Ich kann ja mal berichten, wie es bei mir so war
Ich habe vor 12 Jahren auch auf einer Epiphone Les Paul und ES335 angefangen und fand die gut. Damals waren es noch Korea-Modelle. Ich kannte auch nichts anderes. Ich blieb ausschließlich bei Epiphone ca. 6 Jahre lang. Dann kaufte ich meine erste Gibson USA Standard im Verlauf der nächsten Jahre 9 oder 10 weitere Gibson Les Pauls und auch ein paar ES-335. Immer wieder kaufte ich dazwischen Epiphone Les Pauls und hatte insgesamt 16 besessen, aus verschiedenen Fertigungsstandorten (Korea, China, Indonesien). Als ich mir die erste Gibson USA Standard kaufte war ich total begeistert. Das Spielen war viel leichter. Man brauchte die Saiten nur ganz leicht antippen und der Ton stand wie eine 1. Bei den Epiphones musste man schon mehr drücken... Auch der Hals lag deutlich angenehmer in der Hand und das Griffbrettbinding machte das alles noch angenehmer, da die Enden der Bundstäbchen der Epiphones im Verhältnis dazu recht unangenehm waren. Ich war also total hin und weg von Gibson USA.
Dann kam die erste Gibson Custom Shop Les Paul, meine 2007er R9. Das war dann noch einen Schritt höher und selbst für mich, für den damals ein Ton einfach nur ein Ton war, war hier tonal wie auch in Sachen Bespielbarkeit nochmals eine Steigerung zur normalen Gibson USA Standard zu spüren.
Dann fing ich an ein Gespür für Töne und Klangfarben zu entwickeln und so fing ich an mich mit der Hardware, Elektrik usw. auseinanderzusetzen und ersetzte die Standard-Elektrik der R9 durch höherwertigere Potis und Kondensatoren und auch die Tonabnehmer wurden getauscht, da mir die Elektrik ab Werk nun auch nicht mehr gut genug war. Wie schon gesagt, kaufte ich mir ab und zu weiter mal aktuelle Epiphone Les Pauls (2009er, 2010er und 2011er) und wenn man von einer solch hohen Stufe kommt, dann merkt man erst, mit was man sich früher zufrieden gegeben hat.
Seit gut 2 Jahren bin ich auf dem Stand, dass für normale Rockmusik, in der ich hauptsächlich Akkorde in eins durch spiele und auch Solos ohne große spielerische Dynamik spiele eine Gibson USA Standard ausreicht. Diese Gitarren sind für mich die Minimumanforderung.
Wenn es aber um anspruchsvollere Spielweisen geht, bei der die Anschlagstärke und Spieltechnik beim Solospiel variiert um mehr Obertöne usw. aus der Gitarre herauszubekommen oder wenn man auch mit den Potis arbeiten muss, dann geht es bei mir erst ab Custom Shop los. Besser sind da noch die Custom Shops mit den von mir verbauten höherwertigeren Potis, Kondensatoren und Pickups. Damit ist ein total filigranes Spiel möglich, was selbst mit Custom Shop Les Pauls in Werksausstattung so kaum möglich ist. Das einzige, was für mich da noch ein Nuance besser ist, sind die alten Bursts aus den 1950er Jahren (bisher hatte ich 3 im Vergleich mit meinen Les Pauls gespielt).
Und mit all dem können Epiphone Les Pauls einfach nicht mithalten und ganz besonders fällt das beim filigranen Spiel auf und wenn man dann noch die Potis nutzen will.
Ich würde dennoch JEDEM Anfänger oder nicht so fortgeschrittenen Gitarristen raten mit solchen Gitarren ala Epiphone Les Paul anzufangen, denn zu dem Preis sind es akzeptable Gitarren und absolut ausreichend für solche Leute. Außerdem weiß man die besseren Gitarren später dann noch mehr zu schätzen. Nur wenn man die Dunkelheit kennt, weiß man das Licht zu schätzen. Um es mal philosophisch auszudrücken.
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Achso...Wenn jemand wirklich richtig gute Epiphone ES Modelle sucht, dem rate ich SOFORT zu den "made in Japan" Gitarren aus den frühen 1980er Jahren. Ich habe ja eine Epiphone Riviera von damals und die Dinger sind absolut auf dem Niveau mit den ES335-Gitarren, die heute aus dem Gibson Custom Shop in Memphis kommen! Auch unplugged ein wahre Macht. Die klingen ähnlich einer Akustik-Jumbo, so voll und rund. Auch wenn ich überhaupt kein Asien-Freund bin muss ich sagen, dass generell die Japaner qualitativ mit die besten Gitarren des Planeten bauen. Das war vor 30 Jahren wie auch heute so.