Preisexplosion von PA Technik

[Sharkai]

Das die Preise in den letzten Monaten kontinuierlich gestiegen sind, was Mischpulte und sonstige Technik im PA Bereich angeht, sollten ja alle Interessierten bemerkt haben. Somit erzähl ich hier auch nichts neues.
Was mich aber interessieren würde sind eure Zukunftsaussichten was die Preisentwicklung angeht.

Also ich denke das sich die Preise wieder etwas entspannen werden, aber wohl nicht mehr so günstig werden wie sie einst waren.
Die Produktionen der einzelnen elektronischen Komponenten wird irgend wann wieder einen früheren Level erreichen. Ebenso werden die Lieferketten wieder hergestellt werden. Ist ja ein ureigenes Interesse von jedem der Produziert und auch von den produzierenden Ländern.
Die Frage ist nur, wie lang das noch dauert.

Wie denkt ihr drüber?
Bleibt das alles auf diesem Preislevel, oder wird es sogar noch teurer werden? Wie werden die Hersteller in Zukunft produzieren und wird es da auch Änderungen geben? Werden Hersteller von PA Technik weniger auf Lager Produzieren und vielleicht mehr auf Anfrage?

 

[SubbrSchwob]

Ich denke nicht, dass die Preise wieder runtergehen werden. Elektronik aus China ist generell ein Problem, und die Nachfrage ist größer als das Angebot bis weit ins nächste Jahr hinein. China steuert außerdem auf eigene Wirtschaftsprobleme zu. Etwas weniger offensichtlich ist, dass ein guter Teil des Birkenmultiplex, das für Cases und Boxen verwendet wird, ehemals aus Russland kam. Und dann haben wir noch eine hohe Inflation in Deutschland.

 

[Basselch]

Hallo,

...ich denke auch, das ist derzeit eine ziemlich ungute Gemengelage - aber nicht nur in der PA-Technik oder wo sonst auch Halbleiter maßgeblich benötigt werden. Aus meinem beruflichen Umfeld weiß ich, daß viele Lieferanten die bisherigen Erhöhungen der Einkaufspreise und Energiekosten noch gar nicht in vollem Maße an die Kunden weitergereicht haben. Da wird also vermutlich noch einiges steigen, dann auf hohem Niveau stagnieren und erst in weiterer Zukunft wieder etwas 'runtergehen...

Viele Grüße
Klaus

 

[LordB]

Ich denke auch, wirklich deutlich preiswerter wird es nicht mehr werden. Wohl eher mal schwankende Angebote. Aber insgesamt ist der Trend nach Oben weiter vorhanden.
Und schaut man sich an, welche Ziele sich China setzt - die Wetlgrößte Wirtschaftsmacht zu werden - und wie sich das Land unter Xi politisch immer weiter isoliert, wird sich das womöglich noch verschärfen.

 

[Frans13]

Strippenzieher stören absichtlich Lieferketten und Versorgung um für ihre Ziele Vorteile rauszuschinden. Daß deren Profit als das vielfache an Schaden beim Rest der Welt ankommt kann ihnen ja wurscht sein. Man kann ja irgendeine hochmoralische Begründung in die Presse hauen, die Leute glauben die lustigsten Dinge...und machen freudig mit, wohlwissend daß sie ganz sicher auf der moralischen Siegerseite sind.
Unter den aktuellen Bedingungen wird es nicht besser werden, sondern immer enger. Wenn ihr was haben wollt, besorgt es euch jetzt. Euer Geld verliert an Wert.

 

[AchimK]

Wenn ihr was haben wollt, besorgt es euch jetzt. Euer Geld verliert an Wert.

richtig! Betrifft auch mein anderes Semi-Profi Hobby: Fotografie - hier rasen die Preise auch rauf. Ich hab glücklicherwise alles, was ich für beide Aktivitäten so brauche...
Kaufe im Übrigen aus Nachhaltigkeitsgründen meist von Privat gebraucht.

 

[Mfk0815]

Die Frage ist halt schon, ob das jetzt eine Preisexplosion ist oder nicht etwa doch eine Konsolidierung des Preises nach einer Phase des Preisdumpings. Letztendlich waren die Preise ja lange Zeit extrem niedrig. Dass da einige jetzt die Gelegenheit beim Schopf packen um die Gewinnmargen wieder in ein für sie passendes Fenster zu bringen mag jeden, der kaufen will, übel aufstoßen. Andererseits, wenn ich mir so überlege, vor 15 Jahren hat man für das günstigste digitale Live-Pulte (LS9) zwischen 5.000 (LS9-16) und 10.000 (LS9-32) bezahlt. Und das hat im Vergleich zu aktuellen Pulten echt wenig gekonnt.

Kaufe im Übrigen aus Nachhaltigkeitsgründen meist von Privat gebraucht.

Wobei auch die, die jetzt ihr Zeig verkaufen, sehr wohl den Neupreis im Auge haben und schon richtige Fabelpreise aufrufen, weil das Teil halt verfügbar ist. Da gehen zum Teol die Gebrauchtpreise (ohen Garantie usw) deutlich über die aktuellen, eh schon angezogenen Neupreise raus. Also so richtig eine Option ist das auch nicht, finde ich.

 

[AchimK]

Also so richtig eine Option ist das auch nicht, finde ich.

ich habe mich immer auf "vernünftige" Preise mit "vernünftigen" Leuten einigen können...
Ich muß ja nix kaufen, oder?

 

[CarstenO]

Die Frage ist halt schon, ob das jetzt eine Preisexplosion ist oder nicht etwa doch eine Konsolidierung des Preises nach einer Phase des Preisdumpings. Letztendlich waren die Preise ja lange Zeit extrem niedrig.

Das ist auch mein Eindruck. Mein persönliches Beispiel ist das Behringer X32, das ich neu für 1.599 EUR gekauft habe. Das lag vorher bei über 3.000 EUR, wenn ich recht entsinne. Heute kostet es 2.400 EUR.

 

[Mfk0815]

Das lag vorher bei über 3.000 EUR, wenn ich recht entsinne

Das war der Preis um den es anfangs verkauft werden sollte. allerdings hat es dann damals so zwischen 2.600 und 2.700 € gekostet.

 

[acheron65]

ein Pult wie Midas Heritage ist um 10.000 € gestiegen. Anfangs hier 29.000. Nun 39.500 €

Lange Lieferzeiten. PA Hersteller produzieren nur noch auf Bestellung. Neodym Chassis. Elektronik. Hohe Strom- & Gaspreise auch für die Industrie

 

[Michael Burman]

Elektronik aus China ist generell ein Problem, und die Nachfrage ist größer als das Angebot bis weit ins nächste Jahr hinein.

Aber ist auf Grund der Corona-Kriese die Nachfrage nach PA-Technik denn immer noch so groß wie davor? Gibt es aktuell genau so viele Veranstaltungen wie vor Corona-Kriese, wo die gleiche PA-Technik benötigt wird wie davor? Ich dachte, während der Corona-Kriese würde die Nachfrage nach PA-Technik eher sinken. Bzw. anfangs ist die Nachfrage wahrscheinlich drastisch zurückgegangen, wo quasi alles dicht war. Aber jetzt? Hat die Veranstaltungs-Branche inzwischen genau so viel Betrieb wie vor 2020?
Kleinere abzusetzenden Stückzahlen könnten die Preise auch nach oben treiben, wenn Hersteller und Vertriebe an gewisse Umsätze angewiesen sind, ohne kurzfristig alles verkleinern zu können oder zu wollen.

 

[AchimK]

ich würde im Moment (und auch in Zukunft) eher auch auf China Produkte verzichten: für die Zukunft droht die Taiwan Frage neue Handelsschranken aufzubauen: kein Gas und keine Röhren aus Russland und keine billige Elektronik aus China. Wenn wir das Zeug in Zukunft alles wieder selber bauen müssen, wirds teuer: wenn ich Bauteile für manche Schaltung kaufe, sind die Einzelteile oft teurer als eine komplette China Lösung samt Gehäuse und Versand...

 

[Haensi]

Also ich denke das sich die Preise wieder etwas entspannen werden, aber wohl nicht mehr so günstig werden wie sie einst waren.

Heute nicht, morgen nicht und übermorgen nicht gleich.

Mit einer Entspannung der Preise ist in den nächsten Monaten sicher nicht zu rechnen. Vor den ganzen Krisen war gerade Elektronik wirklich günstig.
Das Soundcraft Ui24R kostete als ich es gekauft habe um die 900 €, zwischenzeitlich bekam man es für knapp 750, jetzt zahlt man (je nach Anbieter) knapp unter oder über 1000 €.

Mittlerweile darf man froh sein, wenn man Ware überhaupt bekommt. Ich wollte als "Spielzeug" für daheim den RCF M18 Mixer kaufen. Der kostete immer so knapp 400 €.
Keine Ahnung, ob man ihn wieder bekommt, die Lieferzeiten lagen so bei einigen Monaten und der Preis stieg um mindestens 100 €.

Andererseits, wenn ich mir so überlege, vor 15 Jahren hat man für das günstigste digitale Live-Pulte (LS9) zwischen 5.000 (LS9-16) und 10.000 (LS9-32) bezahlt. Und das hat im Vergleich zu aktuellen Pulten echt wenig gekonnt.

Generell war Musikelektronik früher viel teurer. Ich hab noch die Rechnung von einem alten Shure SM58 aus Ende der 80er/Anfang der 90er. Das lag so 350 DM. Das war nicht wenig Geld.
Ein 24-Kanal-Mischpult konnte sich in den 80ern keine Hobbyband leisten. Das kostete so viel wie ein Mittelklasse-Pkw.

 

[SubbrSchwob]

Ich hab keine Zahlen dazu, aber ich denke die Lieferkettenproblematik kam recht pünktlich zur Krise der Veranstaltungstechnik. Dann dürfte es aber bald mit der Nachfrage wieder weiter gegangen sein, da mit Neustart Kultur einige Anschaffungen von Seiten von Kulturhäusern gefördert wurden, und dieses Jahr war es ein richtig heißer Sommer, der die Verleiher sicher zum Einkaufen animiert hat. (Ich persönlich habe einen mittelgroßen PKW-Anhänger gekauft, um größere Veranstaltungen versorgen zu können, auch dort meist 15 Wochen Lieferzeit, man musste Glück haben. Auch hier wieder das Thema Multiplex-Holzplatten.)

Sicher gab es auch eine Verlagerung in Teilen in Richtung Streaming-Technik, wo Dienstleister/Verleiher ganze Fuhrparke erst aufbauen mussten. Davon profitieren dann aber auch teilweise wieder klassische Hersteller, also z.B. Funksysteme für Mikrofone und Mischpulte werden dort ebenfalls benötigt. Bei der Videotechnik an sich haben aber meinem Gefühl nach eher die günstigen Hersteller wie Blackmagic und Marshall das große Geschäft gemacht, nicht die etablierten mit ihrem High-End-Zeug wie z.B. Newtek, Sony oder Panasonic… da wären einfach die Endkundenpreise für Streaming als Dienstleistung dann viel zu hoch. Die letztgenannten Hersteller sind halt doch eher in Richtung große TV-Produktionen orientiert und da dürfte sich durch Corona wenig geändert haben.

Auf China-Produkte verzichten? Okay, gute Idee. Frage: Welches Digitalmischpult wird nicht in China produziert? Ich kenne keines. Klar gibt's dann noch sowas wie analoge Nobel-Nischen-Pulte, aber auch die 6 Kanäle des SSL Six für 1400€ sind „assembled in China“.

Made in Germany sind eher Produkte von Firmen wie Sennheiser und Beyerdynamic, aber gerade bei Sennheiser sieht's schlecht aus momentan, wenn man mal so in die Online-Versandhäuser und in die Lieferbarkeit schaut. Audio-Interfaces & Co von RME sind Made in Germany, derzeit bei Thomann alles mit langen Lieferzeiten. Es fehlen halt unter Umständen die Einzelkomponenten, denn die ICs kommen nach wie vor aus Fernost.

Gerade durch das Problem mit den Einzelteilen aus den Chipfabriken werden wir da so schnell nicht aus dem Problem rauskommen.

 

[Sharkai]

Cool, also da sind doch auch einige Eindrücke dabei, die ich gar nicht auf dem Schirm hatte.

Wenn ich mir allein dieses Jahr anschaue, wie viele Konzerte und Festivals abgesagt wurden, weil zu wenig Karten im Vorverkauf über den Ladentisch gingen, macht mir das auch eine etwas flaue Stimmung in der Magengegend. Auffällig dabei ist, das es nicht nur kleine und mittlere Veranstaltungen waren, sondern auch Touren von bands, die eigentlich keine Probleme haben sollten eine Halle zu füllen.
Ich hab es aus erster Hand erlebt, wie ein Veranstalter Insolvent wurde, weil viel zu wenig Gäste auf das Festival kamen. Und da gab es auch noch einige mehr, teilweise schon viele Jahre im Geschäft. Diese Kunden fallen erst mal für die Veranstaltungstechniker weg. Diese Lücken werden wohl auch teilweise durch neue Veranstaltungen wieder geschlossen werden, aber das braucht Zeit.
Damit will ich sagen, das Veranstalter von klassischen Festivals wohl in den nächsten Jahren weniger werden und das bedeutet das es auch weniger Jobs für die Techniker gibt. Diese Lücke öffnet sich gerade erst und die ersten richtigen Auswirkungen werden dadurch erst noch kommen.
Das bedeutet aber auch, das Veranstaltungstechniker weniger Umsatz machen und sich allein deswegen weniger Neuanschaffungen leisten können. Dazu kommen natürlich die aktuell hohen Verkaufspreise der Technik.
Sinkt der Absatz müssen die Produktionen zurückgefahren werden, was die einzelnen Teile wiederum teurer macht.

 

[SubbrSchwob]

Damit will ich sagen, das Veranstalter von klassischen Festivals wohl in den nächsten Jahren weniger werden und das bedeutet das es auch weniger Jobs für die Techniker gibt.

Zumindest in meinem Umfeld ist es so, dass etliche Leute die Branche verlassen haben, auch angestellte TechnikerInnen. Dementsprechend ganz gut gebucht sind die verbliebenen. Im Sommer hätte ich mich vierteilen können…

Dass viele mittelgroße Bands ihre Touren absagen müssen und auch viele Festivals sich nicht lohnen, sehe ich vor allem als gesellschaftliches Problem. Sicherlich wird dann auch weniger im PA-Bereich eingekauft, aber die hochwertigen Systeme von d&b, L-Acoustics und wie die alle heißen sind eh so teuer, dass man nicht laufend was davon kauft. Das wäre nun eher mal ein Fall für eine statistische Erhebung.

Ich glaube, Konzertbesuche sind einfach in der Priorität der Kunden nach hinten gerutscht. Ich denke, wir leben immer noch in der Corona-Zeit, nur wegen Krieg & Co ist uns das nicht mehr so bewusst. Im geförderten Bereich haben viele Städte und Gemeinden die Kulturetats bereits im Haushalt 2022 gekürzt, das heißt weniger Veranstaltungen um am Ende muss es auch heißen, höhere Ticketpreise.

 

[Mfk0815]

ich würde im Moment (und auch in Zukunft) eher auch auf China Produkte verzichten....

Auch wenn es natürlich auch in die Preisentwicklung rein spielt, so bitte ich dich hier, das Thema Politik außen vor zu lassen. Das kann schnell ausarten und im Übrigen ist es in diesem Forum nicht erwünscht, politische Themen zu erörtern. Ich möchte da wieder mal die Boardregeln in Erinnerung rufen

 

[AchimK]

das Thema Politik außen vor zu lassen.

das hat mit Politik nix zu tun, die Lieferfähigkeit wegen diverser Bauteile, die auch den Chinesen fehlen, ist nicht mehr sichergestellt, habe gerade auf eine Reparatur, für die solche Teile bestellt werden mußten, 7 Monate gewartet. Und ich warte immer noch auf einige lineare Potis für mein Stereo-Expression Pedal. Da stellt sich doch die Frage, wie es weitergeht ? Und das nicht nur bei Röhren für Verstärker...
Mittelfristig werden wir uns wieder auf reparierbare Elektronik ohne exotische Billigbauteile einstellen müssen! Was ist, wenn es z.B. für Behringers beliebte Mixer X16 o. X32 nix mehr gibt? Wenn ich professionell in ner Band spielte, würde ich mir da schon meine Überlegungen anstellen.

 

[Frans13]

Ich kenne ja mehrere Veranstalter - und auch im Ausland, wo Corona in der Mehrzahl der Länder inzwischen etwa den Status einer Grippe hat. Dort haben die "nur" die üblichen Schwierigkeiten (Lieferketten, Energie) und von denen auch eher die "westlichen" Länder, die anderen funktioneren noch mehr. Solange wir hier dem Diktat der sogenannten Märkte mitlaufen wird es schwieriger werden. Weil manche Abhängigkeiten auch so gewollt sind und nicht benannt werden in der Presse solange es die Abhängigkeit von "den guten" ist. War das jetzt politisch? Dann ruhig löschen.