Wie kann ich Musik wieder mehr wertschätzen?

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Hallo zusammen,

das ist jetzt vielleicht ein recht philosophisches Thema, was sicherlich auch genreübergreifend diskutiert werden kann. Nur bin ich tief im Metal verwurzelt, weswegen ich es mal hier zur Diskussion stelle :)

Zuerst direkt mal: worum geht es mir hier?
Seit ein paar Jahren befinde ich mich in einer gewissen "Musikkrise". Ich konsumiere generell extrem viel Musik, ob beim Autofahren, während der Arbeit, beim Kochen, Wäsche aufhängen, Rasen mähen, Biken, Spazieren gehen, you name it...
Das habe ich schon vor 30 Jahren so gemacht, als ich noch Kassetten vor und zurückgespult habe und Freitag Abends die Charts aufgenonmmen habe.

Über die Jahre hinweg bin ich mehr und mehr zum Metal gekommen und habe - als ich während der Ausbildung das erste Mal Geld verdient habe - angefangen, mir mehr CDs zu kaufen. Allerdings finanziell bedingt natürlich in einem gewissen Rahmen. Das war mal hier eine CD, dann mal dort eine. Im Jahr vielleicht 10-12 neue Alben. Ich habe die CDs wirklich gekauft, wenn ich die Band geil fand und die Cover-Booklets dann auch im Detail durchgeschaut, die CD wirklich laufen lassen. Das Geld hat sich rentiert, ich habe die Musik wertgeschätzt, mich an den physischen Alben gefreut. Sie eingelesen und auf den mp3-Player überspielt oder zu Hause wirklich die CDs eingelegt.

Dann kamen Zeiten (ab vor 10 Jahren ca.), als man im Wohnheim über Mitbewohner immer mehr Musik kennengelernt hat, auch auf youtube etc. die Möglichkeit hatte, leichter an Musik heranzukommen und generell das Angebot immer größer wurde. Früher habe ich mir immer lange überlegt, ob ich das Album jetzt kaufe oder nicht. Egal, ob ich im Plattenladen stand oder online. Seit einigen Jahren probiere ich durch dieses Überangebot auch immer wieder mal neue Künstler aus und kaufe (ja, ich kaufe noch und wehre mich immer noch gegen Spotify und Konsorten) auch öfter mal CDs, die ich letztlich nicht wirklich höre, weil sie sich als "Bust" herausstellen. Dadurch, dass man aber auch so überschwemmt wird mit neuer Musik, hat man kaum die Zeit, sich richtig auf ein Album einzulassen, bevor man schon wieder ein neues vorgeschlagen bekommt, was man auch toll findet. Leider ähnlich wie Tinder: findest du da mal jemand toll, dann swiped man weiter und schon gefällt einem die nächste Frau mindestens genauso gut und die alte ist schon fast vergessen :(

Dadurch fällt es mir immer schwerer, neue Musik wirklich toll zu finden. Ich habe pro Jahr vielleicht mal 1 oder 2 Alben, die wirkliche Neuentdeckungen für mich sind und die ich tot höre. Ein Großteil der anderen Alben wird dann leider oft nur ein paar Mal gehört und verschwindet danach irgendwo, wird kaum mehr gehört. Besten Beispiel: die neue In Flames. Ja, wieder etwas mehr Back to the Roots, einige catchy Songs, habe mich echt drauf gefreut, aber mehr als 3-4x habe ich das Album nicht gehört, bevor es von anderer (auch älterer Musik) wieder abgelöst wurde. Und das finde ich sehr schade.
Was habe ich auf das letztjährige neue Album von Meshuggah hingefiebert. Ich weiß noch, wie ich ObZen früher vergöttert habe. Auf den mp3-Player gezogen und dann auf dem Weg zur Uni oder in die Bibliothek zum lernen immer und immer wieder gehört und mich jedesmal drauf gefreut. Das neue Album ist jetzt auch ein paar Mal gelaufen, aber schon seit längerer Zeit verstaubt es in der Ecke :(
Jetzt überlege ich gerade, ob ich mir das neue Album von For the Fallen Dreams hole, weil ich die früher echt gerne gehört habe. Nur... wenn es mich nicht sofort flasht, dann weiß ich, dass es auch wieder rausgeschmissene Kohle war. Seit einiger Zeit hadere ich hier oft mit mir und kaufe deswegen öfter ein Album dann doch nicht, obwohl ich auf die Band gerne unterstützen würde.

Kennt ihr sowas auch und wenn ja, wie geht ihr damit um?
 
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Ich denke du beschreibst den allgemeinen Wandel der Musikindustrie von der CD hin zum Streaming. Ich höre mittlerweile tatsächlich deutlich weniger Musik als ich selbst mache. Das liegt aber auch daran, dass der Tag nicht unendlich viele Stunden hat und ich seltener die Zeit habe Musik zu hören.

Mit der Wertschätzung von Musik hast du vollkommen recht. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich früher mit wenig Taschengeld auskommen musste und es ein Highlight für mich war, mir ein Nirvanaalbum zu kaufen, das ich dann aber auch tausendfach durchgehört habe. Das ist heute ganz anders. Ich würde die Wertschätzung von Musik auch nicht unbedingt mit dem Kauf von CDs gleichsetzen. Du kannst theoretisch auch gestreamte Musik wertschätzen. Das Problem ist dann eher das von dir angesprochene Überangebot von Musik durch das Streamen.

Wie gehe ich damit um?

Ich habe erst letztens all meine kostbaren CDs verkauft, da ich ohnehin keinen CD-Player mehr besitze. Das Geld habe ich in meinen Bausparvertrag gesteckt und denke, dass das für mich ein sinnvoller Schritt war. Die Songs kann ich mir immer noch übers Streaming anhören. Von daher verpasse ich nichts.

Wenn ich neue Songs entdecke, erstelle ich mir eine Playlist, die ich längere Zeit höre. Dadurch schaffe ich es, mich auch mal auf neue Songs länger einzulassen. Einige schaffen es dann in so etwas wie eine dauerhafte Playlist.
 
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Einsehen, dass sich Begeisterungsfähigkeit abnutzt. Und manchmal ist es halt einfach so, dass Bands ihr bestes Album schon aufgenommen haben. Das ist ja nichts, wo man objektiv ran geht, aber mir geht es ähnlich: will ich in Flames hören, ist das bei mir Come Clarity. Bei Machine Head ist es the Blackening. Bei beiden Bands ist alles davor und danach oft saugut, aber das sind die Alben, die mich in diese Stimmung versetzen und wo ich mir immer denke, leck Arsch, besser geht es einfach nicht.
Dann könntest Du vielleicht noch versuchen, Platten, zu denen Du früher nicht wirklich Zugang gefunden hast, neu zu hören. Manchmal fällt einem erst später auf, was für Meisterwerke man überhört hat. Ich musste fast 40 werden, um zu erkennen, wie absolut über allem manche Mayhem-Platten stehen. Über Geschmack diskutieren wir jetzt bitte nicht 🙃
 
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Hör weniger, hör vielleicht auch mal ne Weile garnix mehr.
Die Sachen, die dir wirklich liegen mußt du selber suchen und entdecken, es sei denn dein Geschmack ist ein Klon des Mainstreams.
Das Musikgeschäft ist am Ausbluten, weil die Vertriebswege inzwischen von IT-Firmen besetzt sind, die im Regelfall nichts von diesem Geld wieder re-investieren. Früher waren selbst die übelsten Plattenfirmen gezwungen, irgendwas neues rauszubringen - diese Last tragen inzwischen oft die Musiker selber. Fazit ist, daß die Infrastruktur verschwindet, weniger Musiker Vollzeit den Job tun können und als Hobby kann man halt gewisse Dinge nicht mehr tun. Wenn ihr alle da draußen dann auch noch die Clubs leer laßt, werden auch die verschwinden.

Geht nicht so in Riesenkonzerte, geht in die kleineren - entdeckt für euch wieder etwas, was begeistert. Weniger Couch, weniger Übersättigung, mehr Leben.
 
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…und sich Zeit zum Hören nehmen, nicht als Nebenbeiberieselung!
 
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Ich hatte mit einem ähnlichen Problem zu kämpfen. Durch Streaming und ständig neuen Input ist Musik zur bloßen Hintergrundbeschallung für mich geworden. Ich habe ständig Musik gehört, jederzeit, überall.
Auch mir ist dann aufgefallen, dass ich gewisse Sachen gut fand, mich aber schon nach dem nächsten Song kaum mehr an etwas davon erinnern konnte und auch insgesamt die Schwingungsfähigkeit nachgelassen hat. Für mich war diese Erkenntnis tatsächlich ein Schock. Letztlich hat mir dann das Gespräch darüber mit einem guten Freund (RIP) geholfen. Musik ist ein Genussmittel, wie mit allen anderen Genussmitteln sollte sie etwas besonderes bleiben. Das heißt in meinem Fall, dass ich die Dauerbeschallung beende. Ich höre imme rnoch viel Musik, sicherlich mehr als meine Kollegen und einige Freunde. Aber eben nicht mehr so viel wie früher.

Dadurch schätze ich es nun viel mehr, wenn ich mich bewusst hinsetzte um ein Album zu hören. Ich habe mir ein paar gute Kopfhörer angeschafft, ein Setting zum Musikhören geschaffen und genieße ein Album wie andere einen guten Wein, oder eine gute Mahlzeit.

Um neue Alben zu entdecken verlasse ich mich immer weniger auf die Algorhythmen von Amazon (ich höre nicht Spotify sondern Amazon) sondern immer öfter auch Emfpehlungen von Freunden, Bekannten und einmal sogar durch ne Zeitschrift. Sicherlich verpasse ich dadurch einiges. Aber wenn ich versuche alles zu hören, was da rausgebracht wird, schätze ich die einzelnen Sachen immer weniger. Aus diesem Grund schränke ich mich bewusst ein, um den (persönlichen) Wert des jeweiligen musikalischen Werks wieder zu erhöhen.

Sehr ähnlich wie @Der gute Fee es beschreibt führt das dann dazu, dass ich eben nur ein oder zwei Alben einer Band höre, oder eben in der Hauptsache nur diese wenigen Bands. Dafür dann aber wirklich aufmerksam und mit Genuß.
 
Grund: Rechtschreibfehler korrigiert.
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Dadurch fällt es mir immer schwerer, neue Musik wirklich toll zu finden. Ich habe pro Jahr vielleicht mal 1 oder 2 Alben, die wirkliche Neuentdeckungen für mich sind und die ich tot höre.

Vielleicht liegt ja genau hierin die Wertschätzung für die Musik. Nicht mehr in der Masse unterwegs sein und "alles" gut finden, sondern sehr viel kritischer zuhören und deutliche stärker filtern.

Der Werdegang, den du beschreibst, dürfte vielen von uns, also der älteren Generation angehörend, wie ein Déjà vu vorkommen ;).
 
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Kenne ich selbst gut. Früher ständig nach neuen Platten und CDs geschaut, seit mittlerweile vielen Jahren interessiert mich das nur noch am Rande. Die meisten meiner alten Alben höre ich kaum noch, letztens habe ich einen Kumpel zu besuch gehabt, dem ich LPs vorgespielt, die ich seit über 20 Jahren nicht mehr gehört hatte. Wenn heute Alben dazu kommen, dann sind das entweder Ersatzbeschaffungen wegen Defekt, oder Alben mir persönlich bekannter Bands, quasi unter Freunden.

Metal ist nicht mein Genre, da höre ich sowieso selten Unterschiede bei aktuellen Releases. Aber insgesamt fällt mir auf, dass wenig neues rauskommt, was mich irgendwie vom Hocker hauen würde. Einzelne Songs ja, aber während man sich früher das Album holen musste, um den einen Sound daheim hören zu können, kann man die eine Nummer heute einzeln erwerben. Und mal ehrlich, wie viele Alben hat man sich gekauft, um daheim festzustellen, dass der Rest eher Durchschnittskram war?

Hinzu kommt, dass man früher schon professionelle Produkte kaufen musste, um guten, professionellen Sound zu bekommen. Heute kann jede Amateurband mit etwas Know How Alben in einer Qualität einspielen, die du früher nur bekannten, kommerziell erfolgreichen Künstlern zugetraut hättest. Das nimmt den Profis ihren früheren Nimbus, denn wozu sollte ich noch CDs kaufen, die sich nur mehr über die Masse herausheben, weil das nötige Kapital für aufwändige Tourneen und Marktpräsenz (TV-Shows, Airplay etc.) zur Verfügung steht?

Ach ja, meine Lösung? Ich höre meistens Nischenmusik weit abseits des Mainstreams, und meist auch abseits des Rockbusiness. Es gibt so viel schöne Musik auf der Welt, da müssen es nicht die eh abgegrasten radiotauglichen Genres sein, ebenso wenig die immer gleichen alten Protagonisten mit ihren neuen Werken.
 
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Kennt ihr sowas auch und wenn ja, wie geht ihr damit um?
Du wirst einfach nur älter und reifer, das ist normal. Wer dazu noch selbst Musik macht kommt irgendwann in die Phase wo Neues langweilig und uninteressant wird. Irgendwann hab ich auch nichmal mehr Musikmagazine gelesen... Früher war nicht alles besser, es war übersichtlicher und alles Neue fand Beachtung auf ein oder andere Weise. Der Markt ist so überflutet inzwischen, das ist mir zuviel Stress da noch durchzublicken und ich erfreue mich an dem was ich hab. Das heißt aber nicht das ich nicht neue Bands entdecke. Hier und da kommt doch noch der Aha Effekt wenn man mal auf verlinkte Empfehlungen klickt. Hat aber arg nachgelassen.
Ich habe erst letztens all meine kostbaren CDs verkauft, da ich ohnehin keinen CD-Player mehr besitze. Das Geld habe ich in meinen Bausparvertrag gesteckt und denke, dass das für mich ein sinnvoller Schritt war. Die Songs kann ich mir immer noch übers Streaming anhören. Von daher verpasse ich nichts.
Vielleicht geht es nur mir so aber ich mag streaming nicht... zuhause hab ich alles an Platten und CD's digitalisiert und eine nette Bibliothek. Hab mir aber trotzdem letztens einen Plattenspieler gekauft, die ollen Scheiben aus dem Keller geholt und hoere wieder Vinyl! Hab auch ein paar Plattenläden ums Eck. Voll old-school aber mach voll Spass. Ich hab diverse Scheiben entdeckt von denen ich nicht verstehe das ich die in den letzten 20 Jahren nicht einmal gehoert hab. Was ich auch vermisse bei dem ganzen Digitalgedoens ist die Tatsache das ich was in der Hand hab.
Während ich die Scheibe hoere hab ich oft das Cover in der Hand. Und inzwischen sind bei jeder Scheibe auch Downloadcodes für die mp3 files dabei. Ich wühl mich gern durch meine Plattensammlung, Habs echt vermisst und ich brauch kein Internet dafür.

Bausparvertrag? Echt? Was ist bloss aus Sechs, Drugs & Rockn Roll geworden? (ist ironisch gemeint) :ROFLMAO:
 
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Um das für mich zu beantworten, teile ich das mal in drei Aspekte auf:
Musikproduktion entlohnen:
Mitleidskäufe von CDs persönlich bekannter und/oder sympathischer Künstler gab es schon immer, aber seit Musik quasi frei verfügbar ist, entkoppelt sich der Musikkonsum fast vollständig von der Entlohnung ihrer Herstellung. Gezielt Geld ins System zu pumpen, ist zu einer eigenen Entscheidung geworden. Das macht Arbeit, ist aber nötig, sei es über breit gestreute kleine Paypal Spenden, Konzertbesuche oder die Förderung spannender Projekte. Das sind neben technischer Unterstützung auch die Dinge, die ich persönlich mache.
Musik besitzen:
Ähnlich der Bücherwand hinter dem Intellektuellen im Homeoffice ist eine imponierende Sammlung im Idealfall schwer zu beschaffender, auf jeden Fall aber ausführlich und vielfach gehörter physischer Tonträger geeignet, vor sich und anderen ein Bild seiner selbst zu zeichnen. Die persönliche Hörbiografie existiert weiter, auch wenn das ein oder andere sich aktuell nicht auf dem Plattenteller dreht. Es fällt mir schwer, mich davon zu lösen, aber wenn ich ehrlich bin: Ich höre davon 2 Platten, weil die digitalen Veröffentlichungen dazu schlecht klingen und weitere ca. 10 Platten und 30 CDs, weil das Zeug nicht auf Spotify etc. zu finden ist. Der ganze Rest ist ein Staubfänger.
Musik genießen:
Für den achtlosen Musikkonsum nebenher ist Spotify etc. schon eine Macht.
Für das aufmerksame Hören stoße ich recht schnell an die Grenzen des Repertoires der üblichen Plattformen. Da bleibt mir also wenig übrig als ganz klassisch Tonträger zu erwerben und zu besitzen. Aber: Mal angenommen, ich muss ein Album 10 mal hören, um es halbwegs verstanden zu haben und ich nehme mir pro Woche 2 Stunden Zeit dafür, dann kann ich mir jährlich höchstens 10 neue Alben halbwegs erschließen.
 
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Ich bin da ganz bei @Trommler53842 : Musik nicht als ständige Berieselung benutzen, sondern eher bewusst hören.
 
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Ich konsumiere generell extrem viel Musik, ob beim Autofahren, während der Arbeit, beim Kochen, Wäsche aufhängen, Rasen mähen, Biken, Spazieren gehen, you name it...
Das habe ich schon vor 30 Jahren so gemacht, als ich noch Kassetten vor und zurückgespult habe
Besteht (für Dich) wirklich kein Unterschied zwischen dem Konsum mit Vor- und Zurückspielen vor 30 Jahren und dem Konsumieren während anderer Tätigkeiten?
Selbst- und Fremdbeobachtung (sowie Infos über Aufmerksamkeit und Aufnahmefähigkeit) deuten darauf hin, dass damals hörend "gelernt" wurde, heute eher nicht (mehr). Anders ausgedrückt: was gehört wird, ist beliebig(er), bleibt nicht mehr (hängen) und wird entsprechend nicht gewürdigt.

Das lässt sich mit mehreren hier schon nachzulesenden Gesichtspunkten, die mehr das Zustandekommen de musikalischen Inputs betreffen, kombinieren...
 
Für mich entsteht eine große Wertschätzung von Musik dadurch, dass ich mich eingehender damit beschäftige.
Beispielsweise analysiere ich grad im Unterricht mit meinen Kids Monteverdis L'Orfeo.
Bin eigentlich überhaupt kein Opernfan, aber die Auseinandersetzung damit, verstehen der Noten, Interpretation und einfach sehen, wie clever das gemacht ist, gibt mir da eine riesige Wertschätzung wie clever doch der Typ für die damalige Zeit war.
Mit populärer Musik geht mir das oft über die Hintergründe: Welche Story wird da erzählt? Was ist der Kontext in dem die Musik geschrieben wurde? Was will der Song aussagen?
Wenn man Musik einfach nur im Hintergrund hört, gehen solche Dinge einfach unter.

Ich trenne da z.B. sehr scharf zwischen Musik, die beiläufig bei Spotify läuft und so zur Nebenbeschallung oder zum Neuentdecken dient, aber die Musik die ich dann wirklich "höre", kaufe ich mir auf CD oder manchmal auf Platte und dann setze ich mich auch auf die Couch und höre mit der guten Anlage konzentriert die Musik. Das ist dann gar nicht so oft, aber dafür dann sehr bewusst. Mit Hören auf Einzelheiten, Sounds, Strukturen.
Als nächstes steht da z.B. "Recomposed by Max Richter, Vivaldis four seasons" an. Das Album liegt schon seit einer Woche hier rum, weil ich eben noch nicht die Stunden an Zeit hatte um mich damit zu beschäftigen. Ich kenne die Idee dahinter, ich habe Ausschnitte schon gehört und wenn ich bereit bin, werde ich mich sehr darüber freuen mir das anhören zu dürfen.

Ansonsten lohnt es sich mMn in unserer heutigen reizüberfluteten Welt auch mal bewusst Stille zu genießen um den Blick (oder besser das Ohr) für Musik wieder zu schärfen.
 
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@metaljuenger

Mach die Musik einfach mal aus.
Und erst bewusst wieder an.


Ich konsumiere generell extrem viel Musik…
Das ist der Punkt


Das habe ich schon vor 30 Jahren so gemacht
Nein hast du nicht.

Ich behaupte du hast dich bewusst damit beschäftig, sehr oft, aber bewusst und gezielt.

als ich noch Kassetten vor und zurückgespult habe und Freitag Abends die Charts aufgenonmmen habe.
= Bewusste Auseinandersetzung
mir mehr CDs zu kaufen. Allerdings finanziell bedingt natürlich in einem gewissen Rahmen
= Bewusste Auseinandersetzung
im Wohnheim über Mitbewohner immer mehr Musik kennengelernt hat, auch auf youtube etc.
= Bewusste Auseinandersetzung

usw…..

Wenn Kunst nur einen Zweck erfüllt kann sie keinen Sinn mehr stiften.
Wird beliebig. Kunst kann Zweckmäßige Funktionen übernehmen, ist in ihrer Ursprünglichkeit jedoch immer Sinnlich. Konsum ist nicht Sinnlich, Sinnstiftend oder von Sinn erfüllt.
Dies geschieht nicht nur beim schaffen sondern auch beim betrachten.

Unterschied:
Der Sinn steckt im „Warum“
Der Zweck im „Wofür“ oder „Wozu“



Ich konsumiere generell extrem viel Musik, ob beim Autofahren, während der Arbeit, beim Kochen, Wäsche aufhängen, Rasen mähen, Biken, Spazieren gehen, you name it...
Zu welchem Zweck konsumierst du? ;-)
 
Ich habe das Gefühl, dass mein Bedürfnis nach Stille immer größer wird. Obwohl ich aktiv jeden Tag musiziere, sogar einige Stunden.
Schallplattensammlung aufgelöst, die Hälfte der CDs ist auch weg, die andere Hälfte nutze ich einfach nicht. Nicht mal mehr die eigenen Aufnahmen! Deshalb habe ich sogar das weitere Recording eingestellt!
Radio ist mir völlig unerträglich. Im Fernsehen gibt es ab und zu was Interessantes, ein Konzert, eine Biografie. Inzwischen schaue ich auch mal Klassik. Metal ist für mich allerdings leider nur Geschrei. Unbekannte Künstler suche ich ab und zu im Internet, höchstens noch zwei Songs am Tag durchschnittlich.
Kurzum, ich konsumiere im Alter praktisch keine Musik mehr passiv. Ich gebe deshalb auch seit Jahrzehnten kein Geld mehr für Audios aus. Auf 60 Minuten, die ich Gitarre, Klavier oder Keyboard spiele, kommen 3 Minuten externe Beschallung, geschätzt.😀
 
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Früher habe ich auch dauernd Musik gehört und ich habe eine sehr große Sammlung, die alles Mögliche enthält, etliches was auf ECM erschienen ist, Liedermacher, und lauter Zeugs, das nicht Mainstream ist aus den verschiedensten Ecken. Hören tu ich Musik aber nur noch selten.

Ich habe mich in der Veranstaltungstechnik professionalisiert und das Hinhören gelernt, was zum Mischen auch notwendig ist, ob nun live oder eine Aufnahme. Ich nehme Details war, die ich früher nicht wahrgenommen habe. Das fällt aktiv auf, wenn ich ein Album schon viele Jahre nicht mehr gehört habe, auf einmal ist da viel mehr. Tontechnisch, aber auch musikalisch. Ich kann nicht mehr weghören und nebenbei hören. Damit kann ich auch sehr oft Musik nicht mehr nebenher hören, weil sie sofort meine Aufmerksamkeit möchte. (Besonders stressig bei uns beim Penny, wo viel zu laut diese Muzak dudelt.) Zum Musizieren wie zum Musikhören brauche ich Muße. Es geht nicht mehr einfach so.

Und vieles von dem, was einem so im Popmainstreamradio präsentiert wird, ist bei aktivem Zuhören auch nicht erträglich.

Schlimm finde ich nichts daran. Frag mal einen Fotografen, einen Lyriker oder einen Filmemacher zu ihren jeweiligen Kunstformen und dem Konsum derselben… und wer selber gut kochen gelernt hat, geht auch nicht mehr zum Mäcces…
 
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Geht mir auch so, wenn Radio dann mal Klassik, ansonsten spiele ich lieber selbst. ich kann mich noch erinnern daß meine Oma
ein altes Röhrenradio hatte. Wenn ich als Kind dieses einschalten wollte meinte meine Oma immer ich solle lieber selbst was spielen. Heute mache ich das.
 
Ich habe Musik nie in meinem Leben "nebenbei" gehört. Denn, auch wenn es als "nebenbei" beginnt, wird es nach kurzer Zeit unwillkürlich zur Hauptbeschäftigung, und die andere, gleichzeitig gemachte Beschäftigung gerät zur Nebensache.

Ich habe öfters Phasen, in denen ich weniger an Musik interessiert bin. Aber nach einigen Wochen oder Monaten pegelt sich das wieder ein, und ich leide auch nicht wirklich an diesem Umstand. Warum sollte man sich künstlich ein Interesse an einer Beschäftigung herbeireden, wenn dieses Interesse zeitweilig einfach nicht da ist ?!

LG
Thomas
 
Würdest du sowas nebenbei hören können?


Ich nicht
 

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