Zischeliger Ton bei Tagesschau

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Moin an alle. Der Thread ist in diesem Unterforum vielleicht so halb passend, weil Nachrichtensendungen nur bedingt als Liveverstanstaltung verstanden werden. Von daher bitte ich schon mal um Entschuldigung, falls der Thread verschoben muss.

Ich ärgere mich schon seit Jahren darüber, wie Sprache bei der Tagesschau klingt und wüsste gerne mal, ob andere sich an meinen Kritikpunkten auch stören oder ob ich damit alleine bin.

Besonders problematisch finde ich den Sprachton aus dem Studio. Seit dem Umzug in das aktuelle Studio hört man einen deutlichen Raumhall, besonders im Bereich der S-Laute. Ich finde die selbst auf hochwertigen (z.B. DT 770 250 Ohm) und wenig höhenbetonten Kopfhörern (z.B. 64 Audio A3e) total unangenehm. Heute war auch noch ein ausgesprochenes Rauschen zu hören, wie man das von billigen Funkstrecken kennt (auch wenn die sicher nichts Billiges im Einsatz hatten):


Bei Minute 9 beispielsweise hört man dann Jens Riewa aus dem Off und offensichtlich nicht aus dem Hauptstudio, sondern einem anderen Aufnahme- bzw. Broadcastraum. Auch hier finde ich den Ton zischelig und unausgewogen. Trocken zwar schon, aber eben nicht ausgewogen.

Den Beitrag bei 9:45 finde ich klanglich besser, allerdings nehme ich hier einen (für die Tagesschau sehr typischen) Boost im Air-Bereich (ich meine oberhalb von 9 kHz) wahr, den ich unnatürlich und ekelig finde. Gerade der Konsonant "f" wird dadurch echt merkwürdig. Außerdem eine Überhöhung im etwas höheren Bassbereich. Vielleicht eine Raummode? Klingt jedenfalls wieder nach suboptimalem Raum.

Ich denke mir: Es gibt zahlreiche Hobby-Youtuber, die das besser machen. (Natürlich noch mehr, die es ganz sicher nicht besser machen). Ich bin mir nicht sicher, ob es vielleicht auch an der deutschen Sprache liegt. Die begünstigt harten, unangenehmen Klang wahrscheinlich schon etwas.

Vielleicht sagt jetzt der ein oder andere: "Junge, stell dich nicht so an". Vielleicht versteht aber auch jemand, was ich meine? Ich bin mal gespannt.
 
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Moderation: Ansteckmikrofon mit Funk. Beitrag: Broadcaster-Mikrofon, wahrscheinlich immer noch mit der 30+ Jahre alten Standard-Bearbeitung.
Das ist nur Fernsehen, da nimmt man für die meisten Dinge auch lieber Mediengestalter als Audio-Profis - die wären zu teuer
 
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Es gibt zahlreiche Hobby-Youtuber, die das besser machen.
Das ist ja manchmal so, wer ein Hobby hat, setzt sich u.U. mit der Materie intensiver auseinander, als ein Profi, der schon 30, oder mehr Dienstjahre auf dem Buckel hat und der eigentlich nur auf den Feierabend wartet und dessen Ausbildung auch schon lange zurück liegt.
 
Also ich finde das ist eigentlich alles noch im Bereich Geschmackssache. Nun ist der DT770 auch absolut kein "linearer" Kopfhörer - wenn ich die Ausschnitte auf dem DT770 höre, kann ich deine Klangurteile aber nachvollziehen.

Jetzt ist Ton beim Fernsehen und dann auch noch im News-Geschäft auch immer ein Kompromiss. Beim Studio-Teil wird, wenn überhaupt, kurz vor der Sendung ein kleiner Ausschnitt einmal geprobt. Das ist die Zeit in der du das Signal pegeln und bearbeiten kannst. Im Zweifel bist du währenddessen aber auch noch mit dem Abwickeln von Außenschalten, etc. beschäftigt, oder jemand quatscht dich gerade auf der Kommando-Anlage zu, dass ein paar Handgriffe da reichen müssen oder du als Blindflug in die Sendung startest. Bei "schwierigen" Stimmen durchaus eine Herausforderung.

Rauschen, Räumlichkeit, etc. kommt daher, dass bei den meisten neuen Studio-Dekos der Ton nicht so wirklich im Vordergrund steht. Da geht es primär um das Bild, und da werden die Hintergründe im neuen Tagesschau-Studio z.B. mit Projektoren projiziert. Diese Geräte machen natürlich Lärm, sind im besten Fall vielleicht noch in speziellen Gehäusen untergebracht, um das zu unterdrücken. Auf der Ton-Seite setzt man dann gerne Denoiser ein, um das zu unterdrücken. Am prominentesten sind da die Geräte der Firma Cedar. Eine Rauschunterdrückung ist natürlich nie komplett artefaktfrei. Auch hier versucht man sich wieder an einem Kompromiss.

Die Beiträge - gerade die aus dem Ausland - können sonstwoher kommen. Da wird Sprache im Tonstudio, am Schnittplatz, im Hotelzimmer oder auf dem Fahrersitz vom Schnittmobil aufgenommen und das teilweise noch bis in die laufende Sendung. Natürlich sollen die jetzt auch nicht unterirdisch klingen, die Priorität liegt aber auch da nicht auf einem optimalen Klang. Die eine Kollegin hat dann vielleicht ein eingemessenes Studio zum mischen, die andere hört auf einem z.B. DT770 o.ä.. Und natürlich hat jeder auch eine eigene Vorstellung wie das am besten klingt. Ich z.B. finde den Studioanteil deutlich angenehmer als den Offtext bei Minute 9 (wenn ich nicht gerade auf dem DT770 höre). Mikrofone sind natürlich auch wieder unterschiedlich. Die Unterstellung einer "30+ Jahre alten Standard-Bearbeitung" finde ich da ehrlich gesagt ein bisschen anmaßend. Natürlich gibt es Standards; anders wäre man auch gar nicht so schnell unterwegs wie gefordert wird. Der Standard wird dann aber angepasst, bis er halbwegs passt. Je nach Zeit und Bedingungen kommen dann unterschiedliche Ergebnisse dabei raus.

Im Studio wiederum kommen dann aus unterschiedlichsten Quellen alle Beiträge zusammen. Die klingen dann auch alle anders. Das ist aber auch gar nicht anders möglich.

Den Verantwortlichen die Expertise abzusprechen ist natürlich immer einfach. Wir reden da aber immer noch von einer Nachrichtensendung und nicht von einer Studio-Session mit super Aufnahmeraum, Plugin-Arsenal und Zeit das auch alles in Ruhe einzustellen.

Sicherlich nicht alles optimal; die Frage ist wie und ob man das besser hinkriegt?

Gruß, Philipp
 
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Insgesamt finde ich den Tagesschau-Ton gut. Ich würde es als Ausführender vermutlich nicht groß anders machen.
Es geht hier hauptsächlich um Verstehbarkeit. Bei (deutschen) Sprachaufnahmen nehme ich selbst auch lieber etwas Zischeligkeit in Kauf zugunsten klarerer Konsonanten. Die sind in der deutschen Sprache einfach entscheidend.
Andere Sprachen haben da durchaus andere Anforderungen.

Zusätzlich: Nachrichten mit Kopfhörer, das läuft bei mir auch eher unter "Exot". Die allermeisten Zuschauer hören über meist billige Fernsehlautsprecher zu und die wären mir wichtiger als ein paar wenige Kopf-Hörer. Meine Prioritäten wären da ziemlich klar.

Insoweit hätte ich also nix zu meckern ;)
 
Wenn man drauf achtet, hört man das Zischeln ;)
Ich bin da als Zuhörer bei omnimusicus - auf die Verständlichkeit kommt es an. Die scheint mir mit einer leichten Betonung der höheren Frequenzen für klare Konsonanten durchaus wichtig zu sein. Der ansonsten eher mittige Klang ohne größere Frequenzanteile im Tiefenbereich kommt hinzu. Gerade Leute mit Hörschwierigkeiten (kenne welche, alte Leute eben...) sind für eine derartige Frequenzgestaltung äußerst dankbar, die brauchen jeden halbwegs verständlichen Konsonanten ohne Dröhn und Mulm.
So gesehen komme ich mit dem Klang der Übertragung gut zurecht. Hifi ist was anderes, zugegeben.
 
Nun ist der DT770 auch absolut kein "linearer" Kopfhörer
Das ist sicher richtig. Deswegen hab ich ja auch mit anderen Hörern die gleichen Stellen angehört - um sicherzugehen, dass ich mich nicht in Wirklichkeit über Unzulänglichkeiten des DT 770 echauffiere. :D Ich fand es aber eben, wie gesagt, auch auf anderen Hörern eher unschön. Nebenbei: Die Sendung am Tag darauf fand ich wieder deutlich besser.

Rauschen, Räumlichkeit, etc. kommt daher, dass bei den meisten neuen Studio-Dekos der Ton nicht so wirklich im Vordergrund steht.
Ich finde das aktuelle Hauptstudio wirklich schön anzusehen. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass sich das nicht mit (weiteren?) Absorbern optimieren ließe.

Die Beiträge - gerade die aus dem Ausland - können sonstwoher kommen. Da wird Sprache im Tonstudio, am Schnittplatz, im Hotelzimmer oder auf dem Fahrersitz vom Schnittmobil aufgenommen und das teilweise noch bis in die laufende Sendung.
Na klar. Bei den Live-Beiträgen irgendwo auf der Straße hab ich vollstes Verständnis, dass man da keine Hörspiel-Qualität oder so was bekommt. Die Korrespondenten haben manchmal nur wenige Minuten, um mit ein oder zwei Mitarbeitern überhaupt irgendwas auf die Beine zu stellen. Da kann ich mit Kompromissen gut leben.

Gerade Leute mit Hörschwierigkeiten (kenne welche, alte Leute eben...) sind für eine derartige Frequenzgestaltung äußerst dankbar, die brauchen jeden halbwegs verständlichen Konsonanten ohne Dröhn und Mulm.
Ich hab mich schon gefragt, ob möglicherweise genau das der Grund dafür ist. Nachvollziehbar wäre es. Der Boost über 10k wiederum aber nicht, denn davon haben ältere Menschen am wenigsten. :D
 

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