Wie wenig darf eine Gitarre kosten?

  • Ersteller Martin Hofmann
  • Erstellt am
hmm... meine erste E-gitte war eine Collins Strat-copy von Musik-Produktiv. Kostete im Set mit Bag und einem kleinen 10 W-Amp 99 €. Nur die Gitarre kostete bei MP ewig 59 €. Aktuell 79 €. Das sind sehr ordentlich eingestellte, bundreine und stimmstabile (wenn man das Tremolo nicht anfasst) Gitarren mit gut abgerichteten Bünden, funktionierender Elektronik und richtig gutem Sound. Hunderprozentig geklonte Strat-Gitarren, die man, wenn man will, auch genau wie eine Fender einstellen kann. Alles an Böckchen und Schräubchen da, wie man es von 7ender kennt. Gleiche Masse und gleiches Gewicht. MP verkauft davon massig, weil sie gut sind. Gleiches gilt auch für Collins-E-Bässe und A-Gitarren. Ich habe keine Ahnung, ob MP daran etwas verdient, aber Verlust werden sie damit wohl auch nicht machen. Wie man etwas so komplexes, aus so vielen Teilen bestehendes Instrument für (mal kalkulieren, 19 % USt, Fracht usw) naja, vielleicht minimum dann 30 € in China herstellen kann, bleibt mir ein Rätsel.

Keep on rockin
 
Ich denke, auch in Asien würde es nicht funktionieren, tatsächlich von 0 an zu planen eine Gitarre für 30,- Euro HEK herzustellen und darauf ein Geschäftsmodel aufzubauen.

M.E. läuft es aber auch anders, nämlich so, wie bei vielen anderen asiatischen Kopierfabriken:

-Irgendjemand dort hat eine gut gebuchte Fabrik mit Aufträgen für günstige Gitarren, die er z.B. für 70-80,- € für einen großen deutschen Versender produziert, der sie dann in D. für 100,- € verkauft - fein. Er hat aber vielleicht noch Headroom nach oben, kann schneller produzieren, ist nicht 100% ausgelastet etc.

-Und diese Fabrikanten sagen dann: "So, wir sind mit der Sandartproduktion für X durch und schieben nochmal 1000 Stck auf eigene Faust nach, die wir nicht labeln, sondern einfach so verticken."

-Dazu werden dann vielleicht noch Materialien verwendet, die irgendwie da sind oder zumindest angeboten wurden aber vorher irgendwelche Qualitätsstandards anderer Auftraggeber nicht bestanden haben und die Qualitätskontrollen werden reduziert.

==> Solche "Huckepack"-Produktionen sind in anderen Bereichen auch völlig normal, werden aber eben ganz anders kalkuliert, weil man eben schon 90% da hat und die Alternative vielleicht sogar Stillstand oder langsamere Standardproduktion wäre. Aber eine Fabrik wird dsafür sicher nicht hingestellt werden.

Und gerade Strats und LPs eignen sich natürlich super dafür, weil sie mehr oder weniger weltweit standardisiert sind und den eigentlichen Urhebern der Form offenbar egal ist, dass wie der Teufel kopiert wird.

Ist halt ein resultat davon, dass alles outgesourced wird und die Fabriken dann eben noch ein eigenes Business haben...
 
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