Hm, dieser Thread fällt mir irgendwie jetzt erst auf. Hier gibt es ja ein paar sehr schöne Gitarren im Thread, und ich bin beeindruckt von den z.T. eigenen Relic Arbeiten.
Ich habe bei mir von glänzend perfekt bis unrealistisch reliced fast alles im Angebot. Optisch gefallen mir künstlich gealterte Gitarren i.d.R. sehr gut, das Spielgefühl ist für mich aber das Entscheidende.
Bei den optisch perfekten Gitarren ist mir die Rückseite des Halses wichtig. Bei meiner ersten Siggi Braun haben wir das z.B. durch ein geöltes Finish gelöst (Hals ist aus Palisander mit Ebenholz Griffbrett). Ich habe aktuell zwei weitere Hochglanz-Gitarren, bei denen der Hals auch ein spezielles Finish hat, um ein ähnliches Spielgefühl zu gewährleisten. Die Siggi kommt noch aus meiner Zeit mit Band & Gigs und sie ist eine Gitarre, die mich für immer begleiten wird. Entsprechend stört es mich nicht, wenn sie noch weitere Macken bekommt und ich greife hemmungslos zu ihr. Bei den zwei anderen Gitarren (Nik Huber Krautster II & Tom Anderson Raven) bin ich vorsichtiger und das ist eigentlich schade. Hätten diese Gitarren ein relic finish, wären sie für mich alltagstauglicher.
Meine zweite Gitarre von Siggi (eine 60s Strat) ist aktuell meine einzige relic Gitarre ... da hat er den Nitrolack vom Hals wieder entfernt und ähnlich behandelt wie man das so von Fender CS und anderen nackten Ahorn-Hälsen kennt. Der Body wurde dann eher etwas unrealistisch gealtert, aber nicht so krass wie es später sein eigener Stil wurde. Anyhow, gefällt mir trotzdem weiterhin und ich habe in den letzten 15 (?) Jahren viele neue Macken reingeschlagen. Habe gerade nur ein Bild von vorne:
Neulich hatte ich mal für ein paar Wochen eine Fano JM6. Hier fand ich den Body & die Halsrückseite OK, das Ahorngriffbrett aber komplett unrealistisch geaged. Bei den verwandten Novo Gitarren gefällt mir das Endprodukt deutlich besser. Vielleicht weil auch häufiger Griffbretter aus Palisander im Umlauf sind? Hier ist die verflossene Fano JM6:
Natürlich gravitieren tue ich seit einiger Zeit zu Gitarren, die "natürlich" altern, aber nicht von Anfang an gealtert kommen. Angefangen hat das mit meiner Jäger Propeller, die nach >10 Jahren viele Spielspuren zeigt; oder eine Lentz Traditional T, deren Nitrolackierung die Spuren von mir und meinen Vorgängern trägt. Collings macht das auch sehr schön mit ihren "antique"/"aged" Lackierungen. Hier kommt der Lack mit einer Patina und ggf. auch natürlichen Lackrissen, aber er wird nicht aktiv abgenommen oder anderweitig relic'ed. IMHO altert Nitro einfach schöner und natürlicher als Poly. Bilder spare ich mir weil sich der Thread ja auf das Theme Relic fokussiert.
Für das schnelle Kaufen & Verkaufen von Gitarren sind mir relic/antique/etc. Lackierungen am liebsten. Es gibt nichts schlimmeres als sich auf einem Parkplatz oder in einem Kaffee mit einem Käufer zu treffen, der dann anfängt Mikrokratzer in einer gespielten Hochglanz-Gitarre zu suchen (neulich so bei einer ~30 Jahre alten Tom Anderson passiert); das passiert mit Gitarren bei denen "Spielspuren" Teil des Programms sind so nicht. Bonuspunkt für Relic!