Improvisation [Auslagerung]

  • Ersteller cosmodog
  • Erstellt am
Das kann ja ein Klavier auch nicht!
Man darf den Computer nicht auf eine Stufe mit dem Menschen stellen, sondern mit dem Instrument.
Und mit Computern/elektronischen Instrumenten improvisieren ist doch Gang und Gebe.
Nur verbringt man i.d.R. Jahre damit, durch tägliches Üben ein Instrument so zu erlernen, dass etwas künstlerisch Ansprechendes dabei rauskommt, während man bei Plastikmucke eher den Eindruck hat, dass da grad mal ein paar Stunden ausreichen um zu wissen, was man wo zusammenklicken muss. Falls da ein Missverständnis aufkommt: Der Begriff "Computer" symbolisiert bei mir zusammengeklickte Retortenmucke a la Sarah Connor und co., und nicht etwa die Möglichkeiten elektronischer Soundbearbeitung. ;) Es behauptet ja niemand, dass keine Elektronik zum Einsatz kommen darf, nur sollte sie nicht mehr als Mittel zum Zweck für den Ad-Hoc-Ausdruck menschlicher Musikalität sein. Bei steif produzierter Studiomucke ist diese Grenze IMHO weit überschritten.
 
Die Beschränkung von Computer-genierter Musik auf Sachen wie Sarah Connor ist in etwa, wie wenn ich das Klavier auf die Ausdrucksmöglichkeiten eines Elton John reduzieren würde (ich meine sein Klavierspiel, nicht sein zweifellos großartiges Songwriting-Talent).
Große Kunst zu schaffen bzw. auch nur solides musikalisches Handwerk abzuliefern braucht sowohl am Instrument, wie auch am Computer jahrelange Übung und Erfahrung.

Es gibt auch Musiker, die völlig ohne Instrument tätig sind und es dennoch schaffen, mit ihren Arbeiten das Verständnis dessen, was Musik ist und kann, stetig auszuweiten (und auch improvisatorisch arbeiten!)

Dazu ein Beispiel (Offenheit gegenüber Unerhörtem vorausgesetzt):
http://www.youtube.com/watch?v=zRkuX5j9lrU

Es lohnt sich auch, den Vertretern der "Intelligent Dance Music"-Bewegung wie Aphex Twin und Squarepusher ein Ohr zu schenken.
 
Nur verbringt man i.d.R. Jahre damit, durch tägliches Üben ein Instrument so zu erlernen, dass etwas künstlerisch Ansprechendes dabei rauskommt, während man bei Plastikmucke eher den Eindruck hat, dass da grad mal ein paar Stunden ausreichen um zu wissen, was man wo zusammenklicken muss.

Man braucht ebenso Jahre bis man den Computer als Instrument benutzen kann. Ich würde sogar noch weiter gehen, den Klang von Grund auf neu zu bauen ist viel tiefer gehender als jemand der sich einfach nur an ein Klavier setzt und sich höchstens beim Kauf überhaupt Gedanken über den Klang an sich macht.
Du kannst es ja einfach mal selber ausprobieren. Puredata ist zum Beispiel frei Verfügbar und man kann damit wirklich ALLES machen und ist als grafische Programmiersprache recht einfach zu lernen - und trotzdem dürften sich auf dem Klavier die Erfolgserlebnisse schneller einstellen.

Trotzdem lohnt es sich.

Zuschaustellung von Spieltechnik die einem gerne als grandiose und virtuose Musik verkauft wird hat die elektronische Musik zum Glück überwunden - es geht um den Klang an sich, heruntergebrochen auf die niedrigsten Einzelteile und wieder zusammengesetzt zu etwas neuem. Das Wesen von Klang erfasst man mit der Beschäftigung computergenerierter bzw. allgemein synthetischer Musik in meinen Augen viel besser.
 
So? Ists damit denn auch möglich, spontan einzusteigen, wenn neben dir ein anderer Instrumentalist ebenso spontan mit einem Groove beginnt? Improvisation ist nicht nur das freie Erzeugen von Musik, sondern ganz besonders auch das "musikalische Gespräch" in der Band (oder falls dir das zu eng gefasst ist: "mit anderen Musikern"). Aufeinander zu hören und dann Motive von den Mitspielern zu übernehmen, zu erweitern, zu beantworten. Diese musikalische Interaktionsfähigkeit muss spontan möglich sein.

MatthiasT schrieb:
Zuschaustellung von Spieltechnik die einem gerne als grandiose und virtuose Musik verkauft wird hat die elektronische Musik zum Glück überwunden
Die bloße Zurschaustellung von Spieltechnik ist ja auch nicht das Ziel der Improvisation. Allerdings ist es Musikern mit ausgreifterer Spieltechnik möglich, sich musikalisch viel gezielter und feiner auszudrücken, was dann die Improvisation zu grandioser Musik macht. Ein Redner mit großem Wortschatz vermag Dinge auch gezielter und feiner auszudrücken. Das heißt aber nicht, dass er deswegen nur in Fremdwörtern sprechen muss.
 
So? Ists damit denn auch möglich, spontan einzusteigen, wenn neben dir ein anderer Instrumentalist ebenso spontan mit einem Groove beginnt? Improvisation ist nicht nur das freie Erzeugen von Musik, sondern ganz besonders auch das "musikalische Gespräch" in der Band (oder falls dir das zu eng gefasst ist: "mit anderen Musikern"). Aufeinander zu hören und dann Motive von den Mitspielern zu übernehmen, zu erweitern, zu beantworten. Diese musikalische Interaktionsfähigkeit muss spontan möglich sein.
Klar ist das möglich, auf sehr vielen Ebenen. Es gibt Leute die Live Klangprogrammierung betreiben und Intuitiv und schnell Supercollider Code zusammenhacken - aber es geht ja auch auf einem weit simpleren Level. Was hindert einen daran einen Computer per Midi Keyboard zu steuern?

Die bloße Zurschaustellung von Spieltechnik ist ja auch nicht das Ziel der Improvisation. Allerdings ist es Musikern mit ausgreifterer Spieltechnik möglich, sich musikalisch viel gezielter und feiner auszudrücken, was dann die Improvisation zu grandioser Musik macht. Ein Redner mit großem Wortschatz vermag Dinge auch gezielter und feiner auszudrücken. Das heißt aber nicht, dass er deswegen nur in Fremdwörtern sprechen muss.
Ich bezog mich darauf dass oft ein Argument gegen elektronische Musik ist das unglaubliche Spielgeschwindigkeiten/Schwierigkeiten einfach programmierbar zu sein (jetzt mehr auf die Produktion bezogen, nicht auf das improvisieren), während man auf anderen Instrumenten unter Umständen jeden Tag üben muss, nur um seine Fingerfertigkeit zu behalten.

Wenn man allerdings wie du all die Virtuosität nur als Werkzeug aufgreift um sich musikalisch auszudrücken dann wird das Argument überflüssig. Denn wenn jemand ein anderes Werkzeug findet muss dadurch das Ergebnis nicht schlechter werden.


Nur sehen die meisten Musiker, gerade die die sich selber eher als Interpreten bzw. Instrumentalisten oft den Weg als das Ziel an, was letztlich dafür sorgt dass sie nie ankommen.
In der elektronischen Musik sind abartige Spielgeschwindigkeiten selten, im Gegensatz zu einigen anderen Musikrichtungen. Interessant ist das deshalb weil sie elektronisch so einfach zu erzeugen wären - und deshalb reizlos sind. Wenn aber anderswo die Virtuosität selber der einzige Reiz war, dann kann ich auch dort darauf verzichten.
 
Günter Sch.;3396496 schrieb:
Zitat:
Zitat von Johannes Winter Beitrag anzeigen
So lernt man beim jammen wunderbar das Zusammenspiel mit anderen Leuten, das aufeinander Hören. Auch das Gefühl für Funktionsharmonik, Harmonielehre und Rhythmik kann hier je nach persönlichem Entwicklungsstand und Umfeld der Mitjammenden enorm gefördert werden.

Und all das gibt es in kammer-, orchestermusik, musiktheater nicht?
Ich will keine gräben aufreißen, sondern anregen, einen blick über den zaun zu werfen.

Sorry, da haben wir uns wohl etwas falsch verstanden.
Ich sehe Jammen keinesfalls als Ersatz für andere Möglichkeiten des Musizierens und auch nicht nur im modernen Kontext. Ich sehe es vielmehr als Ergänzung. So geben insbesondere offene Jamrunden die Möglichkeit neue Musikrichtungen zu entdecken und zu einer Melange mit den eigens Benkannten zu verschmelzen. Dort können Musiker hinzustoßen, die mit der eigenen musikalischen Entwicklung wenig zu tun haben (egal ob aus Folk, Klassik, Rock oder vielleicht gar Techno) und einem so neue Impulse geben sich weiterzuentwickeln, die man im festen Gruppenkontext nicht hat.



Wenn ich jetzt mal rein von ausführenden Musikern ausgehe, denke ich, das Aufeinander Hören und Gefühl für Rhythmik wird auch beim Zusammenspiel in ((Theater-) Orchestern und Kammermusikensembles gefördert, jedoch bleibt die Funktionsharmonik und Harmonielehre aussen vor, da man ja doch auf das Notenspiel angewiesen ist und sich in dem Moment nicht gerad auf das Auseinandernehmen der Strukturen dessen, was man gerad spielt konzentriert. Dafür ist es einem hier möglich auch sehr komplizierte Strukturen zu spielen, was beim Jammen nur sehr erfahrenen Musikern gelingt.

Diese Strukturen zu komponieren/arrangieren, dazu müssen sich die Musiker aber zusätzlich noch mit Funktionsharmonik und Harmonielehre beschäftigen und so gebe ich dir im Gesamtzusammenhang wieder recht.

Es würde mich jedoch sehr wundern, wenn sich die Harmonik jedem Menschen sofort aus den Noten erschließt. Ich gehe mal davon aus, dass ein Großteil der Menschen, die Klassik spielen und Noten lesen können einen Lehrer hatte. Im Normalfall sollte man dort diese Kenntnisse schon während der Ausbildung am Instrument erhalten, da es einem einen ganz anderen Einblick in das was man selbst spielt gibt, jedoch ist dies leider nicht immer der Fall. Menschen die Noten lesen können, harmonische Kenntnisse haben und beides auch spielerisch umsetzen können, dürfte es nicht schwer fallen, sich sowohl in Orchester/Kammermusik, beim Jammen oder auch im Bandkontext zurechtzufinden.

Liebe Grüße

Johannes
 
Na gut, zum Ursprungstopic später noch im Ursprungsthread...

Günter Sch.;3396496 schrieb:
Ich will keine gräben aufreißen, sondern anregen, einen blick über den zaun zu werfen.

In der musikalischen Landschaft sehe ich da gar nicht so arge Gräben wie Zäune. Improvisation hat auch in der europäischen E-Musik-Tradition ihren Platz, auch wenn man sich mehr davon wünschen könnte..., aber immerhin, ob man nun Generalbaß aussetzt, früher (tja... schade!) ausschweifende Einleitungen improvisierte, in der sog. Moderne mit experimentellen Notationen arbeitet, die dem Ausführenden doch mehr als die übliche Interpretation abverlangen, etc. etc. Eigentlich hätte ich gedacht, das könnte man von einer guten Ausbildung verlangen, daß man sich zumindest damit wohlfühlen kann. Und sicherlich gehört auch dazu, daß man eine primäre Motivation mitbringt und fasziniert ist wie von sonst kaum was :)

Außerdem ist freie Impro einfach die Gelegenheit mal zu sagen, hey, wir machen jetzt was miteinander!! So kannste kaum zusammen was anderes in der Intensität hinkriegen (z.B. ein Happening, wo 4 Leute fotographieren, bedarf doch mehr Organisation...) — und Deine Leute auch überhaupt erstmal richtig kennenlernen. (Ok, mit manchen kann man menschlich nicht, mit manchen musikalisch nicht..., nichtsdestoweniger...)

denn bei der Improvisation wird nicht nur von den Musikern Offenheit für Neues und Spontanes verlangt, sondern auch vom Publikum.

Das ist leider ein schon uraltes Problem, das kannten z.B. auch schon die alten Inder und grämten sich, daß adelige und v.a. musikalisch gebildete Mäzene vielleicht sahrdaya ("zusammenherzig" :)) mit ihren geschätzten Musikern waren, aber...
 
The Sun Bear Concerts sind dreihundert Klassen drüber... nur so am Rande... ;)
Und kaufe nie eine klassische Aufnahme vom Meister, die sind nämlich so richtig schlecht... D:

Danke für den Tip! Köln Konzert war das Erste, was ich von Keith Jarrett gehört habe und ich höre sie immer mal wieder gerne. Das hängt aber auch mit Erinnerungen zusammen, die ich damit verbinde.

Zurück zum Thema:

Der Thread hat sich ja fast von einem musiktheoretischen zu einem musikphilosophischen Thema gewandelt.

Zur elektronischen Musik, muss ich leider sagen, fehlt mir der Zugang. Ich habe mich mal ein paar Tage mit Softwaresynthesizern beschäftigt ("Jeskola Buzz" bietet irrsinnige Möglichkeiten zur Klangerzeugung und -formung).
Aber irgendwie finde ich, dass der Begriff Plastikmusik das Ganze schon ganz gut beschreibt. Außerdem fehlt mir das Spontane. Wenn ich vorher stundenlang programmieren und editieren muss, um nachher drei Minuten Musik zu haben, ist mir das irgendwie zu blöd. Für manch Anderen ist es vielleicht das Salz in der Suppe!?!

Ich oute mich jetzt mal als musikalischer Analphabet: Ich kann zwar aus so einem Notenblatt die Tonhöhen und -längen erkennen, indem ich sie auszähle. Vom Blattspiel bin ich aber meilenweit entfernt. Ich denke schon, dass es jeder lernen kann, habe mich aber nie damit beschäftigt.

Ich komme besser klar, wenn ich die Sachen höre, als wenn ich sie lese. Dass mich das global (auf die Welt der Musik bezogen) einschränkt, mag sein. Bisweilen ärgert mich mein Unvermögen auch.
Nämlich immer dann, wenn ich versuche, Sachen in GuitarPro einzugeben und ich nicht verstehe, warum, wenn ich an einer Stelle eine Note einfüge, sich an anderer Stelle sämtliche Notenwerte ändern und alles durcheinander gewürfelt ist.:screwy:

Da nehme ich meinen Kram lieber "zu Fuß" auf und höre dann, was ich machen kann. Natürlich gehe ich strukturiert an die Sache ran. Darum finde ich auch die Harmonielehre wichtiger, als die Fähigkeit Noten zu lesen. Der Idealfall wäre natürlich, beides zu beherrschen. Momentan "lüge" ich mich so durch.:p

Zu der Sache mit den Gräben und Zäunen muss ich sagen: Ich bin für alles offen. Musik (Kunst allgemein) muss für mich noch nicht einmal schön sein.
Ich kann mir Jazzstandards genauso reinziehen, wie Classic Rock, Punk oder derbsten DeathMetal (wenn er gut gemacht ist).

Was mir speziell an Jazzern aufgefallen ist (Achtung: provokante These!): Sie spielen sich oft als Musikerpolizei auf. "Du hast da im siebenundsechzigsten Takt eine große Sekunde gespielt, blablabla...!" :eek: Na und? Fängst Du dann mit "künstlerischer Freiheit" an, wirst Du beim nächsten mal nicht mehr eingeladen. Ab dafür!

Schlager- und Volksmusik treibt mich für gewöhnlich an den Rand des Wahnsinns, aber auch da habe ich schon Perlen entdeckt (weit ab vom Mutantenstadl wohlgemerkt!).

Retortenmucke ala DsdS finde ich total schrecklich. Was aber eher an dem ganzen perversen Hype liegt, als an der Musik selbst, die sich von der sonstigen radiokompatiblen Soße ja nicht unterscheidet.:rolleyes:

Aber wenn man gute Leute hört (egal welcher Musikrichtung), die zusammen spielen und dabei nicht nur vortragen, sondern miteinander grooven und dabei aufeinander eingehen, wird die ganze notierte Musik zur Nebensache.
Das sind dann diese mystischen Momente, die kein Mensch beschreiben kann. Kein Musiktheoretiker, kein Psychologe und auch kein Physiker. ;):p
 
Günter Sch.;3400930 schrieb:
Nein, ein notenmuffel und darauf auch noch stolz zu sein, konnte ich mir selbst vor meinem studium nicht leisten.

Versteh mich bitte nicht falsch! Ich beneide jeden, der es kann und bin bestimmt nicht stolz auf mein musikalisches Analphabetentum.

Gruß
Andreas
 
Erstens würde ich dem widersprechen dass Musik nur zusammen mit Religion wirken kann. Ich kann sie auch ganz gut ohne imaginäre Freunde genießen.
Musik an sich ist schon eine Religion. Das merkst du daran, daß jeder etwas schaffen will, am besten etwas Neues...

Und das Phänomen Musik ist nun so unerklärlich auch nicht. Dass gewisse Schlüsselreize zu Vorgängen im Gehirn führen ist keine große Sache. Es ist sogar die Aufgabe des Gehirns.
Die Frage ist ja, WARUM diese Schlüsselreize auftreten. Erkläre es mir...

Genau so könnte man verwundert ausrufen: Wie unerklärlich: Wenn mir jemand einen Vorschlaghammer auf den Fuss fallen lässt fühle ich mich schlecht! Das soll mir mal ein Quantentheoretiker erklären wie eine mit legendlich 9.81 m/s² beschleunigte 5-kg Masse Gefühle erzeugen kann?
Du vergißt dabei eines: Die 9.81 m/s² sind wohl nicht konstant, so wie sämtliche Konstanten nicht konstant zu sein scheinen. Ich hoffe, du weißt, was das bedeutet.

Ich habe nichts gegen "Plastikmusik". Die Computerisierung war das beste was der Musik passieren konnte, denn sie eröffnet Möglichkeiten die vorher nie dagewesen waren.
Ein PureData-Programm kann genau so emotional sein wie jedes Orchesterwerk. Man muss nur dafür offen sein.
Plastikmusik ist mein Begriff für eine seelenlose Musik. Wer Musik mit Seele kennt, wird reine Tonsetzerei auf Tiefste verabscheuen, weil es einer Nummerierung von Tönen gleichkommt.
Mit Computerisierung meine ich den undezenten Einsatz z.B. der Roland R8-Drum-Maschine, den man beim unheilvollen ohrkrebsverursachenden Lärm unzähliger Platten kennt. Heute ist es halt Reason und Konsorten.
Ich habe bis heute kein gutes Stück gehört, das mit diesen Nichtinstrumenten eingespielt ist, lasse mir aber gerne eines zeigen.
Ich denke eher, daß die Computerisierung zur Massenfaulheit bei Möchtegernmusikern geführt hat, das dann in diesen Religionsveranstaltungen wie Superstars und Co. geendet sind. Wenn man andauernd richtig bitterschlechte Musik hört, kommt einem schlechte Musik als Offenbarung vor. Ist man gute Musik gewöhnt, kann man gute von schlechter Musik sehr gut differenzieren. Das ist eine Sache des Bildungswillens.
Bleibt nur noch die Frage, ob z.B. Synthesizer bzw. Gitarrenverstärker auch unter diese Kategorie fallen, und das möchte ich pauschal natürlich verneinen.

Diese Gründe möchte ich für die angesprochene Entwicklung allerdings nicht gelten lassen, denn "Rechtfertigung" kann nicht der Antrieb für unsere Handlungen sein. Ganz abgesehen davon, dass menschliche Gefühle nichts übernatürliches sind, sondern Reaktionen unseres Gehirns auf Sinneseindrücke, verwehre ich mich dagegen, dass mein ganzes Tun immer von einer Art höherem Richter beleuchtet wird. Auch wenn wir die chemische und physikalische Abfolge von Musik und Gefühlen heutzutage mehr verstehen als früher, so ist die in uns ausgelöste Wirkung doch immer noch die selbe. Ich will nicht zu sehr in die Religionsdiskussion abdriften, aber man sollte auch einfach ein netter Mensch sein dürfen, ohne dass einem bei Zuwiderhandlung ewige Verdammnis angedroht wird. :cool:
Man muß dies nicht immer unter dem Aspekt der katholischen Lehre sehen. Dann kommt man durchaus zu anderen Ergebnissen.
Vielleicht ist es auch so, daß eine "Seele" diese Vorgänge auslöst. Quasi als Verbindung zwischen dem sichtbaren und messbaren Körper und dem unsichtbaren, für uns nicht messbaren Körper, vielleicht als Schnittstelle in eine andere Dimension.
Nur weil wir nicht in der Lage sind, unsichtbare/unmessbare und unbegreifliche Dimensionen wissenschaftlich festzuhalten, muß das nicht bedeuten, daß es sie nicht gibt.
Ich denke, die Wissenschaft hat sich zu einer Religion erhoben, und das ist sie ganz sicher nicht.

Rechtfertigung ist ganz sicher ein essentielles Thema. Jeder von uns muß sich gegenüber sich selbst und gegenüber anderen rechtfertigen. Das allein ist schon eine religiöse Angelegenheit, wie uns unsere eigenen Erfahrungen zeigen, wenn man ehrlich zu sich selbst ist, was ja oft schwer genug ist...

So ist und bleibt Religion eine ganz persönliche Angelegenheit. Und derartigen Massenveranstaltungen aller Art muß man erstmal mit Vorsicht begegnen.

Auch eine Einmischung durch Staat oder Teilen der Gesellschaft muß immer als Massenmanipiulation betrachtet werden, ein Aufzwängen von Denkweisen, eine Unterstellung von Sünden, die jeder für sich selbst beantworten muß, was genauso schlimm ist wie die völlige Abschaffung aller Religion oder der Mißbrauch zu irgendwelchen Zwecken (Kreuzzüge, Islamistenkriege, etc., die Geschichte ist voll davon...).

Ist man denn ein netter Mensch, wenn man aus Glaubensgründen in einen Krieg zieht?

Verteidigung des "Vaterlandes" oder das Bringen der "Freiheit" der Demokratie sehe ich als ebensolche Glaubensgründe, denn ohne Moral ist kein Krieg zu gewinnen, und Moral in diesem Sinne bedeutet immer, etwas zu glauben und dafür bereit zu sein, sein Leben hinzugeben - somit ist JEDER Krieg ein Glaubenskrieg, denn wer sollte so dumm sein, für ein paar Liter Öl sein Leben zu riskieren?

Ist man nun ein böser Mensch, wenn man nicht das glaubt, was man zu glauben hat - zumindest aus Sicht derjenigen, die ihren Glauben vertreten? :)

Das kann ja ein Klavier auch nicht!
Man darf den Computer nicht auf eine Stufe mit dem Menschen stellen, sondern mit dem Instrument.
Und mit Computern/elektronischen Instrumenten improvisieren ist doch Gang und Gebe.
Und es gibt Geigen und eine Stradivari...

Einerseits sagst du, dass die Musik nur noch Konsumgut ist und marktwirtschaftliche Relevanz wichtiger zu sein scheint als originäres Schaffen, andererseits sprichst du Ornette Coleman die Subersivität ab. Wie geht das zusammen?
Lies bitte nochmal meinen Satz genau durch - ich relativierte bereits beim Schreiben dieser Aussage...

Dazu ein Beispiel (Offenheit gegenüber Unerhörtem vorausgesetzt):
http://www.youtube.com/watch?v=zRkuX5j9lrU
Möglicherweise ist das sogar Kunst, weil provozierend, und mit Sicherheit ist es interessant - aber wie du selbst sehen und fühlen kannst, ist da nicht dieser Zauber, den echte Musik mit sich bringt. Nur ein Schauspiel mit Tönen, aber no real Live, das siehst du an den z.T. gelangweilten Gesichtern im Video.

Man braucht ebenso Jahre bis man den Computer als Instrument benutzen kann. Ich würde sogar noch weiter gehen, den Klang von Grund auf neu zu bauen ist viel tiefer gehender als jemand der sich einfach nur an ein Klavier setzt und sich höchstens beim Kauf überhaupt Gedanken über den Klang an sich macht.
Du kannst es ja einfach mal selber ausprobieren. Puredata ist zum Beispiel frei Verfügbar und man kann damit wirklich ALLES machen und ist als grafische Programmiersprache recht einfach zu lernen - und trotzdem dürften sich auf dem Klavier die Erfolgserlebnisse schneller einstellen.
Wenn du ein gutes Instrument (Ein PC ist ein Werkzeug, kein Instrument...) hast, wirst du es dein Leben lang nicht schaffen, alles aus diesem herauszuholen.
So kannst du ein Klavier wie eine Orgel, eine Gitarre, wie Bläser oder ein Schlagzwug klingen lassen. Da brauchst du aber Jahre für, und es gibt nur Wenige, die das in Teilen schaffen (ich selbst kann das nur ansatzweise und nicht bühnenreif). Dazu brauchst du neben der technischen Fähigkeit eine weitere, nämlich den Willen, daß das Instrument genau d a s tut, was es soll, daß es genau so klingt, wie es soll - damit macht es etwas, für das es eigentlich nicht geschaffen ist, aber der menschliche Geist kann auch das fertigbringen.
Ein quantelnder Rechner quantelt dagegen eben...

Zuschaustellung von Spieltechnik die einem gerne als grandiose und virtuose Musik verkauft wird hat die elektronische Musik zum Glück überwunden - es geht um den Klang an sich, heruntergebrochen auf die niedrigsten Einzelteile und wieder zusammengesetzt zu etwas neuem. Das Wesen von Klang erfasst man mit der Beschäftigung computergenerierter bzw. allgemein synthetischer Musik in meinen Augen viel besser.
Musik muß den Menschen packen und überwältigen, das ist ihr Wesen...
Und Improvisation auf einem Instrument erfordert eben eine gewisse Spielfertigkeit, die man selbst mit der besten Software nicht erseetzen kann.
Falls du mit meiner Meinung Probleme hast, möchte ich dich bitten, dich mal an eine Kiste mit Begleitautomatik zu setzen, dann weist du, was ich meine... ;)

Danke für den Tip!
Gern geschehen...

Der Thread hat sich ja fast von einem musiktheoretischen zu einem musikphilosophischen Thema gewandelt.
Das ist untrennbar miteinander verbunden. Jede Theorie hat einen philosophischen Ansatz, sonst käme man ja gar nicht zu einer Theorie...

Was mir speziell an Jazzern aufgefallen ist (Achtung: provokante These!): Sie spielen sich oft als Musikerpolizei auf. "Du hast da im siebenundsechzigsten Takt eine große Sekunde gespielt, blablabla...!" :eek: Na und? Fängst Du dann mit "künstlerischer Freiheit" an, wirst Du beim nächsten mal nicht mehr eingeladen. Ab dafür!
Sie sind alle genauso geltungssüchtig und applaushungrig wie alle anderen Rockstars, drum müssen sie generell - wie auch ich es gerne mache - klugscheißen. D)
Und wenn sie halt "Fehler" hören, mußt du ihnen nur mit einer hochkomplizierten Erklärung kommen, warum denn die große Sekunde da absolut notwendig war und warum sie das nicht gleich so gehört haben, bei dem Wissensstand hätte man das ja wirklich erwarten können... ;)

Aber wenn man gute Leute hört (egal welcher Musikrichtung), die zusammen spielen und dabei nicht nur vortragen, sondern miteinander grooven und dabei aufeinander eingehen, wird die ganze notierte Musik zur Nebensache.
Das sind dann diese mystischen Momente, die kein Mensch beschreiben kann. Kein Musiktheoretiker, kein Psychologe und auch kein Physiker. ;):p
JA! JAA! JAAA! JAAAAAAAAAAAH!!!!!! So ist es! Danke!
Vor allem können sie einfach zusammen improvisieren, ohne einen Rechner hochzufahren und einzustellen. Nur so. Und im nächsten Moment machen sie etwas ganz anderes, unvorhergesehenes, nicht programmiertes...

Jetzt war´s mal wieder viel, was ich geschrieben habe... Mei...!
 
Musik an sich ist schon eine Religion. Das merkst du daran, daß jeder etwas schaffen will, am besten etwas Neues...
Den Zusammenhang sehe ich nicht. Es ist einfach eine menschliche Eigenschaft immer mehr zu schaffen und weiterzukommen.

Die Frage ist ja, WARUM diese Schlüsselreize auftreten. Erkläre es mir...
Bin ich Neurologe? Ich werde mich wohl kaum soweit aus dem Fenster lehnen und versuchen das allumfassend zu erklären, da müsstest du dich schon selber informieren.
Aber warum diese Schlüsselreize auftreten ist doch eigentlich klar. Das Gehirn verarbeitet Reize und versucht aus ihnen Muster und Assoziationen zu bilden, es ist eigentlich nicht mehr als eine riesengroße Mustererkennungsmaschine. Bestimmte Reize werden mit bestimmten Gefühlen verbunden und es werden dementsprechend Drogencocktails ausgeschüttet. Musik ist an sich eine Art Abfallprodukt der Nachrichtenverarbeitung die wir mal zum Überleben gebraucht haben.
Ich muss aber sagen dass mich das Thema auch nur am Rande interessiert - aber ich streite deswegen nicht ab dass es dieses Thema gibt.


Du vergißt dabei eines: Die 9.81 m/s² sind wohl nicht konstant, so wie sämtliche Konstanten nicht konstant zu sein scheinen. Ich hoffe, du weißt, was das bedeutet.
Ähh nein, ich weiß gerade nicht was du mir sagen willst.

Plastikmusik ist mein Begriff für eine seelenlose Musik. Wer Musik mit Seele kennt, wird reine Tonsetzerei auf Tiefste verabscheuen, weil es einer Nummerierung von Tönen gleichkommt.
Mit Computerisierung meine ich den undezenten Einsatz z.B. der Roland R8-Drum-Maschine, den man beim unheilvollen ohrkrebsverursachenden Lärm unzähliger Platten kennt. Heute ist es halt Reason und Konsorten.
Ich habe bis heute kein gutes Stück gehört, das mit diesen Nichtinstrumenten eingespielt ist, lasse mir aber gerne eines zeigen.
Hör dir mal dieses Stück an. Vielleicht magst du es nicht - aber du wirst dem Stück kaum seine Emotionalität absprechen können.
Und hier gäbe es einfach keine logische Alternative zu der Ohrenkrebsverursachenden Drummaschine.

Aber vielleicht spricht dich davon nichts an. Nur musst du akzeptieren dass du nicht die einzige musikalische Instanz dieses Planeten bist. Mich berühren obige Beispiele mehr als es ein Beethoven jemals könnte.

Ich denke eher, daß die Computerisierung zur Massenfaulheit bei Möchtegernmusikern geführt hat, das dann in diesen Religionsveranstaltungen wie Superstars und Co. geendet sind. Wenn man andauernd richtig bitterschlechte Musik hört, kommt einem schlechte Musik als Offenbarung vor. Ist man gute Musik gewöhnt, kann man gute von schlechter Musik sehr gut differenzieren. Das ist eine Sache des Bildungswillens.
Ganz ehrlich, an deiner Stelle würde ich diese Art der Argumentation einfach lassen. Das ist lächerlich.
Andere können also nicht so wie du zwischen gut und schlecht unterscheiden weil sie so viel schlechte Musik hören. Könnte es nicht auch sein dass dein Horizont beschränkt ist, dein Bildungswille nicht da ist?

Ich denke, die Wissenschaft hat sich zu einer Religion erhoben, und das ist sie ganz sicher nicht.
Wer das sagt hat Wissenschaft nicht verstanden. Sie hat sich nie zur Religion erhoben. Sie hat die Religion höchstens aus Bereichen vertrieben in denen sie nichts zu suchen hat.

Wenn du ein gutes Instrument (Ein PC ist ein Werkzeug, kein Instrument...) hast, wirst du es dein Leben lang nicht schaffen, alles aus diesem herauszuholen.
Der ist gut - was ist wohl die Übersetzung von Instrument? ;)

Und wie soll es auch mehr sein als ein Musikwerkzeug? Mein Ziel ist es Musik zu machen, also brauche ich Dinge mit denen ich das tun kann. Jetzt kann man eine riesen Mystik aufbauen, dass es wissenschaftlich nicht erklärbar ist was da passiert, dass ein Instrument im Mondlicht von einem Meister unter Aufführung von Voodoo Tänzen erschaffen werden muss usw.
Man kann aber auch einfach nur Musik machen. Muss denn alles religiös, unerklärbar und besonders sein?

So kannst du ein Klavier wie eine Orgel, eine Gitarre, wie Bläser oder ein Schlagzwug klingen lassen. Da brauchst du aber Jahre für, und es gibt nur Wenige, die das in Teilen schaffen (ich selbst kann das nur ansatzweise und nicht bühnenreif).
Nur mal Interessehalber: Gibt es denn jemanden der das schafft? Mich würde es mal interessieren wie das klingen soll.

Ein quantelnder Rechner quantelt dagegen eben...
Was haben eigentlich alle gegen Quantisierung? Weißt du überhaupt was das ist?

Und genau so könnte ich sagen: Ein Klavier analogisiert halt so vor sich hin, was soll man damit anfangen?



Mal allgemein: Ich kann verstehen wenn sich jemand nicht mit digitaler Kunst auseinandersetzen will. Es ist schließlich viel Arbeit, Mühe und nicht gerade populär.
Aber wenn man sich damit nie beschäftigt hat, es auch nicht will und auch (sorry) nicht die Spur einer Ahnung was da passiert dann würde ich mich mit solchen Urteilen zurückhalten.
Ich kann es sogar verstehen, ich hab selber früher so gedacht. (achtung, jetzt bin ich mal zur Abwechslung elitär ;)) Es öffnen sich aber Welten wenn man sich darauf einlässt.
 
Mich berühren obige Beispiele mehr als es ein Beethoven jemals könnte.

Ich habe zwei Fragen, die erste ist leicht zu beantworten, die zweite weniger.

Wie weit hast Du Dich mit Beethovens Musik beschäftigt?

Was ist für Dich Musik?
 
Bestimmte Reize werden mit bestimmten Gefühlen verbunden und es werden dementsprechend Drogencocktails ausgeschüttet. Musik ist an sich eine Art Abfallprodukt der Nachrichtenverarbeitung die wir mal zum Überleben gebraucht haben.

Wenn man sein Leben nur als biologisch-chemischen Prozess versteht, hast Du recht. Dann kannst Du aber auch Liebe nur (im Sinne von ausschließlich) als hormonell bedingten Fortpflanzungsdrang verstehen. Wie unromantisch!
Natürlich hast Du (nüchtern betrachtet) recht damit. Mir wäre die Zeit, die ich als biochemische Lebensform auf der Erde verbringe aber zu trostlos, wenn ich so dächte.

Den Zusammenhang sehe ich nicht. Es ist einfach eine menschliche Eigenschaft immer mehr zu schaffen und weiterzukommen.

Von diesen religiösen Geschichten, wie sie von den Kirchen (egal welcher Religion) gepredigt werden, halte ich auch nichts. Musik als Religion zu betrachten könnte ich mir dagegen gut vorstellen.
Nicht wegen des Schaffensdranges, sondern wegen der beschriebenen mystischen Momente. Der Mensch neigt ja im Allgemeinen dazu, das zu mystifizieren, was er nicht oder nur sehr schwer beschreiben kann.

Und hier gäbe es einfach keine logische Alternative zu der Ohrenkrebsverursachenden Drummaschine.

NIN finde ich grandios. Aber nicht wegen des Drum-maschinensounds, sondern wegen des gesamten Drum-herums.
Die Massive-Attack-Nummer wäre für mich ohne den Gesang nicht besonders emotional. Aber das ist letztlich Geschmackssache. Darüber kann man nicht diskutieren.

Ich sehe und benutze synthetische Instrumente bisher lediglich als Substitute. Ich habe zuhause weder ein Schlagzeug, noch einen brauchbaren Schlagzeuger. Also benutze ich einen MIDI-Editor und Drumsamples. Ich versuche sie so zu programmieren, dass ein Drummer sie jederzeit nicht nur ersetzen, sondern mit Leben füllen kann.

Wie ich schon schrieb, fehlt mir der Zugang zur elektronischen Musik. Meine Experimente mit Softwaresynths waren daher nicht besonders fruchtbar. Das bedeutet aber nicht, dass sie deshalb keine Daseinsberechtigung haben. Erlaubt ist, was gefällt!

Wenn jemand von Heintje zu Tränen gerührt ist, wäre es müßig, ihn davon zu überzeugen, dass es übelster Kitsch ist. Für ihn wird es das Größte sein.
Was soll´s! Ich bin mir sicher, dass auch in meiner CD-Sammlung etliche Silberlinge schlummern, welche sich die meisten Menschen nicht antun würden.
 
Ich habe zwei Fragen, die erste ist leicht zu beantworten, die zweite weniger.

Wie weit hast Du Dich mit Beethovens Musik beschäftigt?

Was ist für Dich Musik?
Ich will mich jetzt nicht in einer Musik-Definition verstricken. Schon der allgemeinere Begriff Kunst ist kaum fassbar.

Aber ich höre Sachen die mir interessant vorkommen, in gewisser Weise Gefühle auslösen und ich hab eigentlich alles so unvoreingenommen wie es mir möglich wäre gehört.
Und es gibt einfach Künstler die mir mehr geben als Beethoven. Bei anderen mag das anders sein, aber die haben auch eine andere Lebensgeschichte, verbinden mit bestimmten Geräuschen und Klängen andere Dinge.

Wenn man sein Leben nur als biologisch-chemischen Prozess versteht, hast Du recht. Dann kannst Du aber auch Liebe nur (im Sinne von ausschließlich) als hormonell bedingten Fortpflanzungsdrang verstehen. Wie unromantisch!
Natürlich hast Du (nüchtern betrachtet) recht damit. Mir wäre die Zeit, die ich als biochemische Lebensform auf der Erde verbringe aber zu trostlos, wenn ich so dächte.
Das ist eine Einstellung die ich noch nie verstanden hab.

Wie die Rotfärbung beim Sonnenuntergang zustande kommt ist lange bekannt und es kann jeder nachlesen - und trotz diesem Wissen kann ich ihn genießen oder ein wirklich schönes Bild davon machen. (mit einer Digitalkamera in der ich abgesehen von den prohibitären Schnittstellen weiß wie sie funktioniert - und das Bild wird dadurch nicht hässlicher)
Ich weiß was Alkohol mit den Gehirn anstellt - und hab trotzdem hin und wieder einen Heidenspaß daran mich bis zum Verlust der Muttersprache zu betrinken und dass Musik einfach Dinge im Gehirn anstellt kann nimmt diesen Dingen doch nicht den Zauber. Es macht es sogar noch interessanter wenn man davon mehr versteht und seine Mittel besser einsetzen kann.
Man muss nicht mal die Liebe als etwas überweltliches auffassen um verliebt sein zu können. Erkenntnisse zerstören keine Emotionen. Deswegen verstehe ich die Angst vor eben diesen Erkenntnissen nicht.


Wissen und Verstehen an sich hat für mich etwas viel fazinierenderes als einfache Mystik und Esoterik.
 
Mich berühren obige Beispiele mehr als es ein Beethoven jemals könnte.

Manche berührt auch Harry Potter mehr als Shakespeare.
 
Wie die Rotfärbung beim Sonnenuntergang zustande kommt ist lange bekannt und es kann jeder nachlesen - und trotz diesem Wissen kann ich ihn genießen,...
(...) Man muss nicht mal die Liebe als etwas überweltliches auffassen um verliebt sein zu können. Erkenntnisse zerstören keine Emotionen.

Das klingt überzeugend.:great:
 
Den Zusammenhang sehe ich nicht. Es ist einfach eine menschliche Eigenschaft immer mehr zu schaffen und weiterzukommen.
Kultur ist etwas anderes als nur die Wissenschaft...

Ähh nein, ich weiß gerade nicht was du mir sagen willst.
Ohne konstante Konstanten stimmen die Modelle nicht mehr...
Weil du dich anscheinend sehr für den physikalischen Aufbau der Welt interessisert, solltest du dich mal mit diesem sehr interessanten Thema beschäftigen.
Eigentlich wundert es mich, daß dir das so wohl nicht bekannt war...

Mich magst du vielleicht als Mystiker oder Träumer bezeichnen, doch beschäftige ich mich durchaus mit irdischen Themengebieten aller Art. Doch wenn man sich die Dinge genauer anschaut, ist nichts, wie es zu sein scheint.

Und wenn ich drei Tage einen mystischen Yogahandstand machen muß, um musikalisch weiterzukommen, werde ich das tun. Die reine physikalische Sichtweise führt eindeutig nicht zu besserer Musik. Zumal es wirklich vermessen wäre zu glauben, daß unsere heutige Physik auch nur einen Bruchteil der Welterkenntnis gebracht hätte.
Schau dir unsere Umwelt an, schau dir unsere dekadente Gesellschaft an - oder hat die Wissenschaft der Welt Frieden gebracht?
Wenn man jetzt mal bösartig ist, kann man behaupten, wir haben hier deshalb drei Fernseher, damit man die hungernden Menschen besser observieren kann...

Auch kann ich nicht sehen, daß die Wissenschaft eine bessere Kultur gebracht hat. Oder m e h r und b e s s e r e Kreativität.

Hör dir mal dieses Stück an. Vielleicht magst du es nicht - aber du wirst dem Stück kaum seine Emotionalität absprechen können.
Doch. Das Stück ist nicht emotional, vielleicht noch die Stimme. Das ist vielleicht interessante Musik, ist aber trotzdem Plastik- bzw. Kondommusik, sorry.
Schade, daß du keine r i c h t i g e Musik kennst.
Massive Attack kenne ich allerdings schon seit Ewigkeiten, auch die diversen anderen Gruppen, die ähnliche Musik machen. Ich selbst habe auch schon vor Jahren so Zeug gemacht, als ich noch dachte, gute Musik müßte hip sein. Ein teurer Irrtum, wie ich feststellen mußte, hat viel Zeit und Geld gekostet und ist es nicht wert gewesen.

Und hier gäbe es einfach keine logische Alternative zu der Ohrenkrebsverursachenden Drummaschine.
Quatsch. Ein guter Drummer hätte das noch viel krasser einspielen können. Schade, daß du solche Musiker nicht kennst.
Sei vorsichtig mit solchen Aussagen, du mußt dringend deinen musikalischen Horrizont erweitern.

Aber vielleicht spricht dich davon nichts an. Nur musst du akzeptieren dass du nicht die einzige musikalische Instanz dieses Planeten bist. Mich berühren obige Beispiele mehr als es ein Beethoven jemals könnte.
Warst du auch schon bei AC/DC?
Ich war kein Freund solcher Musik, aber die haben mir so einen Tritt gegeben, weil sie dermaßen "tight" sind und eine unglaubliche "Wand" schaffen, daß ich nur noch perplex war - und immer noch bin. Auch weil mich ihre Musik berührt hat - unabhängig vom Musikstil, weil der auch nicht maßgeblich ist. Und ich bin ganz froh, daß es verschiedene Geschmäcker gibt, sonst wäre alles ja nur noch langweilig, eine große Suppe, in der ich nicht schwimmen möchte...

Sicher bin ich nicht die einzige musikalische Instanz, doch sicher keine schlechte, und ich bin auch nicht der einzige, der solche Dinge denkt, vielleicht aber einer der Wenigen, der sie offen anspricht.

Ganz ehrlich, an deiner Stelle würde ich diese Art der Argumentation einfach lassen. Das ist lächerlich.
... bla fasel - gekürzt - bla fasel...
... Aufführung von Voodoo Tänzen erschaffen werden muss usw.

Das Wichtigste im Leben ist, nichts zuuuu ernst zu nehmen. Persönliche und fachliche Dinge zu trennen, sonst gibt´s ein Gebashe, daß es kracht. Kann auch manchmal Spaß machen, mache ich jedoch meist, um ein Ziel zu verfolgen, und drum laß´ ich´s hier mit der Bemerkung, du solltest erst mal nach den Konstanten schauen...

Man kann aber auch einfach nur Musik machen. Muss denn alles religiös, unerklärbar und besonders sein?
D a s ist der entscheidende Unterschied zwischen Musik und M u s i k...

Nur mal Interessehalber: Gibt es denn jemanden der das schafft? Mich würde es mal interessieren wie das klingen soll.
Gut klingt es, sogar ausnehmend gut. Und ja, es gibt Musiker, die das können, und das betrifft nicht nur das Klavier. Jaja, der Bildungshorizont ist manchmal ein Bildungshorrizont (man verzeihe das schlechte Wortspiel)...

Was haben eigentlich alle gegen Quantisierung? Weißt du überhaupt was das ist?
Weil ich weiß, was das ist, drum bin ich wie viele andere, die das auch wissen (oder noch spüren können) auch kein Freund dessen, wenn es die Musik betrifft.

Und genau so könnte ich sagen: Ein Klavier analogisiert halt so vor sich hin, was soll man damit anfangen?
Spielen, ganz einfach spielen. Deckel auf, ransetzen, und los gehts und du kannst improvisieren. Kein Bildschirm einschalten, kein Rechner hochfahren, Programm starten, Parameter einstellen, System justieren, Wandler kalibireren oder den Synth und die Anlage einschalten und warten, warten, warten.
Auch stimmt immer die Lautstärke. Und jeder Ton ist anders. Klingt es kacke, muß ich mir selbst auf die Finger klopfen und nicht auf einen blöden Soundprogrammierer oder eine üble Maschine schimpfen.
Nein. Wenn was falsch ist, kann ich den Fehler immer bei mir selbst suchen - eine wunderbare Selbsterkenntnis...

Mal allgemein: Ich kann verstehen wenn sich jemand nicht mit digitaler Kunst auseinandersetzen will. Es ist schließlich viel Arbeit, Mühe und nicht gerade populär.
Aber wenn man sich damit nie beschäftigt hat, es auch nicht will und auch (sorry) nicht die Spur einer Ahnung was da passiert dann würde ich mich mit solchen Urteilen zurückhalten.
Ich kann es sogar verstehen, ich hab selber früher so gedacht. (achtung, jetzt bin ich mal zur Abwechslung elitär ;)) Es öffnen sich aber Welten wenn man sich darauf einlässt.
Das ist doch nur ein Modetrend in der Kunst. Ist halt hip, mehr nicht. So wie dieses Wissenschaftsgelabere auch. All das hat uns nicht glücklicher gemacht, nur noch mehr Angst verbreitet. Diese A n g s t sitzt jetzt dem Volk im Nacken, überall sieht man nur noch Klimakatastrophe, Seuchen, Gift im Essen und überall, dann sind auch gleich die Terroristen und Kinderschänder überall - und die Bilder von Krieg und Elend helfen auch nicht gerade, diese Angst zu beseitigen, im Gegenteil, sie stumpfen ab und verdrehen das Gehirn.
Schau dir mal diese Sendungen an, da wird die Katzenretterin hochgelobt, weil sie ja die armen Tierchen rettet, die ja sonst überhaupt nicht in der Wildnis zurecht kämen. Im Gegenzug wird dann umgeschaltet, wenn eine Hilfsorganisation die Bilder von hungernden, frierenden Menschenkindern zeigt und die Stümpfe der von Minen abgerissenen Gliedmaßen das Mittagessen verderben.
Das ist nur pervers. Und ist ein Zeichen einer Gesellschaft, die dekadent, herzlos und verkommen ist. Da kann sich jeder mal selbst an die Brust greifen.

Und man muß auch begreifen, daß das Leben endlich ist. Wirkliches Wissen werden wir erst dann haben, wenn wir den Schatten des Todes überschritten haben, falls es uns dann noch gibt, wovon ich aber mal ausgehe, denn wir wissen es einfach nicht, und da wäre es geradezu dumm, diesen Gedanken aus Angst nicht weiterzuführen.

Ich bin davon überzeugt, daß gute Musik die Kraft hat, schlechte Dinge zurückzudrängen, allerdings auch, daß schlechte Musik den Verfall von Gutem beschleunigt...
 
Ohne konstante Konstanten stimmen die Modelle nicht mehr...
Weil du dich anscheinend sehr für den physikalischen Aufbau der Welt interessisert, solltest du dich mal mit diesem sehr interessanten Thema beschäftigen.
Eigentlich wundert es mich, daß dir das so wohl nicht bekannt war...
Dass die Erdbeschleunigung mit der man in der klassischen Mechanik rechnet nur eine grobe Annährung ist ist klar und wirklich jedem bekannt. Was ich nicht verstanden hatte - was hat das mit dem Thema zu tun? Wenn wir hier über Quantenphysik reden wollen wäre das auch einigermaßen Interessant, wäre aber vollendes Offtopic.;)
Außerdem würde das der Metapher eines Gewichts welches auf einen Fuss fällt nicht wirklich neue Elemente hinzufügen...

Auch kann ich nicht sehen, daß die Wissenschaft eine bessere Kultur gebracht hat. Oder m e h r und b e s s e r e Kreativität.
Wir hätten keine temperierte Stimmung, wir hätten keine Aufnahmen, keine Tonträger, keine Verstärker, ja nicht mal Orgelpfeifen oder brauchbare Saiteninstrumente. Man hätte Harmonien niemals theoretisch beschrieben und so neue Ansätze entwickelt. Es hätte keinen Film gegeben, keinen Buch und Notendruck, man hätte keine Lichtspiel und Opernhäuser bauen können. Du hast recht, das war alles völlig unwichtig für Kunst und Kultur. ;)

Schade, daß du keine r i c h t i g e Musik kennst.
Es ist wirklich schade dass ich deinen Ansprüchen nicht genüge, nach denen du bewertest ohne überhaupt zu wissen was ich für einen Hintergrund habe. Was willst du mit solchen Beleidigungen bezwecken?

Ein teurer Irrtum, wie ich feststellen mußte, hat viel Zeit und Geld gekostet und ist es nicht wert gewesen.
Du musst deinen Frust aber nicht zur Maxime erheben. Andere kommen damit klar und können damit Musik machen.


Sicher bin ich nicht die einzige musikalische Instanz, doch sicher keine schlechte, und ich bin auch nicht der einzige, der solche Dinge denkt, vielleicht aber einer der Wenigen, der sie offen anspricht.
Es gibt viele die es aussprechen. Lies mal im Metalforum: Hiphop ist scheiße, alles mist und alles ungebildete Idioten und die hören keine richtige Musik. Lies im Hiphop-Forum: Das gleiche in umgekehrt. Die Klassiker finden dafür Rock doof und die Elektroniker finden Klassik mistig.

Sich selber zur Instanz erheben und anderes runtermachen tun sehr sehr viele und eigentlich ist das weder etwas besonderes noch erstrebenswertes.
 
Ich finde es falsch elektronische Klangerzeuger grundsätzlich als "nicht emotional" etc. einzuordnen. Sie sind einfach ein Instrument wie jedes andere und sollte die Musik unzureichend Gefühle und Stimmungen vermitteln, so ist es die Schuld des Musikers, und nicht des Werkzeugs.
Mir fällt kaum Musik ein die ausschließlich am Computer entstanden ist bzw. wo nicht wenigstens analoge Instrumente und menschliche Stimmen gesamplet wurden, dafür umso mehr, in denen Elektronik (auch improvisatorisch eingesetzt) und traditionelle Instrumente auf gelungene Weise und hochemotional zusammengeführt wurden.

Als Beispiel sei die norwegische NuJazz-Szene genannt, deren Vertreter vor einigen Jahren für mächtig Wirbel gesorgt haben: Nils Petter Molvaer, Eivind Aarset, Bugge Wesseltoft, Sindrel Endresen, Audun Kleive, DJ Strangefruit, Jan Bang, Arve Henriksen etc.

http://de.youtube.com/watch?v=j3qlXDy0O1g
http://de.youtube.com/watch?v=-qTcrzHG_KM
http://de.youtube.com/watch?v=1u-UsFNWiMw
http://de.youtube.com/watch?v=Yj2d6aArmxg
http://de.youtube.com/watch?v=PH_3xTmYQsI
http://de.youtube.com/watch?v=Id5vPepZ27k

Also zumindest ich finde diese Musik wunderschön...

@pvaults
Mich würde interessieren, was für dich gute, emotionale, ehrliche usw. Musik in Abgrenzung zur sog. "Plastikmusik" ist (Beispiele)!
 

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