Jahr vermehrenden Schweißperlen auf der Stirn angesichts seiner eher spärlichen PA-Kenntnisse und daraus resultierendem, unbefriedigendem Gain-before-Feedback die dankbare Aufgabe der Betreuung dieses hochkarätigen Events 2024 erstmalig komplett zu mir verlagert.
Ich habe aufgrund des eng getakteten Geschehens leider keine Fotos der diesjährigen Veranstaltung machen können (böse Zungen würden behaupten, ich möchte vielleicht gar nicht mehr daran erinnert werden, was natürlich völliger Quatsch ist), daher gibts nur eines aus 2022, das die Bühnensituation einigermaßen darstellt:
Man sieht, auch hier funktionieren die dörflichen Strukturen vorbildlich, so wird also vom örtlichen Gerüstbauer jedes Jahr für dieses dreistündige Event eine Bühne durchaus respektabler Größe errichtet.
Bis dann die ganze Technik steht, sind die Hürden aber mitunter erheblich. So wird ganz offensichtlich regelmäßig beschlossen, diese Bühne am schlammigsten Ort des gesamten Geländes errichten zu lassen, was nicht nur zur Folge hat, dass man bereits nach dem Aufstellen der Kurbelstative für das Frontholz vor der Bühne aussieht, als würde man gerade frisch vom
Strong Viking kommen, sondern auch beinahe in die Situation kommt, das nächstgelegene Abschleppunternehmen konsultieren zu müssen (ich bin mir
sicher, die stecken da mit drin!), nachdem sich der eigene Kleintransporter beim Rangieren hinter der Bühne direkt eingräbt. Dies kann aber durch beherzten Einsatz von Musikerspezl und Gerüstbauer abgewendet werden.
Die Einbringung des Materials gestaltet sich nicht minder komplex. Die Mikrofone habe ich auch heuer ähnlich wie auf den Fotos zu sehen am Gerüst befestigt, sodass da gar nicht erst jemand in Versuchung kommt, draufzuklopfen oder reinzupusten. Prompt musste ich dann nochmal zwei tauschen, dazu später mehr. Nachdem ich über diese "Teller" am Gerüst nochmal raufgeklettert bin, angesichts der mittlerweile die Dicke einer vollständigen zweiten Schuhsohle erreichenden Schlammschicht aber völlig überraschenderweise abgerutscht bin, habe ich mir bei der Aktion dann quasi im wahrsten Sinne des Wortes den A.... aufgerissen...
Dann noch ein paar Delays verteilt, u.a. auf dem Flachdach, das ging gut (außer, dass YSLY 4mm² bei winterlichen Temperaturen erwartungsgemäß in etwa die Flexibilität von Bewehrungsstahl besitzt), und dann kann es auch schon langsam losgehen mit der Besinnlichkeit.
Diese überdauert auch durchaus die Kindergarten- und Grundschulaufführungen, spätestens danach, als der ersehnte Auftritt des Nikolaus ansteht, bricht aber endgültig der Krieg aus. Auch dessen Ansprache fand rechts am Rednerpult statt (wo das AT2010 wieder einen hervorragenden Job gemacht hat), und recht viel weiter Richtung Bühnenmitte kam er dann auch schon nicht mehr, weil sich links daneben bereits eine Wand aus Kindern plus deren Erziehungsberechtigten aufbaute, damit auch jeder rechtzeitig vor Schlafenszeit noch mit einem 99ct-Schoko-Adventskalender plus weihnachtlichen Wünschen bedacht werden kann, während er von den Daheimgebliebenen (also unten vor der Bühnenkante) eifrig mit der Redmi Note 8 AI Quad Camera
(der musste jetzt - das für mich mitunter unheimlichste auf dieser Welt sind tatsächlich Menschen, die an ihrem Daddelfon das Werbe-Wasserzeichen der Kamera-App nicht abschalten) in Bild und Bewegtbild dokumentiert werden. Es sind tumultartige Szenen. Nach vorne ist kein Durchkommen, weil der süßigkeitenhungrige Pulk über die Haupttreppe mit unerbittlicher Entschlossenheit nachschiebt. Nach hinten ist kein Durchkommen, weil hier die Betreuer durchmüssen und die Treppe darüberhinaus zum Teil mit 99ct-Schoko-Adventskalender-Nachschub vollgestellt ist. Als Workaround werden Kinder über die Bühnenvorderkante, vorbei an Gerüststreben, Richtung Schlamm-Adventure-Park, zum dort verbliebenen Elternteil herübergereicht. Das klappt. Nachdem sich derweil bis ins letzte Eck der Bühne Menschen ausgebreitet haben, evakuiere ich unterdessen dort verliebene Kabel, damit diese nicht jeder in die gelochten Gerüstbohlen reintrampelt. Beim Abbau wird sich im Übrigen herausstellen, dass sogar Kabel und Geräte voller Schlamm sind, die nicht einmal aktiv in das Bühnengeschehen involviert waren, sondern eigentlich an der Seite hingen. Aber im Advent zählt bekanntlich der Spirit und der kommt eben überall hin, woran sich der Schlamm augenblicklich ein Beispiel nimmt.
Der Rest läuft eher unspektakulär, mein Musikerspezl liefert noch ein paar Tracks mit Halbplayback ab und dann geht es ans Putzen und zusammenräumen.
Schee is' in der staaden Zeit! Alle Jahre wieder
In drei Wochen ist hier bei uns noch der Adventsmarkt. Ich freue mich schon. Damit eine Steigerung zu Gestern da ist, gibt es hier keinen "Hintereingang" zur Bühne (in diesem Fall Zelt). Man sollte also alles hergerichtet haben, bevor Kinder/Eltern/Urgroßeltern/Familienhund und dessen Urgroßeltern aufschlagen. Mein Vorschlag, für die Kindergartenaufführungen Crash Barrier hinzustellen wird komischerweise immer abgelehnt...
Aber jetzt mal wieder ein Bisschen Ernsthaftigkeit:
Ich bin euch ja noch die oben erwähnte Geschichte bzgl. den Mikrofonen schuldig. Vorne hatte ich Takstar CM-60 drin und hinten erst Samson C02 (AFAIK aus dem gleichen Stall, also Takstar-OEM). Bei einem kam dann aber nur Müll ohne jegliches Nutzsignal, beim zweiten war auch schon ein Sirren drauf. Um Probleme an der Subsnake auszuschließen, habe ich das komplett "defekte" dann mal direkt ans Pult gehängt, mit dem Ergebnis, dass jetzt Gespraddel kam, welches nochmal übelst lauter war als vorher. Kapsel neu draufschrauben hat nichts gebracht, aber beim Wackeln am XLR wurde es trotz Kabeln mit Neutrik-Kupplung wild mit kompletten Peaks. Also alles beiseite geschmissen und dann mussten es halt die Fame-Kleinmembraner für 22 Euro das Paar richten, die normalerweise nur Spare vom Spare vom Spare sind. Hat dann in dem Szenario aber schon getan.
Heute habe ich mir das mal angesehen. Spannend ist ja, dass die C02 eigentlich nur aus drei Teilen gefertigt sind. Einmal komplette Elektronik-/Preamp-Platine inklusive daran fest verlötetem XLR-Stecker, dann die Metallhülse, wo das Ganze drinsteckt, und die Kapsel zum vorne draufschrauben. Und damit ist das Teil erschreckend "broken by design". Nachdem ich erst die Schuld beim XLR suchte, der die Platine konstruktionsbedingt ja durchaus mechanisch belastet, fiel mein Blick dann irgendwann nochmal auf das Gesamtkonzept. Tatsächlich wird die Masse ja nur über die kleine Metallzunge am XLR auf das Gehäuse übergeben und an der Kapsel dann wieder über das Gewinde "abgeholt". OK, theoretisch auch noch über das Madenschräubchen, das den XLR-Einsatz bzw. die ganze Platine dann in Position hält, aber an der Stelle ist das Gehäuse auch nicht wirklich gut leitfähig. Das erklärt natürlich, warum es beim Bewegen der angeschlossenen XLR-Kupplung sofort "böllert", weil eben dieser Kontakt nicht einwandfrei ist. Nachdem sämtliches Nachbiegen und auch Nachlöten (falls doch die Platine auch noch was hat) nicht gefruchtet hat, habe ich "kurzerhand" einen Bypass zur Kapsel gelegt. In Anführungszeichen deshalb, weil das gar nicht mal so einfach war. Da das kegelförmige Plastikteil mit dem Mittelpin zur Kontaktierung der Kapsel vorne formschlüssig drinsitzt, musste ich da erst noch den Kunststoff ordentlich runterschleifen, um die Ader durchführen zu können.
Nun spielt wieder alles einwandfrei ohne Knistern und Knacken, und selbst bei 60db Gain sind außer dem Grundrauschen keine Störgeräusche mehr zu hören.
Sollte irgendwann doch wieder mal was sein, wird vermutlich ein Pärchen Lewitt LCT 040 Einzug halten.