Der Hauptproblem hier gerade ist meine abweichende Definition von "rechts". Für mich ist rechts das Einfügen in eine Gemeinschaft und das Zurückstellen individueller Interessen zum (vermeintlichen) Wohle jener. Damit ist es auch nicht pauschal als schlecht oder falsch oder sonstwas zu verurteilen. Für die meisten ist rechts eher schwammig definiert wie "wenn man irgendwie was gegen Ausländer hat" oder "wenn man seine eigene Nation über anderen sieht".
Außerdem möchte ich hier kurz klarstellen, dass ich sicher niemals etwas mit der Antifa zu tun haben will oder so ein dumpfer "Deutschland verrecke!"-kontra aus Prinzip-Depp bin.
Na wäre es dann nicht geschickt, du würdest, dem Diskussionsfluss wegen eine "Rechts"-Definition aufgreifen, die hier angewendet und verstanden wird.
Dann würde man nicht aneinader vorbei diskutieren. Und du gibst ja selbst zu, dass deine die abweichende ist.
Und ja, auch Holländer, Franzosen der sonstwer, der Fahnen schwenkend in Einheitskleidung Gemeinschaftslieder singt, macht mir Angst. Und zwar weit mehr als die paar bekennenden Braunen.
Für mich ist das nur ein gradueller Unterschied und das Potential lauert in der Masse.
Na jetzt aber langsam. Bundesliga schwenkt man die Fahnen der Mannschaft deren 'Fan' man ist. In Ordnung, sind ja alles deutsche Mannschaften.
Wie siehst du das dann in der Championsleague oder anderen europäischen Wettbewerben? Projiziert jeder, der da die Fahne der Bayer aus München schwenkt sein latentes Bedürfnis nach Nationalstolz auf die verbleibende deutsche Mannschaft um Turnier?
Natürlich lauert Potential in der Masse. Aber dieses ständige EM/WM auf die ganz ganz alte Natinalstolzdebatte zu beziehen nervt so langsam. Man konnte dieses Jahr wieder so viele Autos mit mehr als einer Landesfahne am Fenster sehen. Wie erklärst du dir das?
Man hat so viele mit Fahnen behängte Fans gesehen, die ausgelassen mit andersfahnig behängten Menschen gefeiert haben. Planen die eine Verschwörung?
Man muss doch da irgendwo die Grenze ziehen können!
Was ich pauschal verurteile, ist Chauvinismus bzw. Gruppennarzissmus! Und darunter fallen eben Aussagen wie "Ich bin stolz, Deutscher zu sein.", "Ich bin ja eigentlich nicht rechts, aber wir haben hier schon zu viele Türken.", "Frau am Steuer...", "Südländer sind temperamentvoll", "Wir sind Papst!", "Ohne Holland fahren wir (WIR?) zur WM" und "eine U-Bahn bauen wir... von Gelsenkirchen bis nach Auschwitz, eine U-Bahn bauen wir...".
Na jetzt wirfst du aber vieles durcheinander. Dieses identifikatorische 'wir' und in den Aussagen Nr. 6 und 7 hat doch eine ganz andere Qualität als zum Beispiel Satz 2, dem ich wirklich eine Rechtsgerichtetheit unterstelle. Und der letzte Satz(8) ist schlicht geschmacklos und dumm.
Aber da mischst du wie gesagt viel.
Klar, ich finde das Zusammengehörigkeitsgefühl bei der Fußball-EM auch merkwürdig. Aber nicht wegen irgendwelcher unterstellter rechter Tendzen, sondern einfach weil da natürlich eine gemeinsame Identität vermittelt wird, die es so nicht gibt, eine Zusammengehöre, das einfach künstlich und erfunden ist. Und das gibt es im Nationenfußball, im Vereinsfußball(wo es übrigens, siehe Hooligans, mitunter deutlich gefährlicher ist) aber genauso auch im Kegelverein oder um vom Sport wegzukommen bei den Kleintierzüchtern. Gruppenbildung ist immer Identitätssuche und den meisten gefällt eine gemeinschaftliche besser.
Wie gesagt, eine gefährliche Tendenz, auch wenn eine rechte Gruppe aus eben genannten Gründen attraktiv wird.
Aber der Schritt eine Fußballmannschaft anfeuern --> rechts sein. Den sehe ich nicht so wie du.
Noch zwei Frage.
Als was fühlst du dich?
Wo bist du zu Hause?
(und ich bin mir sicher, du und ich sind hier nicht die einzigen, die hier nicht mit Deutscher und in Deutschland antworten werden, aber man kriegt auf diese Fragen so mannigfaltige Antworten, deine würden mich interessieren.)