Wie findet ihr übertriebene "Eigeninterpretationen"

Guvnor
Guvnor
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Mal ne Frage an euch, ich weiss zwar nicht genau wie ich es benennen soll, aber kennt ihr das folgende Phaenomen auch: Ihr hoert jemanden ein Lied nachsingen, und derjenige glaubt, er muesse dem ganzen irgendwie auf Teufel komm raus eine "eigene Note" hinzufuegen, indem er die Rhythmik oder Melodie des Gesangsparts komplett ueber den Haufen wirft und z.B. laengere Pausen macht als noetig und dann aber den Rest des Satzes hastig hinterherschiebt, usw. Das ganze soll, meiner eigenen Interpretation nach, wahrscheinlich irgendwie "kuenstlerischer", "live-er", "interpretierter" oder "kreativer" klingen, ich finde es aber meistens einfach nur zum Brechen. Diese uebertrieben andersartige Phrasierung, das klingt fuer mich zum Teil fast eher so, als haette da einer den Text vergessen oder komme sonst irgendwie nicht klar. Auch wenns wohl anders gemeint sein soll.

Ich meine, es gibt Live-Versionen von Liedern, die gerade durch eine leichte Aenderung an irgendeiner Stelle dem Song noch den letzten Schliff verpassen. Eine minimale Variation im 2. Refrain oder am Ende der zweiten Strophe oder sonstwo, die das ganze noch rausreisst und dem Song noch mehr Drive gibt, gerade weil es anders klingt als erwartet. Sowas habe ich auch schon gehoert und es kann richtig geil sein. Aber wie manche scheinbar drum bemueht sind, jeder einzelnen Verszeile einen extravaganten "persoenlichen Touch" verpassen muessen, indem sie singen als waeren sie betrunken oder vergesslich, oder beides, das tut einem doch beim Zuhoeren weh.

Leider habe ich grad kein Beispiel zur Hand, aber wenn mir eins unterkommt, dann werde ich das mal posten. Wie seht ihr das? Nervt es euch auch, wenn jemand meint, ganz besonders kreativ sein zu muessen beim Nachsingen eines Liedes? Oder findet ihr das nicht so schlimm? Findet ihr es vielleicht sogar besser so? Eure Meinung ist gefragt ;)
 
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Wie seht ihr das? Nervt es euch auch, wenn jemand meint, ganz besonders kreativ sein zu muessen beim Nachsingen eines Liedes? Oder findet ihr das nicht so schlimm? Findet ihr es vielleicht sogar besser so? Eure Meinung ist gefragt ;)

Nö, das nervt micht nicht. Wenn es mir nicht gefällt, höre ich es mir einfach nicht an. Aber potenziell finde ich Eigeninterpretationen immer interessanter, als eine 100% Kopie. Bezogen auf E-Gitarre finde ich ein "So little the wing" interpretiert im Stil von Jimmy Hendrix spannender, als ein exakt nachgespieltes "Little Wing", das gibt's nämlich schon auf CD.

Gestern ist mir ein aber auch ein Song untergekommen, der gesanglich fast nichts mehr mit dem Original zu tun hat, aber dennoch sehr geil ist:



Gruß,
glombi
 
Leider habe ich grad kein Beispiel zur Hand

Und das ist leider sehr schade. Denn deine Beschreibung ist zwar sehr farbenfroh, aber die Grenzen, was man als unangenehm übertrieben empfindet, sind dann doch wiederum bei jedem anders.

Ich finde zB, dass es kein "I will always love you" von Whitney Houston hätte geben müssen. Dolly Parton hat bereits alles richtig und in richtigen Maßen gemacht.




Die Cake-Version vom Discosong "I will survive" finde ich dagegen viel besser als das Original, obwohl ganz bewusst genau das gemacht wurde, was du beschreibst.

 
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Achtung, ich rede nicht von "richtigen" Eigeninterpretationen. Sondern ich rede davon, dass jemand den Song eigentlich mehr oder weniger 1:1 nachsingt, aber trotzdem in jeder Zeile irgendwie mit Gewalt seine eigene Phrasierung da reindrueckt. Die von euch verlinkten Beispiele kann ich im Moment schlecht anhoeren (bin unterwegs), wird aber nachgeholt ;)

Dass ich kein eigenes Beispiel parat habe, liegt daran, dass ich diesen Thread jetzt nicht aufgrund einer den Fass zum ueberlaufenden bringenden Performance geschrieben habe, sondern weil es mir grad so generell in den Sinn kam. Werde aber schauen, dass ich noch eins finde ;) weil mir klar ist, dass die Beschreibung evtl. nicht 100% das ausdrueckt, was ich meine.
 
"Schaut her, ich lebe die Melodie! Gefühlvollen Ton super getroffen, oder? Hach, was bin ich gut." ;)
 
Sondern ich rede davon, dass jemand den Song eigentlich mehr oder weniger 1:1 nachsingt, aber trotzdem in jeder Zeile irgendwie mit Gewalt seine eigene Phrasierung da reindrueckt.


Das würde bei dem Dolly-Parton-Beispiel schon passen. Das ist im Wesen noch immer der gleiche Song, nur dass Whitney Houston halt noch zwei bis drei Schippen draufsetzt. Na klar konnte sie das auch. Aber ich brauch' es nicht und finde die alte Version berührender.
 
Hatte nun doch eben Gelegenheit um kurz reinzuhoeren in die Videos. Also beim Seal-Crazy-Beispiel finde ich, dass der Gesang gar nicht soooo weit vom Original weg ist. Auch faellt das fuer mich nicht in diese Kategorie, ist eben stilistisch ne leicht andere Version, aber der Gesang ist meiner Meinung nach schon recht nah am Original. Bei Dolly Parton bzw. Whitney Houston geht es schon mehr in die Richtung, aber beim "I will survive"-Beispiel ist es glaube ich am deutlichsten, was ich meine. Nur zaehlt das fuer mich auch nicht so ganz hinein, da mir der Song hier eher fast schon wie ne leichte Parodie vorkommt, bzw. der ist anders genug, und der Typ scheint das auch irgendwie mit ner gewissen Art Humor vorzutragen.

Was der User Ikone sagt, bringts schon ziemlich auf den Punkt, was ich meine ;)

Mir ist sogar noch ein Beispiel eingefallen. "One of us" von Joan Osborne vs. die Version von Prince. Ich mochte die Prince-Version eigentlich, aber der Gesang geht genau in die Richtung, was ich meine (vor allem in der zweiten Strophe, wenn ich mich recht erinnere). Wird nur wahrscheinlich schwer auf Youtube zu finden sein, da man von Prince irgendwie fast nirgends was online findet ;) aber vielleicht kennts ja der ein oder andere...
 
Was der User Ikone sagt, bringts schon ziemlich auf den Punkt, was ich meine

... wobei das natürlich eher so ein Castingshow-Phänomen beschreibt.

Ich fürchte ohne (hörbares) Beispiel ist das ziemlich sinnlos. Ich habe zwar eine halbe Ahnung, was du meinst, aber mir fiele eben auch kein prominetes Beispiel ein, sondern eben ehr so im eben genannten Bereich. Ich gehe davon aus, dass das bei Profis relativ selten vorkommt, dass es richtig unangenehm wird.
 
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Naja ich sage auch nicht, dass das ein Phaenomen ist, das hauptsaechlich bei Profis vorkommt. Aber selbst da habe ich ja ein Beispiel genannt ;) Prince... und wenn der mal kein Profi ist? :D
 

Ja - aber eben ohne Hörbeispiel. Bei Prince, den ich sehr schätze, ist das nämlich mal so mal so.

Seine selbst gesungene alte Urversion von "Nothing compares to you" finde ich ... naja.

Die Version von Sinaed O'Connor dagegen wunderbar.

Nach dem Erfolg von Sinead O'Connor hat Prince den Song wieder ins Programm genommen - aber seine Keyboarderin singen lassen. Mit sehr viel mehr Soul-Attitüde und ad libs als O'Connor oder bei ihm selbst. Das wiederum war völlig überflüssig. Eine stinknormale Soulballade.
 
Wenn wir ehrlich sind: Ohne verfügbare Soundvergleiche hätte die Frage auch heißen können: "Findet ihr es auch schrecklich, wenn Sänger einen Song schlecht covern?". Oder: "Findet ihr schlechtes Essen auch doof?"

Antwort: Ja, wer findet das nicht? Aber was heißt das schon? Ich weiß halt nur, was ich darunter verstehe und das finde ich mal so, mal so.

Die beigefügten Attribute sind dann doch sehr subjektiv: "künstlerisch" - über den Kunstbegriff hatten wir ja gerade eine Debatte mit 93 Beiträgen und offenem Ende. "live-er, interpretierter" - die Begriffe sind ja mehr oder weniger Eigenkreationen. "Übertrieben" - damit kann ich was anfangen. Dennoch kommt es wieder ganz drauf an. Manchmal - siehe Cake - ist Übertreibung auch lustig. In diesem Fall die Übertreibung des Gegensatzes zum Original.

Vielleicht findest du ja doch noch ein Beispiel, was man hier hören kann.
 
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Dein Cake-Beispiel war doch gar nicht mal schlecht. Stell Dir das vor, nur mit "originalgetreuer" Musik und ernst gemeint, und es kommt hin ;)

Zudem habe ich nicht nur die von Dir zitierten Begriffe genannt, ich habe das schon auch einigermassen konkret beschrieben. Einfuegen von Pausen / Verzoegerungen, Aenderung der Phrasierung und Melodie, und das in nahezu JEDER Zeile... dafuer, dass Du nicht 100% weisst, was ich meine, war Dein Cake-Beispiel schon ein ziemlicher Volltreffer ;)
 
Wenn wir ehrlich sind: Ohne verfügbare Soundvergleiche hätte die Frage auch heißen können: "Findet ihr es auch schrecklich, wenn Sänger einen Song schlecht covern?". Oder: "Findet ihr schlechtes Essen auch doof?"
Ja, so seh ich das auch. Was übertrieben und künstlerisch ist, ist wie immer auch eine Geschmacksfrage.
Aber wenn jetzt jemand ein schlechtes Cover zur Beurteilung seiner Stimme hier postet, finde ich das nicht schlecht. Es kommt auch immer darauf an, welchen Zweck es erfüllen soll. Und es gibt genug Leute, die den Takt/Rhythmus nicht halten können, die die Tonhöhe nicht halten können u.ä. Sonst wäre da wohl auch nicht der Bedarf an den Pitch-Geräten da.
Also ich kann ohne konkretes Beispiel weder sagen, dass ich das gut, noch dass ich das schlecht finde.
Das Cake-Cover fand ich gelungen. Aber ich fand da jetzt auch keine übermäßigen Pausen drin.
 
Einfuegen von Pausen / Verzoegerungen, Aenderung der Phrasierung und Melodie, und das in nahezu JEDER Zeile... dafuer, dass Du nicht 100% weisst, was ich meine, war Dein Cake-Beispiel schon ein ziemlicher Volltreffer


In dem Fall müsste ich deine Threadfrage konkret mit "nein" beantworten. Oder höchstens mit einem "Kommt drauf, wer es mit welchem Song macht". Obwohl ich das Original auch mag, finde ich das fast persiflierende Cover besser.

Wenn eine vielleicht gar nicht mal so unbegabte Casting-Kandidatin (oder ein Kandidat) oder vielleicht sogar ein neues Chart-Sternchen versucht, jedem Wort oder jeder Silbe einen eigenen Ausdruck zu verleihen, damit alle auch bloß ihre ganze Bandbreite erkennen, finde ich das natürlich auch furchtbar. Das ist dann dann eine Frage der Stilsicherheit und Platzierung/Dosierung. Es gibt durchaus Leute, die das können.

Whitney Houston kann das natürlich auch. Trotzdem musste ich bei deiner Fragestellung an das Beispiel "Will always love you" denken. Nach dem Motto: "Ja Whitney - du bist eine super Sängerin. Aber Leistung geht halt ins Herz."
 
Wenn eine vielleicht gar nicht mal so unbegabte Casting-Kandidatin (oder ein Kandidat) oder vielleicht sogar ein neues Chart-Sternchen versucht, jedem Wort oder jeder Silbe einen eigenen Ausdruck zu verleihen, damit alle auch bloß ihre ganze Bandbreite erkennen, finde ich das natürlich auch furchtbar.
Da ist dann vielleicht noch zusätzlich die Frage, was machen die in der Tontechnik damit. Ich denke, da kann noch viel 'verhunzt' werden ...
 
Da ist dann vielleicht noch zusätzlich die Frage, was machen die in der Tontechnik damit. Ich denke, da kann noch viel 'verhunzt' werden ..


Den Unterschied zwischen Interpretation und Tontechnik traue ich meinen Ohren zu, erkennen zu können. Wenn jemand eine Zeile kiekst, das nächste Wort röhrt und danach knödelt, hat das mit dem Gesang zu tun. Wenn jemand leise, unsicher oder sogar leicht daneben singt, kann das mitunter auch mit dem Monitoring oder dem Mix zu tun haben.
 
Stell Dir das vor, nur mit "originalgetreuer" Musik und ernst gemeint, und es kommt hin

Im "Spirit" des alten Songs. Aber! Durch noch mehr "Gefühl" und noch tieferen "Sinn". Das kann, im schwersten Fall, Verschiebungen in Ton und Wort hervorrufen. So als ob der Sänger seine eigene oder gar neuerliche Erkenntnis über den Song irgendwem mitteilen will, welche sich aber scheinbar nur ihm selbst zu erkennen gibt. Das kann schnell in Wortfindungsstörungen oder Unmusikalität ausarten. Da werden einzelne Worte, ja fast Vokale und Tonsprünge zum Sinn des Songs erklärt, weil ja jedes Element (Musik, Ton, Wort, Liebe, Leben, Tod, Geburt) in seiner Bedeutung irgendwo wichtig ist. Was den Song für den Hörer aber irgendwie peinlich und abwertend macht. Am Ende bleibt es eine "übertriebene Neuerfindung" des Songs oder gar der Kategorie Musik, welche jenseits des Horizontes der Zuhörer liegt, die das Cover zu erkennen vermochten. Der Sänger hätte die Wörter im Lied lieber vortanzen sollen. ;) ... ok das ist jetzt das absolute Extrembeispiel ...

Und das dann auch noch erstnehmen, ... tjo. ... der Sänger wird wissen warum :)
 
Die Beschreibung klingt jetzt aber auch ein bisschen nach "Überinterpretation" :p

Vielleicht kann es der eine oder andere einfach nur nicht besser. ;)
 
Ich glaub Ikone weiss wirklich 100% was ich meine :D
 

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