Warum Gesang auf Deutsch hart klingt, und wie man das (mögl.) vermeiden kann

Eine Sprache in eine bestimmte Schublade zu pressen, finde ich eher nicht angebracht. Klar gibt es eine Richung, was besser oder weniger gut geht, aber man kann in einer als "hart" eingestuften Sprache "weiche" Stimmung erzeugen und umgekhert, wenn man es nur darauf anlegt.

Das fĂŒhrt wieder zur Ausgangsfrage. Mir ist aber weiterhin unklar, ob es "die" HĂ€rte im Deutschen tatsĂ€chlich gibt.

DarĂŒber lĂ€sst sich streiten, aber ich ging eigentlich davon aus, dass darĂŒber weitestgehend Einigkeit herrscht.
Ich denke nĂ€mlich nicht, dass dieses Klischee von der HĂ€rte der deutschen Sprache ein unbegrĂŒndetes Vorurteil ist, sondern schon erklĂ€rbare GrĂŒnde aufweist. Siehe Eingangspost/Video.
Einem deutschen Muttersprachler stechen diese Makel natĂŒrlich nicht ins Auge, bzw Ohr, aber da muss man glaube ich die Befangenheit ein bißchen abschĂŒtteln und versuchen, dass aus der Perspektive des AuslĂ€nders zu betrachten.
ZB der irische Komiker Dylan Moran hat Deutsch folgendermaßen beschrieben:
The german language sounds like a typewriter eating tinfoil being kicked down the stairs.
In hartem Deutsch:
Wie eine Schreibmaschine, die Alufolie frisst und die Kellertreppe hinuntergetreten wird.




Klassischer Fall, wo das zu Beweisende als Fakt vorausgesetzt wird: LĂ€ngst nicht alle Leute und schon gar nicht die, die Deutsch als Muttersprache haben, finden diese Laute bzw. die meisten davon "befremdlich". Ausserdem gibt es noch andere Laute...

Die Deutsch-Muttersprachler brauchst du gar nicht erwĂ€hnen. Ist klar, dass es sich fĂŒr die nicht befremdlich anhört.
Und was Nicht-Deutsch-Muttersprachler angeht, kann ich mich ersteinmal nur auf meinem Kronzeugen im Video berufen.

Das geht viel zu stark vom Schriftbild und einer Unterscheidung aus, die fĂŒr den Klang keine entscheidende Rolle spielt.


...
Anders sieht es mit dem Deutschen aus, welches fĂŒr seine KonsonantenanhĂ€ufungen berĂŒhmt und berĂŒchtigt ist. Wörter wie „Strumpf“ oder „ernst“ wĂ€ren in vielen anderen Sprachen undenkbar und haben einen harten Klang. FĂŒr einen Japaner etwa kann die deutsche Sprache eine echte Herausforderung sein, da im Japanischen viele Wörter nicht mit einem Konsonanten, sondern mit einem Vokal enden.
Auch am Anfang eines Wortes (Anlaut) bergen die Konsonanten im Deutschen einige TĂŒcken. So ist bei Deutsch-Lernenden oft zu beobachten, dass sie einen Vokal vor den Konsonanten stellen, um die Aussprache zu erleichtern. Aus dem Wort „Stock“ wird mithilfe eines Vokals „Astock“, aus Durst wird „Adurst“.
...
https://www.welt.de/wissenschaft/article119098264/Warum-Deutsch-hart-klingt-und-Arabisch-forsch.html


Ich möchte jetzt nicht alles einzeln herauspicken und zitieren, aber der Welt-Artikel geht auch auf die anderen Punkte ein.
Das Wort 'hart' fÀllt mehrmals.
 
Mein Onkel war ca. 1980 im Rahmen einer StĂ€dtepartnerschaft in Frankreich und saß beim Abendessen in einer gemischten Gruppe. Irgendwann mal fragte ein des Deutschen nicht mĂ€chtiger Franzose sein deutsches GegenĂŒber, welche Sprache er gerade (mit seinem deutschen Nachbarn) benutzt habe. Großes Erstaunen beiderseits: Bei den Deutschen, dass der Franzose etwas anderes als Deutsch fĂŒr möglich hielt, und bei dem Franzosen, dass - und das fĂŒhrte zur ErklĂ€rung - die gerade gehörte Sprache dieselbe sein sollte, deren Klang er aus zahllosen Filmen im Ohr hatte.

Es war geschrieben tatsĂ€chlich dieselbe Sprache, aber ein gĂ€nzlich anderer Sprachduktus - nennen wir's mal Kasernenhofdeutsch in den Filmen und normale Unterhaltung beim Abendessen. FĂŒr den nicht Eingeweihten war ersteres Deutsch - und sonst nichts. Und hier kommen wir zu Herrn Conrad, der zu Beginn des Clips genau den Kasernenhofduktus heranzieht und als (typisches) Deutsch als Grundlage fĂŒr seinen 'Slam' nutzt ('slam' wird im ĂŒbrigen jeder Spanier als "eslam" aussprechen - das im "Welt"-Artikel erwĂ€hnte Problem ist keineswegs einem deutschen Alleinstellungsmerkmal geschuldet. Was fĂŒr mich eine gewisse Skepsis gegenĂŒber seinen Aussagen begrĂŒndet...).

Zur Vermeidung von MißverstĂ€ndnissen: Nein, die damals am GesprĂ€ch beteiligten Deutschen sprachen keinen (gemeinsamen) Dialekt, hatten also auch nicht dieselbe FĂ€rbung. Gemeinsam war ihnen die Distanz vom Deutsch der 40er Jahre, und die genannten Filme spielten allem Anschein nach
in der Zeit des 2. Weltkriegs und der deutschen Besatzung...
 
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Ich habe gerade von einer EnglÀnderin (die auch Deutsch spricht und singt) genau das Gegenteil gehört.
Deutsch sei wunderbar zum Singen, so melodisch.... etc.
Ich habe ihr natĂŒrlich gesagt das wir das meistens anders sehen. ;-)
Es ist alles eine Frage der Perspektive.
Wie so vieles im Leben.
 
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Deutsch sei wunderbar zum Singen, so melodisch.... etc.
Ich habe ihr natĂŒrlich gesagt das wir das meistens anders sehen. ;-)
Es ist alles eine Frage der Perspektive.
Wie so vieles im Leben.
Interssant. Ich hĂ€tte jetzt auch vermutet, das unsere Sprach eher hart klingt. Man hört ja immer, sie wĂ€re schwer zu erlenen usw. Aber man merkt ja auch, das viele Bands, die frĂŒher immer Englisch gesungen haben, jetzt auch mal auf Deutsch singen. Weil es eben zur Zeit funktioniert. NatĂŒrlich ist es auch ein wenig viel geworden, vor allem oft einheitlich langweilliger Brei. Aber bei manchen Bands freut es mich, das sie das mal machen können und es eben auch von "oben" erlaubt ist, sprich die Plattenfirma es trĂ€gt. Die mĂŒssen ja schließlich auch davon leben, also die Bands. Es gab Zeiten, da hĂ€tten die vermutlich damit nix verkooft. (z.b. Donots).
 
4. AuslautverhÀrtung
Das D am Ende von Hund wird als T ausgesprochen

Außer in Franken, bei uns ist es genau umgekehrt,

z.B. Toto = Dodo

Deep Purple = die BĂ€rbel

Petra = Bedra

Thomas = Domas

pinkeln = bingeln

Protokoll = Brodogoll

etc...

Wobei das jetzt keine "AuslautverhÀrtung" ist, weil es nicht am Ende des Wortes steht.
 
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Daraus könnte man eine weitere Möglichkeit ableiten, die HÀrte etwas einzudÀmmen.
Wenn Hip-Hop besonders deutsch-geeignet ist - oder andersherum -, dann empfiehlt sich ein Blick auf die musikalische Beschaffenheit dieses Genres.
Daraus könnte man dann wiederum Überlegungen anstellen, was davon der deutschen Sprache besonders entgegenkommt.


ich versuche mal eine Definition:
- eher nĂŒchterne Drums; hĂ€ufig nur Kick, Snare, hihat oder shaker; eher Kick-lastige Beats, oft auch snap oder clap statt einer snare
- Bassline ist oft sehr reduziert, dient meistens nur als UnterstĂŒtzung fĂŒr die Drums - zB 8O8-Bass auf die Kicks setzen
- einfache, loopbasierte, sich wiederholende Melodien, arpeggios
- ĂŒbliche Geschwindigkeit so um 90 bpm herum
- natĂŒrlich das prĂ€gnanteste Merkmal: Sprechgesang
- animiert zum Kopfnicken, was vielleicht mit dem Drang hierzulande korreliert, Songs kollektiv mitklatschend begleiten zu wollen


Hm, da muss ich jetzt mal eine Lanze, fĂŒr deutschsprachigen Sprechgesang brechen.
Deine Definition trifft gewiss auf die ganzen Typen/MÀdels in dem Biz zu, die immer Elternteile sexuell nötigen wollen; oder von Kleinkriminellen Alltagssituationen "singen" (Wow kann man das lieblich umschreiben.....ein Hoch auf die deutsche Sprache :-D )...
Gott sei Dank gibts aber auch KĂŒnstler, die lyrisch und bildmalerisch sogar richtig Musik machen (können)...
Sogar mit Inhalt :-D :-D

zB


oder

(etwas dĂŒsterer)




;-)
 
Ich bin sicher, dass wir genĂŒgend nette Geschichten und persönliche Erlebnisse zusammentragen können, die die Wahrnehmung der deutschen Sprache bei AuslĂ€ndern auf die ein oder andere Weise darstellen. Die braslianische Freundin meines Kumpels fragte uns auch mal, als er und ich ein ganz normales GesprĂ€ch auf deutsch fĂŒhrten, das sie nicht verstand, ob wir uns denn gerade stritten. So, unnu? Jetzt haben wir diese Geschichte und auf der anderen Seite die vom Opa, dessen Konversation ein Franzose nicht fĂŒr deutsch hielt.

Ist wie mit Homöopathie, irgendwer hat immer eine Tante mit einer besten Freundin, die 



Dass Deutsch aber aus sprachwissenschaftlicher Perspektive als eher hart eingestuft wird, dĂŒrfte auf mehr als Anekdoten basieren.
 
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Ich finde das die Band Bilderbuch sehr eindrucksvoll zeigt, wie man mit duetschen Texten auch extrem lÀssig und eben nicht steif wirken kann.
 
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Der französische Eurovision-Sieger-Song "PoupĂ©e de cire, poupĂ©e de son" von 1965 (gesungen: France Gall, geschrieben: Serge Ganisbourg) wurde auch ins Deutsche ĂŒbersetzt.
Interessant ist das Wie.






Wenn ich mich nicht irre, scheint die Übersetzung - wohl unbewußt - auch so vorgegangen zu sein, die im EP genannten 5 Negativ-Merkmale möglichst zu vermeiden.
Oder dieses Resultat ist quasi zwangslÀufig dabei rausgekommen, weil der Text so gestaltet sein musste, dass Madame Gall das auf die Schnelle lernen und singen kann.
- keine Konsonanten-UngetĂŒme
- keine Wörter mit AuslaufverhÀrtung
- kaum Wörter mit Zisch- und Fauchlauten
- nicht viele lange Wörter

Der Preis ist natĂŒrlich sich inhaltlich SEHR vom Originaltext entfernen zu mĂŒssen.
Die im Original titelgebende "Puppe aus Wachs/Puppe aus Klang" wird nicht erwÀhnt, bzw sie machten eine "schöne Party" daraus
Aber das ist auch ein grundsĂ€tzliches Problem bei Übersetzungen, dass vieles auf der Strecke bleiben muss.
ZB die berĂŒchtigten Doppeldeutigkeiten des Originals lassen sich auch bei einer direkteren, sinngemĂ€ĂŸeren Übersetzung nur schwer bis gar nicht mit-transportieren. Siehe 2. Übersetzung unten.

Hier der fĂŒr die deutsche Version ĂŒbersetzte Songtext:

Das war eine schöne Party, Darling, oh, die war bon
Darling, ja, ĂŒber uns beiden hing ein rosaroter Lampion
Da war'n keine feinen Leute und kein feiner Salon
Aber da war grade ĂŒber uns ein rosaroter Lampion

Und ich hatte das GefĂŒhl, Junge, Junge, das ist toll
Weil ja Rot die Farbe ist, bei der man sich verlieben soll

Das war eine schöne Party, Darling, oh, die war bon
Darling, ja, ĂŒber uns beiden hing ein rosaroter Lampion
Nein, du warst nicht gut beim Tanzen, sagtest immer Pardon
Was machte das, ĂŒber uns da hing ein rosaroter Lampion

Und ich hatte das GefĂŒhl, Junge, Junge, das ist toll
Weil ja Rot die Farbe ist, bei der man sich verlieben soll

Das war eine schöne Party, Darling, oh, die war bon
Und einen Kuss wolltest du von mir, aber ich sagte: "No, no, no"
Doch als du noch einmal fragtest, kam ich aus der Fasson
Über uns hing, als ich Feuer fing, ein rosaroter Lampion

Über uns hing, als ich Feuer fing, ein rosaroter Lampion
Über uns hing, als ich Feuer fing, ein rosaroter Lampion


Und hier die "normale" Übersetzung des Originalsongs:

Ich bin eine Puppe aus Wachs,
Eine Puppe aus Klang.
Mein Herz ist in meinen Liedern vergraben.
Wachspuppe, Klangpuppe

Bin ich besser, bin ich schlechter,
Als eine Modepuppe?
Ich seh' das Leben durch die rosarote Brille
Wachspuppe, Klangpuppe

Meine Platten sind ein Spiegel,
In dem mich jeder betrachten kann.
Ich bin ĂŒberall gleichzeitig,
Aufgespalten in tausend laute Stimmen.

Rund um mich höre ich
Die Lumpenpuppen lachen.
Die, die zu meinen Songs tanzen.
Wachspuppe, Klangpuppe


Sie lassen sich verfĂŒhren
Auf irgendeine billige Art.
Liebe gibt es nicht nur in Liedern ...
Wachspuppe, Klangpuppe

Meine Platten sind ein Spiegel,
In dem mich jeder betrachten kann.
Ich bin ĂŒberall gleichzeitig,
Aufgespalten in tausend laute Stimmen.

Wenn ich allein bin, seufze ich manchmal:
'Was soll's?'
Liebeslieder zu singen ohne Grund dazu,
Ohne ĂŒberhaupt Ahnung von Jungs zu haben?

Ich bin doch nur eine Wachspuppe,
Eine Klangpuppe,
Unter der Sonne meines blonden Haares.
Wachspuppe, Klangpuppe

Doch eines Tages werde ich meine Lieder leben
Wachspuppe, Klangpuppe
Ohne Angst vor der WĂ€rme der Jungs zu haben.
Wachspuppe, Klangpuppe
 
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Ich vermute mal, dass sie es mit der deutschen Version sehr eilig hatten und deshalb - und weil die SĂ€ngerin eine Französin war - einfach so gut wie alle Zeilen auf dem "o" (mit Abwandlungen) haben enden lassen. Dass sie dabei nicht blind vorgegangen sind, zeigt die Verwendung von "Party" und vor allem "Darling", das von der Silbenzahl her gut durch "ChĂ©rie" hĂ€tte ersetzt werden können, das auch damals nicht unbekannt war (ein Jahr spĂ€ter gewann Udo JĂŒrgens mit "Merci, chĂ©ri").

Warum also wird in einen deutschen Text mit französischem Flair ein englisches Wort statt eines französischen eingebaut?

@Foxx Dass Du meinen Beitrag schnell gelesen hast, zeigt sich schon daran, dass Du "Opa" schreibst, obwohl vom Onkel die Rede war. Vielleicht ist auch deshalb nicht deutlich geworden, dass es mir nicht darum ging, eine (weitere) Geschichte zu erzÀhlen, sondern ein Argument anschaulich vorzutragen.
 
Ich habe gerade von einer EnglÀnderin (die auch Deutsch spricht und singt) genau das Gegenteil gehört.
Deutsch sei wunderbar zum Singen, so melodisch.... etc.
Deine EnglÀnderin is nicht die einzige, die das meint. Ich meine es auch! Ich singe meistens deutsch oder englisch (eher ein irisches Englisch, kein englisches oder amerikanisches), aber wÀhrend meiner Gesangsausbildung musste ich auch italienische Arien einstudieren. SpÀter habe ich es mit der spanischen La Tuna versucht. Und ich sage Euch: der Defizit an Konsonanten in den romanischen Sprachen erschwert die Orientierung im Text erheblich.
Eine berĂŒhmte englische GesangspĂ€dagogin (Harriet Plunkett Greene wars, glaube ich) behauptete sogar, Italienisch sei deshalb nicht die beste Sprache fĂŒr den Gesang - aber auch nicht Englisch oder Deutsch, sondern Russisch! Und die haben Konsonanten, wofĂŒr wir Germanisten gar keine Buchstaben haben.:evil:

Aber Ă  propos hart/weich: es ist gut, beides zu haben. Denkt an die deutschen Wörter "Liebe" und "Hass!" das eine weich und langgezogen, fast gehaucht; das andere kurz wie gebellt und mit einem gegrunzten "H" und einem harten Zischlaut. Auch "schön" und "hĂ€sslich" sinf autolog (d.h. sie sagen aus, was sie sind, bzw. sind das, was sie aussagen). GlĂŒcklich der Liedtexter, der eine solche Sprache zur VerfĂŒgung hat!
Cheers,
Jed
 
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Ich finde, dass manche Dialekte viel weicher sind als die Schriftsprache, zB der Wiener Dialekt. Den kann man wunderbar "weich" singen, der ist ĂŒberhaupt nicht hart.
 
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Interessante Überlegungen, die Wirkweise/den Klang von Sprache zu analysieren. Das Wissen darum kann bestimmt helfen, auch musikalisch, noch besser zu erreichen, was man erreichen möchte.
Doch die Entscheidung ĂŒber letzteres -was soll erreicht werden- ist IMO immer viel wichtiger, als wie.

Schaut man bei den erfolgreichen deutschsprachigen Pop und Rock KĂŒnstlern, sind da z.B.mit Herbert Grönemeyer und auch Rammstein, Beispiele dabei, die eben sehr erfolgreich das „Grobe“ und „Eckige“ in der deutschen Sprache nutzen um genau „ihre“ Kunst zu machen.
Will ich dagegen mit meiner Kunst ins Musikanten Stadel und in dem Umfeld erfolgreich sein, sind die „Harde Gonsonande“ vielleicht eher zu vermeiden.

Letztlich bin ich aber immer noch der naiven Ansicht, dass man Musik nicht am Reisbrett designen sollte, nur um möglichst vielen Leuten zu gefallen. Solche Produktionen, wo bei mir nur der Verdacht aufkommt, dass das Hauptziel ist, fallen zumindest dann bei mir sofort durch.
 
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@Foxx Dass Du meinen Beitrag schnell gelesen hast, zeigt sich schon daran, dass Du "Opa" schreibst, obwohl vom Onkel die Rede war. Vielleicht ist auch deshalb nicht deutlich geworden, dass es mir nicht darum ging, eine (weitere) Geschichte zu erzÀhlen, sondern ein Argument anschaulich vorzutragen.

Sorry fĂŒr die Verwechslung. Umgekehrt wird aber ein Schuh draus, denn fĂŒr meinen Einwand ist es eigentlich unerheblich, ob Opa oder Onkel, denn der Kern meines Punktes ist und bleibt der, dass persönliche Erfahrungen einfach nur genau das sind und eben keine Argumente.

Interessant wĂ€re natĂŒrlich die Frage, was die Unterschiede in den verschiedenen Erlebnissen sein könnten und ob es da wiederum belegbare ZusammenhĂ€nge gibt, z. B. innerdeutsche Herkunft der Sprecher. Ein paar typische Unterschiede der verschiedenen Akzente in Deutschland wurden ja schon genannt, z. B. die Tendenz zur "Verweichung" der Konsonanten im FrĂ€nkischen (im Badischen ĂŒbrigens auch). Gut möglich, dass die Variantenvielfalt da auch erklĂ€rt, warum es zu so unterschiedlichen Wahrnehmungen kommt. Ich habe mal von einer Sprachwissenschaftlerin in anderem Kontext erklĂ€rt bekommen, dass Deutsch eine der Sprachen mit den meisten VarietĂ€ten ĂŒber die verschiedenen Akzente und Dialekte hinweg sei.
 
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Letztlich bin ich aber immer noch der naiven Ansicht, dass man Musik nicht am Reisbrett designen sollte, nur um möglichst vielen Leuten zu gefallen. Solche Produktionen, wo bei mir nur der Verdacht aufkommt, dass das Hauptziel ist, fallen zumindest dann bei mir sofort durch.

Dann wĂŒrden warsch 3/4 der momentanen Produktionen "unten durchfallen".
Im Biz lĂ€ufts nunmal darauf hinaus, UmsĂ€tze/Gewinn zu generieren, und da gehts halt nicht nur um Musik, sondern auch das Image eines KĂŒnstlers (resp der "Markenname" dann).
Das Ziel ist immer das erreichen der marktrelevanten Zielgruppe und das Generieren via Streaming bzw downloads.
UnabhÀngig der Sprache....

Im Grunde sehe ich das Àhnlich, Musik soll(te) Musik sein, und nicht Mittel zum Ziel/Zweck (Marketing).
Das Schlimme ist aber, soweit weiss ich es von Bekannteren KĂŒnstlern die auch auf deutsch singen, dass irgendwann auch die Plattenfirma mitbestimmt, bzw der Produzent, wie ein text in etwa gehen soll/muss.
Da wird auch ganz tief in die Musikpsychologie gegriffen, und bewusst Worte gewÀhlt, die man fast schon mit "archetypische Muster assoziierend" benennen kann....
DarĂŒber spricht "man" aber fast gar nicht...

DarĂŒberhinaus, und das finde ich beinah schlimmer, als ob D. nun "hart" klingt, oder nicht:
Dass alle paar Jahre, so eine "Deutschsing-Welle" aufgebauscht wird.
Und von mal zu mal wird es schlechter und einseitiger.... Und das als ehem. Land der "Dichter und Denker"..... Naja.
 
Interessante Überlegungen, die Wirkweise/den Klang von Sprache zu analysieren. Das Wissen darum kann bestimmt helfen, auch musikalisch, noch besser zu erreichen, was man erreichen möchte.
Doch die Entscheidung ĂŒber letzteres -was soll erreicht werden- ist IMO immer viel wichtiger, als wie.

SelbstverstÀndlich.
Das Was und Wie ist jedem selbst ĂŒberlassen.


Es gibt ja hier einige User, die keine problematische Eigenschaft der deutschen Sprache bezĂŒglich Gesang wahrnehmen.
Und dann Einige, die diese Eigenschaft erkennen, aber fĂŒr kein Problem halten.


Warum also wird in einen deutschen Text mit französischem Flair ein englisches Wort statt eines französischen eingebaut?

Das deutsche Wort "Liebling" hĂ€tte auch silbenmĂ€ĂŸig gepasst, hat aber eine AuslaufverhĂ€rtung.
Meine Vermutung ist, dass die Übersetzung deshalb den weicheren und in D relativ gut bekannten Begriff "Darling" gewĂ€hlt hat.
Warum nicht Cherie, kann ich auch nicht beantworten. Möglicherweise, weil schon mit Lampion und Fasson zwei aus dem Französischen stammende Wörter drin waren und sie die Übersetzung nicht noch weiter französisch "verwĂ€ssern" wollten.
 
Ich bin nicht ĂŒberzeugt, dass die deutsche Sprache grundsĂ€tzlich (zu) hart klingt. Viele Gedichte Heines wurden.B. vertont, weil er eben so "musikalisch", fließend dichten konnte. Ich denke, diesbezĂŒglich hat kaum ein andere Sprache ein derart reiches Erbe und so viele Ausdrucksmöglichkeiten.

Ich vermute, die Wahrnehmung (des Klangs) der deutschen Sprache im Ausland war in den vergangenen Jahrzehnten auch untrennbar mit dem 2. Weltkrieg und den Nazis verbunden: Deutsch war nach 1933 nicht mehr nur die Sprache der Dichter, Denker und Philosophen - sondern eben auch der Besatzer und Mörder ... Kein gutes Image, ich denke, das hÀlt auch bis heute durchaus an.

LegendÀr:



Als Muttersprachler empfinde ich Deutsch nicht als harte Sprache, dass ein Franzose oder Italiener das anders empfinden mag, kann ich nachvollziehen. Ich bin aber sicher, dass man auch denjenigen, der das so empfindet, verblĂŒffen könnte, wenn er mal klassische deutscher Lyrik entsprechend dargeboten bekĂ€me (Surftip bei Youtube: Lutz Görners Reihe "Lyrik fĂŒr alle").


Ich selbst höre (freiwillig ...) so gut wie keine deutschsprachige Musik, das hat aber einen anderen Grund: Ich kann in der Regel nichts mit den Texten anfangen. Und wenn mich der Text stört, kann ich die Musik nicht genießen ...

... da hat englischsprachige Musik fĂŒr mich den Vorteil, dass ich den Text verstehen kann (wenn ich will), aber ich kann zunĂ€chst mal den Song als Ganzes hören, ohne das mir der Inhalt ins Gesicht springt.

Ich will damit nicht sagen, dass englischsprachige Texte besser sind als Deutsche – aber sie drĂ€ngen sich mir halt nicht auf. Eigentlich ist es mir sogar ziemlich egal, was da genau gesungen wird, mich interessiert zunĂ€chst mal nur die Musik (inkl. der Gesangmelodie/Stimme). Aber wenn da etwas gesungen wird, was aufgrund des Inhalts und/oder der sprachlichen FĂ€higkeiten/Mittel regelmĂ€ĂŸig FremdschĂ€men auslöst, dann kann ich die Musik auch nicht genießen. Und so geht es mir mit deutschsprachiger Musik ganz ĂŒberwiegend, mit englischsprachiger (zum GlĂŒck) nicht.
 
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Interessante Überlegungen, die Wirkweise/den Klang von Sprache zu analysieren. Das Wissen darum kann bestimmt helfen, auch musikalisch, noch besser zu erreichen, was man erreichen möchte.
Doch die Entscheidung ĂŒber letzteres -was soll erreicht werden- ist IMO immer viel wichtiger, als wie.

Schaut man bei den erfolgreichen deutschsprachigen Pop und Rock KĂŒnstlern, sind da z.B.mit Herbert Grönemeyer und auch Rammstein, Beispiele dabei, die eben sehr erfolgreich das „Grobe“ und „Eckige“ in der deutschen Sprache nutzen um genau „ihre“ Kunst zu machen.
Will ich dagegen mit meiner Kunst ins Musikanten Stadel und in dem Umfeld erfolgreich sein, sind die „Harde Gonsonande“ vielleicht eher zu vermeiden.

Letztlich bin ich aber immer noch der naiven Ansicht, dass man Musik nicht am Reisbrett designen sollte, nur um möglichst vielen Leuten zu gefallen. Solche Produktionen, wo bei mir nur der Verdacht aufkommt, dass das Hauptziel ist, fallen zumindest dann bei mir sofort durch.
Ich denke, dass gerade Grönemeyer jetzt nicht unbedingt als Beispiel fĂŒr gute MUSIK durchgeht - er hat natĂŒrlich geniale Texte, aber unter musikalischen Gesichtspunkten ist er alles andere als irgendwie wohlklingend zu bezeichnen.
Und ich fĂŒr meinen Teil bin jemand, der halt gern schöne Melodien hört, die eingĂ€ngig sind und ins Ohr gehen. Ich muss keine Botschaften haben, die mir quasi ins Ohr gebellt werden.
 
Und ich fĂŒr meinen Teil bin jemand, der halt gern schöne Melodien hört, die eingĂ€ngig sind und ins Ohr gehen. Ich muss keine Botschaften haben, die mir quasi ins Ohr gebellt werden.
Na dann - da brauchst du dich nicht mit deutschen Texten quÀlen, die du schlimm findest, weil du sie verstehst, oder englische Teste, die du schlimm findest, weil du sie nicht verstehst!
Egal ob Pop, Klassik, Folk, Jazz, Crossover oder was es sonst noch gibt - in jedem Genre gibts wunderbare Instrumentalmusik ...
Cheers,
Jed
 
Kern meines Punktes ist und bleibt der, dass persönliche Erfahrungen einfach nur genau das sind und eben keine Argumente.
Soweit ganz Deiner Meinung. Kern meines Punktes ist und bleibt aber der, dass persönliche Erfahrungen mindestens helfen können, Argumente nachzuvollziehen. ;)


Es gibt ja hier einige User, die keine problematische Eigenschaft der deutschen Sprache bezĂŒglich Gesang wahrnehmen. Und dann Einige, die diese Eigenschaft erkennen, aber fĂŒr kein Problem halten.
Und vielleicht gibt es ja noch welche, die besondere Merkmale der deutschen Sprache keineswegs leugnen und auch kein Problem damit haben einzurÀumen, dass diese Merkmale Auswirkungen auf die Singbarkeit haben (können) - die aber gleichzeitig der Meinung sind, dass diese Merkmale so eingesetzt werden können, dass insgesamt songdienlich sind.

Um den bekannten Philosophen J. Cruyff zu zitieren: Jeder Nachteil hat einen Vorteil :evil:
 

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