Nein, ein wirklich ausgewogener Grundsound wäre nur bei einer unendlich steifen Gitarre gegeben. Dieser würde aber keinem gefallen, da er gar nicht nach Gitarre klingen würde wie wir sie kennen.
Der Gitarrenklang wird entsprechend dem erwünschten Ergebnis "angepasst". Dazu braucht es etwas Erfahrung, aber wenn man weiß wonach man sucht, kann der entsprechende Klang durch Material, Hardware und Bauart erreicht werden.
Beispiele:
1) ich will den twangigen vintage Strat-Sound - Ahorngriffbrett dick lackiert, gute Single Coils, vintage Vibrato und vintage Machaniken + geschraubter Hals, Korpus Linde oder Erle
2) ich will einen fetten, aber höhenreichen, differenzierten Metalklang mit weniger laut/leise Unterschied im Anschlag - durchgehender Ahornhals mit Ebenholz-Griffbrett, feste Brücke oder modernes Tremolo wie Floyd, passende Pickups (z.B. JB, Custom Custom, Super Distortion, EMG81...)
3) ich will einen fetten warmen Klang mit betonten tiefen Mitten - Mahagoni, geleimter Hals, Rosewood-Griffbrett, evtl. Ahorndecke, Gibson PAF's/Burstbucker
4) ich will einen Eddie Van Halen typischen Klang (schon fett aber nicht mulmig, sehr anschlagdynamisch und mit extrem leicht singenden Harmonics): unlackierter geschraubter 1-Stück Ahornhals (hier macht z.B. der Lack einen _deutlichen_ Unterschied!), Linde- oder Erlebody (je nachdem ob man mehr Attack oder mehr wärme haben will), Floyd und DiMarzio ToneZone
Das sind nur einige der unzähligen Möglichkeiten und JEDE Komponente beeinflußt den Sound deutlich. Sogar Kleinteile wie Schrauben - man nimmt bei einer Strat Messingschrauben als Tremolobefestigung anstatt die normalen und zack: totale Klang-/Dynamikänderung.
Es gibt auch "Ausnahmen": ein Ahornbody wird den Sound maßgeblich bestimmen ziemlich unabhängig vom Rest; Pickups wie EMG81, Invader oder X2N machen in den meisten Fällen den natürlichen Klang des Holzes zunichte da sie auf einen schmalen Frequenzbereich geeicht sind und den Klang "verfälschen" (dies ist aber bewusst so gewählt um einen bestimmten Klang zu erreichen)