Rückbau einer 1960er Gibson Les Paul Special

  • Ersteller Da Prinz
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Dieser Crack ist ja aber wirklich komisch.Ist da nur dieses Eck rausgebrochen? Doch wohl eher der ganze Hals? Wenn letzteres, hätte ich allerdings gedacht dass er den Hals entfernt, repariert und dann wiesder komplett neu einsetzt.

Ja der Hals war wohl mal raus. Aber das hatte ich zu Beginn meiner Wissens auch schon kund getan ;)

Ich hab das Thema ganz zu Beginn mit Florian besprochen. Er hat sich das Ganze im Detail angesehen und hat mir mitgeteilt, dass die Reparatur professionell durchgeführt wurde und es keinen Grund gibt hier nochmal nachzubessern. Auch der Halswinkel ist wunderbar. Daher haben wir alles so belassen wie es ist. Nur kosmetisch wird hier nachgebessert :D
 
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Hallo zusammen,

weiter gehts! Gestern hatte ich leider keine Zeit, daher gibts die Arbeiten nachträglich. Da Herr Jäger aber auch Sonntags fleißig ist gibt später noch einen Nachschlag ;)

Auf Florians Angebot heute mit seinen originalen Kommentaren :mampf: :


Entfernen des eingesetzten Stücks (Bridge dort wo die ABR-1 platziert war)

Hier offenbart sich Schreckliches (wie so oft bei derartigen Restaurierungen).
Das eingesetzte Stück, bei dem ich bei der Bestandsaufnahme schon gesagt hatte, das sei noch "unterfüttert"...


IMG_4438.jpg


...zeigt beim Ausbohren und späteren sauberen Ausfräsen, dass das "Zwischenstück" aus minderwertigem Okoume nicht einmal sauber eingesetzt, sondern noch eine "Zwischenlage" aus LUFT" bereithält...

IMG_4439.JPG


...dann kommt dauerhaft weicher, elastischer und klanglich absolut abtötender Baumarktleim (hier dunkel):

IMG_4440.JPG


...unter der ABR-1 Bridgepost-Bohrung finden wir gleich eine Zusatzbohrung. Sie stand also auch auf Luft:

IMG_4441.JPG


Es geht dramatisch schauerlich weiter:

IMG_4442.JPG


3-lagiges Plywood faktisch. Die KONNTE garnicht klingen:

IMG_4443.JPG


Am Schluss bricht das stümperhaft eingeleimte Oberstück einfach weg:

IMG_4444.JPG


...und zeigt nochmal das QUER ZUM FASERVERLAUF eingeleimte Stück IKEA-Schrankrückwand:

IMG_4445.JPG


Zum Glück ist der Mist jetzt raus!


Das bestätigt wohl, dass das aktuelle Projekt mit Abstand das Beste ist was man diesem Instrument antuen konnte! Bis später - es geht weiter!!!
 
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Krass! Und natürlich leichzeitig good news - da das Nachher ein umso größerer Unterschied zum Vorher sein wird
 
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Krass! Und natürlich leichzeitig good news - da das Nachher ein umso größerer Unterscheiszum Vorher sein wird

Jaaaa... bin echt mächtig gespannt was ich da zurück bekomme wenn Florian fertig ist. Das wird wirklich ein komplett neues Instrument! Aber mit Sicherheit ein deutlich Besseres :)

Das was Florian jetzt ausgebuddelt halt wusste ich beim Kauf natürlich nicht. Das wird wohl auch der Grund gewesen sein warum es der Gitarre an Brillanz gefehlt hat und sie immer etwas „bedeckt“ geklungen hat.
 
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Jaaaa... bin echt mächtig gespannt was ich da zurück bekomme wenn Florian fertig ist. Das wird wirklich ein komplett neues Instrument!
Das war damals auch bei meiner Goldtop der Fall und bei ihr waren nicht so umfangreiche Holzarbeiten erforderlich. Ich bat Florian nichts an meinen Einstellungen (Pickups) zu ändern. Als sie zurück kam musste ich mich komplett neu mit ihr beschäftigen, da sie nun völlig anders klang. Dies lag wohl eher nicht an dem dünner gemachten Hals oder den an eine ´59er angepassten Bodykonturen, sondern vielmehr am Lack. Von daher wird dieser bei Deiner Junior bestimmt auch viel (ver)ändern.
Aber mit Sicherheit ein deutlich Besseres :)
Davon gehe ich ganz stark aus und vorallem Dingen eines, dass seine Würde wieder zurückbekommen hat.
 
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Und wie versprochen die Fortsetzung...

Florian hat eine Schablone angefertigt um den mit seinen Worten "shabby eingesetzten Mist" ganz knapp herauszuschneiden. Er achtet hier darauf stets so viel vom Originalholz zu erhalten, wie es ihm irgendwie möglich ist.

IMG_4464.JPG


Das Ganze macht er mit einem sogenannten "Pin Router" (BJ 1959) der bereits bei Gibson Kalamazoo verwendet wurde. Der Router wurde von ihm und einem Harley-Davidson-Mechaniker vollständig restauriert.

IMG_4466.JPG


Gleiches Spiel an der Hals-Pickupfräsung. Auch dafür hat Florian extra eine Schablone angefertigt.

IMG_4469.JPG


Anschließend wurden die Knochenleimperlen in Wasser eingeweicht...

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Die Wartezeit wurde sinnvoll genutzt. An einer 1952er Baeuerle-Bandsäge wurden die einzusetzenden Stücke Honduras grob ausgesägt.

IMG_4471.jpeg


Der Knochenleim wird dann im Leimkocher auf ca. 60 Grad erhitzt. Mehr als 70 dürfen es nicht sein, da es sich um einen natürlichen Glutinleim handelt. Bei mehr Hitz, würden Proteine zerstört werden was die Klebkraft vermindert.

IMG_4472.JPG


Die Verarbeitung ist sehr kompliziert, da der Heißleim keine sog. "offene Zeit" wie moderne Leime hat und Florian (keinen Retarder/Verzögerer) zugibt, wie es Gibson heutzutage bei "all hide glue constructions" macht. Retarder hat den Nachteil, dass der Leim nicht vollständig aushärtet und weich bleibt. Ohne Retarder muss man wahnsinnig schnell sein - der Leim geliert sofort. Die Vorbereitung muss perfekt passen, die einzusetzenden Stücke auch. Und ohne jahrelange Erfahrung bleibt man hier wohl chancenlos.

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Der austretende Knochenleim wird schon nach Sekunden zu Gelee.

IMG_4475.jpeg




So das wars dann für heute. Hoffentlich bis morgen :great:
 
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Unglaublich! Ich frage mich ernsthaft, was das alles kosten wird
 
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ich habe echt null Ahnung von sowas, aber ich kann einfach mal raten: ca. 60 Std à 50/60,- € zzgl. Märchensteuer ergibt irgendwas um die gut 4T Öcken abzügl. evtl. 15 Jahre Jäger 12% Jubiläumsrabatt.

https://www.gitarrebass.de/equipment/jaeger-guitars-feiert-15-jaehriges-bestehen-mit-rabattaktion/

Na da gehts um Bavarian Makeover. Also Überarbeitung von Gibson CS Historic Modellen hin zu bestmöglichen historisch korrekten Specs.
Da gibts auch nen tollen Thread hier im Board: https://www.musiker-board.de/thread...a-gibson-historic-collection-les-paul.555926/
Aber definitiv interessant für alle die sowas Vorhaben.
Ist ja nochmal was anderes als eine Restaurierung wie bei mir.

Aber wie gesagt zum Preis sag ich nichts. Das die Geschichte nicht günstig ist wird jedem klar sein. Erfreut euch einfach am hoffentlich recht interessanten Restaurierungsprozess :great:
 
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Ich möchte den Thread von @Da Prinz nicht kapern, aber wenn Ihr Interesse an Florian´s Arbeit habt und es nicht abwarten könnt, weitere Fotos der Special zu sehen, schaut Euch doch solange das Bavarian Makeover I meiner Goldtop anschauen:
https://www.musiker-board.de/media/albums/makeover-gibson-les-paul-goldtop.3578/

Laut Florian war es das erste Makeover, das er als Gitarrenbaumeister abschloss. Währenddessen legte er nämlich erfolgreich seine Prüfung ab.

Hoffe, dass ist für Dich OK, Da Prinz?!
 
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Moin, moin,

kurzes Update von Gestern...

Zitat: "Das extra lange Loch für den extralangen harness-channel wird durch das Jack-Hole neu aufgebohrt!"

IMG_4484.jpeg


Anschließend musste die optimale Position der Wraparound ermittelt werden. Dazu gab es erstmal neue Bünde. ACHTUNG - Die Bünde sind noch nicht fertig eingeschlagen und später komplett auf dem Griffbrett aufliegend ;)

image1.jpeg


Da die Gitarre in ihrem vorherigen Leben bereits mindestens 1x neue Bünde erhalten hatte und die Fret-end-nibs dabei entfernt wurden, werden die neuen Bünde ausgeklinkt.
Klar könnte man das Bindung wechseln, oder die Nibs Nachmodellieren, aber hey - wir wollen ja schon noch so viel Original erhalten wie es möglich ist :great:

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Anschließend konnte Florian, mit einer leider geheimen Methode die er nicht verraten möchte, die perfekte Position für die Wraparound ermitteln. Die Position wurde für meine Favorisierte Saitenstärke 10-46 ermittelt und entspricht dabei in etwa der historischen.

IMG_4495.JPG


Zu guter Letzt wurden die Bushings eingeschlagen. Da die Parts von MojoAxe leider noch auf sich warten lassen, haben wir uns kurzerhand für ein Upgrade entschlossen. Die Lady hat nun Bushings, die Florian von einem norddeutschen Schmied aus altem Metall anfertigen lässt, erhalten. Diese bieten Korrektes Knurling, korrekte Länge und sind eigens von Florian cryogenisiert. Diese wurden, soweit mir bekannt, auch schon von einigen Usern hier im Board, bei Makeovern eingesetzt.

Seht selbst:



Ich denk wir sind uns einig, dass sich keiner Sorgen über eine schlechte Verbindung zum Holz machen muss :D
 
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Update!

Da anstelle der nachträglich verbauten Grovers wieder Klusons als Mechaniken installiert werden sollten, mussten zuerst die leicht vergrößerten Mechanikbohrungen wieder auf das Originalmaß gebracht werden.
Dazu hat Florian die Bohrungen mit Querholzdübeln verschlossen.

IMG_4516.jpg

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Auch die Bünde wurden nun eingeschlagen und schonmal grob auf die richtige Länge gebracht. Florian hat sich hier das Leben etwas schwer gemacht und das Griffbrett NICHT plan geschliffen (wie es viele machen würden). Das war natürlich volle Absicht, damit ja nichts vom wertvollen Rioboard verloren geht. Das Ergebnis ist trotzdem, auch ohne Abrichten, schon mehr als überzeugend und zeugt von Gleichmäßigkeit. Verwendet wurden übrigens Dunlop 6100. Seht selbst:

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Dann gabs gestern Nachmittag noch eine eher unschöne Entdeckung. Leider hat Florian festgestellt, dass das Griffbrett am Ende lose war. Auch wenns bisher nie gestört hat und auch nicht bemerkt wurde - sehr gut das er es entdeckt hat!

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Das Griffbrett wurde dann auch umgehend wieder verleimt. Dazu hat Florian die Stelle leicht erwärmt, was den noch vorhanden alten Knochenleim wieder weich werden lässt und seine Klebkraft zu 100% wiederherstellt.
Zusätzlich würde verdünnter Knochenleim mittels Kapillarwirkung hinzugegeben, was die perfekte Verleimung ergibt.
Als Hinweis: Die Unterlage ist ein Kork. Es hat hier im Board wohl schonmal einen Backstein vermutet :D

IMG_4527.JPG


Heute Morgen war dann alles wieder so als wäre nie etwas gewesen :)

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So viel erstmal für den Moment. Es geht heute Abend noch weiter :great:
 
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Ich finde es sehr spannend die tolle Arbeit hier mitverfolgen zu dürfen :great::great:
Es ist auch super wie Florian alles mit Bildern dokumentiert :):)
 
Es ist auch super wie Florian alles mit Bildern dokumentiert :):)

Da hast du Recht! Ich hätte im Vorfeld nie erwartet so umfassend eigebunden zu sein und mehr oder weniger über jeden Schritt umfassend informiert zu werden.
Ich bin wirklich mehr als begeistert :great:
 
Als Hinweis: Die Unterlage ist ein Kork. Es hat hier im Board wohl schonmal einen Backstein vermutet :D

Erstaunen tut mich die Position der Korkunterlage - hier sollte wohl die sprichwörtliche Bruchfestigkeit der Gibson-Kopfplatte erneut unter Beweis gestellt werden.
 
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na ich denke er wird schon wissen warum er das genau so und nicht anders macht. Ich denke stabilere/flächigere Auflage und die Zwinge mit Gefühl angezogen; dann passt das schon so.
 
Und 2. Runde für heute!

Die Mechaniklöcher sind neu gebohrt. Außerdem wurden die, durch die Grovers, eingedrückten Stellen aufgefüllt. Diese Abdrücke durch die Gewindeschrauben sind typisch für Grover Tuner. Florian hat hier drauf geachtet, dass die Patina der originalen Lackierung nicht zerstört wird. Operation geglückt! Der Headstock sieht aus wie vorher - nur das jetzt wieder Klusons einziehen durften:

IMG_4542.JPG


Auf der Rückseite hat er alle überflüssigen Schraubenlöcher gedübelt und die benötigten neu gebohrt. Man sieht nichts:

IMG_4538.JPG
 
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