Band-Keyboarder Mangelware?

Was aber auch so ähnlich schon angesprochen worden ist: Ich stelle oft wenig Verständnis für Keyboarder fest. Einmal den Hardwareaufwand, den man betreiben muss um überhaupt irgendwas zu spielen und dann das Sound erstellen zuhause. Das kostet in den meisten Fällen deutlich mehr Zeit, als das spielerische Problem zu lösen.
Ja, wichtiger Punkt finde ich. So ging mir das in den 3 Jahren, in denen ich viel Cover gemacht habe (2013-2016). Habe in ca. 6-7 verschiedenen Coverbands gesubbt und in 2 Coverbands etwas regelmäßiger gespielt. Hat Spaß gemacht und war auch eine gute Lehre. Irgendwann hab ich dann ich beschlossen, wenn überhaupt, dann nur noch in Coverbands zu spielen, wo auch alle (vorallem Gitarre/Bass/Schlagzeug) ein Verständnis für Arrangement und Sound haben und die das auch interessiert. Irgendwann mit der Zeit wird es frustrierend, wenn keiner Verständnis dafür hat und genervt ist, wenn Sounds abgestimmt oder Pegel gecheckt werden müssen. Oder wenn es einfach selbstverständlich ist (oder noch schlimmer: egal), wenn die Keyboardparts authentisch klingen (waren zum Glück die wenigsten). Letztendlich ist am Ende nur noch eine übrig geblieben, und das waren nur Leute, die selber auch mit Elektronik am Start waren (Schlagzeuger mit Trigger-Pads, Bassist mit Bass-Synthie etc.), da war es dann selbstverständlich, dass man sich die Zeit nimmt und zusammen am Sound arbeitet.

Ist ja auch immer die Frage, welches Konzept die Band hat. Man kann ja auch wunderbar einfach Pop-Songs jammen ohne große Ambitionen, dass es nah am Orignal klingt und es vom Spirit ein bisschen jazziger angehen lassen. Aber dann müssen sich da auch alle einig sein, damit es passt...

Spielt hier irgendjemand in einer Nicht-Coverband?
Ja, immer schon und mittlerweile wieder fast nur noch. Dabei hat mir Cover eigentlich immer Spaß gemacht. Aber eigene Projekte mit eigenen Songs find ich nochmal ne Stufe erfüllender.
 
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Unser Schlagzeuger moechte uebrigens die basedrum auf seinem Monitor haben, hast du dafuer ne Idee wie man das macht?"

Das ist uebrigens keine satirische Ueberspitzung sondern so erlebt.
 
Dass Drummer ihre Bassdrum auf dem Monitor haben wollen, ist recht verbreitet, was ich persönlich nicht verstehe - aber ich bin auch kein Drummer.
Was Monitorsound angeht, sind Keyboarder eigentlich immer am unproblematischten, was zum einen möglicherweise daran liegt, dass sie sich ihren Monitormix häufig selber erstellen, u.a. deswegen, weil sie's können :D und auch gegenüber den anderen über das entsprechende Equipment wie Submixer verfügen. Fremd gemixt lass ich mir (wie viele andere auch) ein Signal mit allen Kanälen, ausgenommen der Keyboards, geben. Das misch ich mir dann auf meinem Submixer zu meinen Keyboards dazu und gut. Wenn wir selber mischen, bzw. unser Monitormischpult mit am Start haben, hab ich dort direkten Einfluss per iPad, verfahre aber ähnlich, dass ich mir alle Signale außer Keys auf meinen Submischer lege, von dem mein in-ear gespeist wird. Da ich mit in-ear spiele, ist für mich die Hi-Hat das wirklich wichtige Drumsignal, das ich brauche.
Aber ich drifte OT ab...

In einer Band, die eigene Songs spielt, hab ich eigentlich noch nie gespielt. Ganz zu Anfang, als Schülerband haben wir ne Zeit lang mal eigene Songs gespielt, aber das ist schon 40 Jahre her. Seitdem bin ich nur mit Covermucke unterwegs, und ich hab auch noch nie Ambitionen gehabt, da was in der Richtung anzugehen. Als ich mal in einer Bluesband aushelfen musste, war das für mich eine ähnliche Situation. Ich kannte von 40 Songs, die man mir gab, nur einen :redface: Ich bekam lediglich Sheets mit Chords und den Abfolgen, das war's, und ich hab mir auch nicht die Mühe gemacht, nach Interpretationen zu suchen, sondern hab intuitiv, oder nach Vorgaben, Anregungen und Wünschen der anderen was dazu gespielt. So sind die Songs dann gewachsen und bekamen eine eigene Note, was anscheinend auch so gewollt war.
 
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Ich hab mir zuir goldenen Regel gemacht, nie mehr in einer Band mit 2 Gitarristen zu spielen. Weder fest noch als Aushilfe. Und das bringt (mir) schon eine Menge. Es kommt natürlich schwer auf die Konzeption der Combo drauf an, aber wenn die Instrumentalisten sich inhaltlich vor den Sängern sehen, wirds i.d.R. nix. Ich persönlich sehe mich als muskalischer "Dienstleister", mein Job ist es die Solisten gut aussehen zu lassen.
 
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Ich hab mir zuir goldenen Regel gemacht, nie mehr in einer Band mit 2 Gitarristen zu spielen.

Dito !

.... und IMMER mit eigenem Amp/Monitor!

Ich bekam lediglich Sheets mit Chords und den Abfolgen, das war's, und ich hab mir auch nicht die Mühe gemacht, nach Interpretationen zu suchen, sondern hab intuitiv, oder nach Vorgaben, Anregungen und Wünschen der anderen was dazu gespielt. So sind die Songs dann gewachsen und bekamen eine eigene Note, was anscheinend auch so gewollt war.

Ich denke das ist auch das was einen Bandkeyboarder ausmacht. Sich in das Gefüge einbringen mit dem Blick bzw. Ohr das Ganze besser zu machen und nicht seine Ganzes "Können" rauszuballern...
Kann mich noch an eine Situation Ende der 80er oder Anfang der 90er erinnern, als eine angehende Klavierstudentin mit 12 Jahren klassischem Unterricht aufm jungen Buckel im Proberaum stand (Bekannte vom Drummer was glaub ich). Wir spielten Zeugs von Springsteen, Huey Lewis, Stones, Dire Straits usw.
Als sie sich "warm spielte" dachte ich (als halbgarer Orgelhalbdidakt) erst: "Was bin ich doch für ein Stümper an den Tasten....!"
Aber am Ende konnte sie nix, aber auch garnix "mitspielen". Auf die Frage "Wo sind denn die Noten zu den Liedern?" erntete sie nur verdutztes Schulterzucken. Mit "Hinweisen" in der Strophe so und dann im Refrain dann so, sind nur 4 Aklorde, konnte sie auch nix anfangen....

Was ich sagen will: Man muss halt irgendwann diese "Unterrichtsschwelle" überwinden und sich in so ein Bandgefüge "rein fuchsen". Ich hatte das Glück, dass mich ein Schulkamerad an die Hand nahm und mir zeigte wo es lang geht. Mit meinen 8 Jahren Orgelunterricht auf ner Electone alleine hätte ich keine Wurst vom Brot gezogen.
Man muss es halt auch wollen und Bock haben mit paar Verrückten im Proberaum zu stehen und auf die Bühne zu gehen.
Jetzt als alter Sack und aus reinem Spass an der Freude (mit paar lächerlichen Gigs im Jahr, wenn überhaupt) mach ich nur noch was ich will.
Wenn da jemand nen Bläsersatz an den Keys will, gibts eine vorn Latz!
;-)
Die Kids heutzutage haben halt andere Interessen (leider). Lieber Chillen und Chatten, anstatt sich im Proberaum die Köpfe einzuhauen, weil es ein Sechser und kein Siebener Akkord ist!
;-)
Aber in so einem "sozialen Gefüge" wie ner "Rockband" lernt man auch fürs Leben. Ich möchte auch das "leidige Theater" nicht missen irgendwie.... ok ok manches bräucht ich nicht mehr!
;-)
;-)

Also: Keep on rockin!!!
 
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Auch wenn wir gerade die Grenzen des Themas erreichen, muss ich aber mal dringend ein Gegenbeispiel bringen...

Seit Ende des letzten Jahres bin ich in einer Coverband gelandet, die wirklich viel Verständnis für den Keyboarder mtibringe. Das liegt vermutlich auch daran, dass bis dahin sehr viele ausgebildete Pianisten da gewesen sind, die für eine Coverband aber nicht passend gewesen sind.

Ich werde für meine Sounds gelobt, da wird freundlich gesagt/gefragt, kannst du das da noch reinbringen und wenn ich dann sage nein, dass geht des und deswegen nicht: Dann ist das in Ordnung. Bei komplizierten Dingen, was auch Bläsersätze angeht, befassen wir uns als Band damit, was man tun kann, dass es im gesamten gut klingt.
Das ist mal eine neue Erfahrung und ich bin wirklich glücklich damit. Die nehmen sich auch schön die Zeit, Ihr Programm noch einmal komplett mit mir durchzuegehen und bei Bedarf anzupassen. Schöne Sache.

Leider hatte ich kurz zuvor gegenteiliges, was dann auch der Grund gewesen ist, dort nicht weiter zu spielen. Ein Teil der Band hat brav Rücksicht genommen, ein anderer nicht.
Wenn dann der Schlagzeuger anfängt, mir zu erklären, wieso meine Sounds von der Luatstärtke nicht passen.... dann ist es auch einfach zu viel.
Dort wurde nicht begriffen: Das gerade ich als Keyboarder in der Lage bin, jede Probe die gleiche Lautstärke zu fahren... Digitalpult wohlgemerkt. Bei gleicher Lautstärke war ich mal zu leise, mal zu laut... Das es aber vielleicht an den ganzen anderen Musikern liegen könnte... oder an dem Techniker, der immer dabei gewesen ist... Das kann nicht sein.
 
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Also ich arbeite öfters mit zwei Gitarristen in einer Band zusammen und es ist recht unproblematisch. Das liegt vielleicht daran, dass im Profibereich das Beherrschen des Instruments eine Selbstverständlichkeit ist und die ganze Egogeschichte außen vor bleiben kann. Man spricht sich vorher ab, wer welche Frequenzen oder welche Lage verwendet, um sich nicht in die Quere zu kommen und auch dem Gesang genügend Raum zu lassen.

Aber ganz klar bleiben viele Sachen beim Keyboarder hängen, in meinem Fall Click auf der Bühne, MIDI-Timing für Delays, teilweise sogar Gitarrensoundanwahl (ja, ich darf das!). Das heißt aber auch, dass ich die anderen gerne mal 10 Minuten raus schicke, damit ich in Ruhe basteln kann, was auch honoriert wird.

Um das mal auf den Titel des Threads zu beziehen: ja, diese Art Leute sind Mangelware.

Auch ich wehre mich übrigens gegen Bläsersounds, da ich aber eben auch nicht covere, kann ich mir die Freiheit durchaus nehmen.

Alles in allem ist es eben so ein Egoding, bei dem sich viele erst einmal finden müssen. Wenn das mal geklappt hat, ist die Art der Besetzung eigentlich zweitrangig und die Musik und das gemeinsame Erlebnis rückt in den Vordergrund.
Viele Grüße vom HammondToby
 
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Da ich in zwei Bands spiele (1. Gitarre in einer Rock-Coverband als einer von zwei Gitarristen; dort keine Keys dabei / 2. Keys in einer Band, die ausschließlich eigene Stücke macht), kann ich ziemlich viel von dem, was hier gesagt wurde nachvollziehen.

Ich denke auch, dass es wenige wirkliche "Band-Keyboarder" gibt, was aber m.E. nicht daran liegt, dass es "uncool" wäre (E-Gitarren sind doch auch inzwischen out, wenn wir mal ehrlich sind). Meinem Eindruck nach ist es oft eher die Herangehensweise der Tastenspieler, die einer Band-Integration zuwider läuft. Sehr gut kommt das in dieser Beobachtung zum Ausdruck:
Kann mich noch an eine Situation Ende der 80er oder Anfang der 90er erinnern, als eine angehende Klavierstudentin mit 12 Jahren klassischem Unterricht aufm jungen Buckel im Proberaum stand (Bekannte vom Drummer was glaub ich). Wir spielten Zeugs von Springsteen, Huey Lewis, Stones, Dire Straits usw.
Als sie sich "warm spielte" dachte ich (als halbgarer Orgelhalbdidakt) erst: "Was bin ich doch für ein Stümper an den Tasten....!"
Aber am Ende konnte sie nix, aber auch garnix "mitspielen". Auf die Frage "Wo sind denn die Noten zu den Liedern?" erntete sie nur verdutztes Schulterzucken. Mit "Hinweisen" in der Strophe so und dann im Refrain dann so, sind nur 4 Aklorde, konnte sie auch nix anfangen....
Was mir das Keys spielen in einer Band aber massivst erleichtert (wenn nicht gar ermöglicht), ist, dass ich nie Piano "nach Noten" zu spielen gelernt habe. Stattdessen schaue ich dem Gitarristen oder dem Basser auf die Finger damit ich weiß, in welcher Tonart wir uns bewegen und welche Kadenzen dazu passen.

Jemand, der eine klassische Klavierausbildung genossen hat und wirklich gut an den Tasten ist, hat vielleicht virtuoses Tastenspielen gelernt. Was aber oft unterentwickelt ist, ist die Fähigkeit mit anderen GEMEINSAM etwas zu spielen. Nicht nur das "den anderen auf die Finger schauen und verstehen was die tun" meine ich damit, sondern es fängt noch davor an: Dazu muss man als allererstes darauf hören (wollen), was die anderen so machen. Und so, wie zwei Gitarristen sich schnell "duellieren" und nicht den geringsten Platz für einen Keyboarder lassen, gibt es genauso auch Keyboarder, die den ganzen Song vollballern - vermutlich weil sie immer nur alleine gespielt haben.

Band-Keyboarder sind also meinem Eindruck nach vor allem deshalb Mangelware, weil Menschen mit "klassischer Pianoausbildung" in aller Regel zu musikalischen Einzelgängern erzogen wurden.
 
Band-Keyboarder sind also meinem Eindruck nach vor allem deshalb Mangelware, weil Menschen mit "klassischer Pianoausbildung" in aller Regel zu musikalischen Einzelgängern erzogen wurden.

Da ist auch was dran.
Ich habe in meiner Jugendzeit mit meinem ersten Synthesizer gern und oft diverse Tony Banks Soli mit- und nachgespielt (autodidaktisch, mit zugegebenermaßen mäßigem Erfolg ;)).
Nun habe ich mit meinem im gesetzteren Alter begonnenen Klavierunterricht nun eher "Solostücke" unter den Fingern.
Beides sind tatsächlich zwei sehr unterschiedliche Paar Schuhe...

Wobei Du (@colourize) Dich noch in einer besonderen Stellung befindest und sowohl als Gitarrist UND Keyboarder sehr über den Tellerrand hinausschauen kannst. :)

Gruß

Michael
 
Schöner Thread, ich denke vieles ist dazu schon gesagt worden, wobei ich gerade auch aus eigener Erfahrung nachdoppeln möchte, was einige hier gesagt haben; dass der Job als Bandkeyboarder weit über blosses Spielen hinausgeht - gerne bist du gleich mal Arrangeur, IT-Verantwortlicher, Mischer und sonst noch weissichwas in einer Person. Im besten Fall wird das gebührend honoriert, im schlimmsten Fall bist du Martman mit einer das Problem nicht ahnenden innert-10-Minuten-ready - Band, die dir Clouds Across The Moon o.ä. aufbindet, und du darfst erst mal bauen.

Der Coverbereich ist hier zeitgeistig betrachtet noch undankbarer den je. Neulich ist auf wenn ich mich recht erinnere Amazona ein Interview mit Steve Porcaro erschienen, der sein damaliges Nerdtum sehr pragmatisch betrachtete - aber diesen eigeninitiativen Ansatz hast du heute eben nicht mehr, so omnipräsent wie die oft ausproduzierte Elektronik selbst im Mainstreamrock geworden ist. Du brauchst also noch mehr ein Verständnis für Sounds als wie du es als Bandkeyboarder schon in den 00ern haben musstest, und auch mit Computern sieht's ähnlich aus.

Es reicht also nicht aus, sein Instrument einfach nur zu beherrschen (spielerisch wie klanglich) - Bandkeyboards benötigen eine grundsätzlich andere Herangehensweise, ein Verständnis, das sich oft erst in der Praxis herausbildet, ein ungetrübter Blick auf das Gesamtbild und das gewisse Nerdtum (oder man fragt nach Soundpacks für die benötigten Songs - in der frommen Popmusik hat sich da eine Goldgrube aufgetan. Als ich noch "moderne Kirchenmucke" gemacht hab (bevor ich da aus theologischen Gründen raus bin) war ich längere Zeit wohl der fähigste Elektroniker im Umkreis, der mit den Entwicklungen Schritt halten konnte und das immer sphärischer werdende Klangbild reproduzieren konnte, während sich andere - meist die besseren Pianisten - mit gleichzeitiger Fläche und Klavier abgemüht haben und dann 20fach gelayerte Suppe produzierten (weil gehaltenes Pedal und so) - nur blöd dass ich relativ schnell auch der härteste Gegner der Entwicklung war und schlussendlich weg vom Fenster. Als Konsequenz wird jetzt das Zeug einfach als Backingtrack gekauft und eingespielt, weil sich auf Amateurbasis einfach nicht auf das Level (bzw. Mindset) der gecoverten Bandkeyboarder gedacht werden kann.)

Der ungecoverte Bereich entzieht sich teils diesem Trend, spiegelt ihn aber wieder. Auch hier omnipräsente Backingtracks, auch hier wird oft einfach im Studio darübergeschmissen und auf der Bühne dann abgefahren.
Anders sieht es aber da aus, wo die Elektronik im Songwriting eine klarere Rolle spielt, bzw. soweit integriert ist, dass die Restband tatsächlich eine Ahnung davon hat, bis hin dazu, dass selbst wenn z.B. der Drummer sich im Studio grösstenteils selbst darum kümmert, live aber dennoch drei Keyboards für die Restband griffbereit sind und auch die anderen mal in die Tasten greifen.
Das geht auch in Bands mit tatsächlich vorhandenem Keyboarder, wenn dieser eben nicht einfach nur der ausführende einer Idee sein darf und alles zugeschoben bekommt, sondern idealerweise seinen Job delegieren kann und sich jeder aktiv an der Umsetzung der Idee beteiligt - und sei es nur mit dem Hinstellen eines Drumpads, eines Basssynths oder einer MPC.

Eine Mitschuld muss ich an der Stelle aber auch den Musikschulen zulasten halten. Ich selbst bin Autodidakt (die 10 Klavierstunden als 5-Jähriger, der seine Lehrerin in den Wahnsinn trieb, zählen nicht), aber was den Kids heute in den Klavier- und Keyboardstunden beigebracht wird, kratzt teils gerade jenseits der Metropolen an Realitätsverlust. Ich rede hier nicht von bewusst angestrebter Klassik oder einer Spezialisierung an der Hochschule, ich rede von den Kids, die sich musikalisch bewusst in populäre Richtungen bewegen wollen, von ihren Eltern in die Musikschule gesteckt werden, dort auch was von pianistischem Verständnis lernen, aber in fünf Jahren Unterricht nie eine DAW zu Gesicht bekommen. In den Schulen sind gut ausgestattete PSRs da, vielleicht sogar ne echte Workstation, aber niemand hat deren Sequenzer je benutzt. Noch immer heisst es Begleitautomatik oder beidhändiges Spielen, dazwischen gibt's irgendwie nur sehr wenig - Bandkeyboarder unterrichten so gut wie nie, schon gar nicht angepasst auf die jeweilige Herangehensweise des einzelnen, die für ein angewandtes Gesamtverständnis unfassbar wichtig ist, mMn sogar die einzige definitiv nur autodidaktisch erlernbare Komponente - man kann einen Grundstock vermitteln, niemals aber einen eigenen Ansatz.

Ich kenne Kids im unteren zweistelligen Alter denen ich zum ersten mal nen Ableton Push in die Hand gedrückt hab und die hin und weg waren von den Möglichkeiten - das war das was sie machen wollten, aber nie konnten, weil es in der "klassischen Vermittlung" noch immer völlig unbekannt ist. Leuchtende Augen beim Erklären von Mainstage, beim Erzählen der Funktionsweise eines Arpeggiators oder in Abletonkursen. Wir leben im Zeitalter, indem eine Band mit teils 5 Keyboardspielern auf der Bühne in England gerade alles an minderjähriger Fanbase abräumt was geht (The 1975) und eine Menge Jugendliche hätten den Ansatz des Bandkeyboarders eigentlich in lebender Vermittlung vor sich stehen. Dann werden sie von ihren Eltern auf den "klassischen" Weg gejagt und verlieren instant sämtliches Interesse, selbst wenn man ihnen klarmacht, dass ihre Soundcloud-Idole viel eher dem Typus klassisches Kellerkind entsprechen und man für wenige hundert Euro sich alles benötigte zuhause hinstellen kann - es aber eben auch mehr Initiative benötigt, als einmal die Woche im Unterricht was neues zu lernen.
 
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Unsere Band stand auch vor einiger Zeit vor dem Dilemma, den ausgestiegenen Keyboarder zu ersetzen. Hat auch wirklich eine Weile gedauert, bis wir einen passenden Ersatz gefunden hatten. Und das, obwohl wir in der Köln-Bonner Bucht ja eigentlich mit Musikern geflutet sind.

Bei unserem Repertoire (Soul, Funk, Pop-Cover) ist es natürlich nicht leicht:

Der Keyboarder muss gewisse Mindestvorraussetzungen in Harmonie-Lehre mitbringen, Timing-sicher sein und auch noch die Sounds richtig bedienen können.

Und da kommt der Knack-Punkt: Wir sind eine anspruchsvolle Amateur-Truppe, bekommen aber nicht die Traum-Gagen. Und die richtig fähigen Keys-Führer gucken dann eher nach Bands, die hinreichend oft Auftritte für hinreichend Geld bekommen.

Wenn eine Band so an der Grenze ist zwischen "oberem" Amateur und Profi ist, dann wird es diffizil. Ist zumindest meine Empfindung.

Habe vor einigen Jahren auch versucht, eine Cover-Band mit der Sängerin Lisette Whitter zu gründen. Soweit so gut. Der Traum-Keyboarder hat gesagt: Ich will nicht proben, ich mache maximal eine Generalprobe mit, dann den Auftritt und halte hernach die Hand für die Gage auf. :eek: Wie will man denn da Bitteschön einen Proberaum finanzieren, wenn alle nicht proben wollen? Und selbst wenn es nur zweimal im Monat wäre??

Hier ein Video von Lisette (ist die farbige rechts im Bühnenbild)




Hier ein Beispiel, welches Medley wir uns zutrauen und spielen (mit unserer Band "Soul Seven"):



Ach ja: Es gibt ja auch Altersunterschiede. Hier mal ein Beispiel einer angesagten, aktuellen Band, die ohne Keyboarder nix auf die Reihe bekäme (Bandname: The 1975):

 
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"Wo sind denn die Noten zu den Liedern?"
Kenn ich eigentlich eher Streich und Blasinstrumenten, wo die Leute im Orchester spielen, wo freies Spielen nie ein Thema ist.
Was mir das Keys spielen in einer Band aber massivst erleichtert (wenn nicht gar ermöglicht), ist, dass ich nie Piano "nach Noten" zu spielen gelernt habe.
Kann ich von mir nicht sagen. Ich hab zwar mit 6 Jahren mit dem Klavier spielen angefangen und natürlich nach Noten, aber als Keyboarder hab ich nie nach Noten gespielt. Mittlerweile notiere ich mir Gedankenstützen in Form von kurzen Notationen, die ich mir in MuseScore erstelle, bei der Menge an Songs, die ich abrufbar haben muss, eine enorme Hilfe.

..., weil Menschen mit "klassischer Pianoausbildung" in aller Regel zu musikalischen Einzelgängern erzogen wurden.
...na ja, oder gerade weil sie Notenfest sind, als Begleitung im Orchester oder Bigband.
Was m.E. in der Klavierschule zu kurz kommt, ist der Punkt Songbegleitung, also wenn überhaupt die Melodie ausnotiert, aber dann nur Chords, die man kreativ umsetzen muss. Das sind dann natürlich auch die Keyboarder, denen man die linke BAss-Hand abgewöhnen muss, aber zumindest sind sie schon mal, was freies Spielen angeht etwas weiter.
Möglicherweise haben hier die Keyboardschüler, die am Arranger groß werden einen Vorteil, weil sie es gewohnt sind, mit der linken Hand Begleitakkorde zu drücken und rechts Melodie oder Läufe. Die sind dann zwar mit der Tischhupe, die sie mitbringen für eine Band nicht wirklich vernünftig ausgestattet, aber das kann man ja ändern.
Was keiner von beiden in der Schule lernt, ist Sounds zu programmieren und Setups zu erstellen, auch keine Sequenzer oder Bedienung einer DAW, wie hier schon erwähnt wurde - wobei das für mich kein Haupt-Kriterium für einen Bandkeyboarder ist.

Das Zusammenspiel in der Band lernen auch Gitarristen und Drummer nicht in der Schule, wobei die häufiger schon früher in einer Band groß werden, nachdem sie die ersten Akkorde fließend wechseln und die ersten Pattern trommeln können.
 
Wo wir gerade das Thema Noten ansprechen...

ich behaupte mal, dass die meisten bandtauglichen Keyboarder auch Theoretisch sehr gut im Sattel sind. Ja, es gibt ein paar, die das gar nicht drauf haben, aber aus meiner Erfahrung sind das die wenigsten. Woher das Wissen kommt, Autodidakt oder Musikschule, ist dabei erst mal egal.

Wenn du dann auf Musiker triffst, die so gar keinen Plan haben, macht das auch keinen Spaß...
 
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Das mit den Noten ist schon n guter Punkt. Ich kann's nicht, es hindert mich nicht unbedingt (im eher amateurhaften Rahmen in dem ich mich beweg(t)e, aber ich würds schon gerne können. Dasselbe gilt für halbwegs anständige Klaviertechnik, ich hab keine und dadurch inzwischen zwei kaputte Finger (Bänderprobleme). Hätte man vermeiden können, hat man nicht, trägt man eben die Konsequenzen davon. Ich finds dafür immer witzig, bei Elektrojams regelmässig der einzige zu sein, der schwarze und weisse Tasten auffährt.

Was denke ich der springendere Punkt ist, was Rollo schon angeschnitten hat; nicht nur ist die Skill-Einstiegsgrenze der Bandtauglichkeit bei Gitarre und Drums deutlich tiefer, sondern auch die Art des Unterrichts bzw. des Lernens - von wirklichen Nerd-Details abgesehen - seit Jahrzehnten unverändert. Als Keyboarder musst du - sofern nicht Purist - zwingend auch upToDate sein, was die Entwicklung angeht. Hier versagt der klassische Bildungsansatz dann völlig und hier geht mMn auch nichts ohne eigene Exploration.

Was ich mit dem Pamphlet oben auch nicht meine; dem Kid das Kellerproduzentendings als zukunftstragend vermarkten, sondern vielmehr die Suche nach dem eigenen Ansatz fördern. Und den Kram, den man vermitteln kann - nämlich Theorieskills - obendrauf packen, der gehört da nämlich durchaus hin. Nur halt nicht der Lustkiller No.1. - die Kids zum Rudess machen wollen, während sie nur im Keller Beats bauen wollen. Wenn dann, so die Inspiration des Bandkeyboards da ist, die Skills des Rudess betonen, der einst meinte, seine Klavierlehrerin würde im Grab rotieren, wüsse sie, was er heute täte, aber der dennoch klarstellte, ohne seinen klassischen Background nicht da stehen zu können, wo er heute stehe.
 
nur ist die Skill-Einstiegsgrenze der Bandtauglichkeit bei Gitarre und Drums deutlich tiefer,

Sorry, aber die Aussage ist kompletter Blödsinn!

Ich spiele Gitarre und Keyboard und kenne die Unterschiede. Vielleicht wagen einige der Gitarristen und Schlagzeuger den Einstieg in eine Band zu früh. Um einigermassen anständig Gitarre in ner Band spielen zu können brauchts viel Übung.

Ich persönlich finde das Spielen auf einer Plastiktastatur einfacher als auf sechs hauchdünnen Gitarrensaiten.

Zudem bin ich der Meinung, das Bandkeyboarder beim Lernen auch im Netz gewisse Vorteile geniessen wie z.B. die Synthesia Videos oder Tutorials auf Youtube.
 
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Das mit YouTube sehe ich anders...,

das wirkt auf den ersten Blick so, als wenn es da viel zu holen gäbe. Ist aber absolut nicht so.
Und wenn man sich die Mühe macht, selber etwas rauszuhören, stellt man auch fest:

Das bei YouTube ist nicht zwingend besser und richtiger.
Wir spielen einen Haufen Songs, da gibt es nichts oder Dinge, die erkennbar sind, aber nicht richtig.
 
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@Keinusername: ich muss dir in beidem widersprechen. Wenn man Gitarre lernt, ist man viel früher in der Lage, einen Song zu spielen, als wenn man mit Keyboard, oder noch weniger, wenn man mit Klavier einsteigt. Beim Keyboard bekommst Du sehr schnell was vorzeigbares, weil du mit der Begleitautomatik die Technik des Keyboards nutzt, was Dir aber in der Band nicht hilft. Dass man nach einem halben Jahr Gitarrenunterricht noch nicht wirklich bandtauglich ist, ist natürlich keine Frage.
Möglicherweise ist aber auch genau dies das Problem, dass es weniger Nachwuchs an den Tasten gibt, weil man länger benötigt, mehr Durchhaltevermögen besitzen muss, bis man die ersten wirklichen vorzeigbaren Erfolge verzeichnen kann.

Ich kann auch nicht den Vorteil bei YouTube für Keyboarder sehen. Ich bin der Meinung, dass es deutlich mehr Tutorials für Gitarre gibt, und auch Synthesia reißt es nicht wirklich raus.
 
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Um das mal klar zu sagen:

Für mich sind Synthesia mehr oder teilweise sogar eher schlechte Midifiles und mehr nicht... Aber das ist OT.
 
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Ich finde, dass es heutzutage viel mehr Hilfsmittel über das Web gibt als zu meiner Jugendzeit.
Wo sich einzelne Parts des Arrangements ein - und ausblenden lassen, Youtubevideos, Notenhefte etc.

Letztendlich hilft das aber auch nix, wenn man sich nicht auf den Arsch setzt und mit der Materie auseinandersetzt. Heute hätte jeder gerne alles einfach und fressfertig serviert, an eigener Initiative fehlt es häufig auch...

Ein Instrument zu lernen und im gewünschten Einstzbereich zu beherrschen, kostet halt Zeit, Einsatz und je nach Talent auch Mühe. Auch wenn das Bildungswesen hier sicherlich Optimierungspotentiale bietet, hängt es im Wesentlichen doch von diesen Faktoren ab.

Und die Ablenkungsmöglichkeiten sind vielfältig - da fällt es vielen schwer, sich auf ein so zeitintensives Hobby einzulassen...
 
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Eine Mitschuld muss ich an der Stelle aber auch den Musikschulen zulasten halten. Ich selbst bin Autodidakt (die 10 Klavierstunden als 5-Jähriger, der seine Lehrerin in den Wahnsinn trieb, zählen nicht), aber was den Kids heute in den Klavier- und Keyboardstunden beigebracht wird, kratzt teils gerade jenseits der Metropolen an Realitätsverlust. Ich rede hier nicht von bewusst angestrebter Klassik oder einer Spezialisierung an der Hochschule, ich rede von den Kids, die sich musikalisch bewusst in populäre Richtungen bewegen wollen, von ihren Eltern in die Musikschule gesteckt werden, dort auch was von pianistischem Verständnis lernen, aber in fünf Jahren Unterricht nie eine DAW zu Gesicht bekommen. In den Schulen sind gut ausgestattete PSRs da, vielleicht sogar ne echte Workstation, aber niemand hat deren Sequenzer je benutzt. Noch immer heisst es Begleitautomatik oder beidhändiges Spielen, dazwischen gibt's irgendwie nur sehr wenig - Bandkeyboarder unterrichten so gut wie nie, schon gar nicht angepasst auf die jeweilige Herangehensweise des einzelnen, die für ein angewandtes Gesamtverständnis unfassbar wichtig ist, mMn sogar die einzige definitiv nur autodidaktisch erlernbare Komponente - man kann einen Grundstock vermitteln, niemals aber einen eigenen Ansatz.

Ich kenne Kids im unteren zweistelligen Alter denen ich zum ersten mal nen Ableton Push in die Hand gedrückt hab und die hin und weg waren von den Möglichkeiten - das war das was sie machen wollten, aber nie konnten, weil es in der "klassischen Vermittlung" noch immer völlig unbekannt ist. Leuchtende Augen beim Erklären von Mainstage, beim Erzählen der Funktionsweise eines Arpeggiators oder in Abletonkursen. Wir leben im Zeitalter, indem eine Band mit teils 5 Keyboardspielern auf der Bühne in England gerade alles an minderjähriger Fanbase abräumt was geht (The 1975) und eine Menge Jugendliche hätten den Ansatz des Bandkeyboarders eigentlich in lebender Vermittlung vor sich stehen. Dann werden sie von ihren Eltern auf den "klassischen" Weg gejagt und verlieren instant sämtliches Interesse, selbst wenn man ihnen klarmacht, dass ihre Soundcloud-Idole viel eher dem Typus klassisches Kellerkind entsprechen und man für wenige hundert Euro sich alles benötigte zuhause hinstellen kann - es aber eben auch mehr Initiative benötigt, als einmal die Woche im Unterricht was neues zu lernen.
Das ist eben auch ein Problem, nämlich, etwaigen Nachwuchs zum bandtauglichen Keyboardspiel auszubilden.

Wenn man nicht gerade in einer wirklichen Großstadt mit eigener riesiger Musikszene und idealerweise mindestens einem riesengroßen Musikgeschäft ist, dann hat man schon mal verdammt wenig Auswahl, was Instrumentenunterricht auf Tasten angeht.

Erstmal gibt's Klavierunterricht. Der ist in den meisten Fällen rein klassisch. Wenn er nicht durchgehend rein klassisch ist, dann aber doch die ersten Jahre; will sagen, bis du auch nur "Song For Guy" von Elton John spielen darfst, mußt du durch mehrere Jahre Chopin und Mozart. Ich meine, wenn's wenigstens mehr Jazz-Klavierunterricht gäbe, das wär schon ein Fortschritt. Am Anfang Joplin statt Chopin, dann Standards aus dem Realbook, die man als Jazzer immer braucht. Gelegentlich mal zusammenbringen mit anderen Musikern, später vielleicht auch mal zu Jam-Sessions in Jazzclubs, damit die Schüler mal sehen, wie das ist. Wenn sie sich trauen, können sie auch mal mitmachen und kommen dann mit stolz geschwellter Brust aus'm Jazzclub, weil Leute für sie applaudiert haben, mit denen sie nicht verwandt sind. So würden sie dann auch gleich das – für einen Jazzer eh unerläßliche – Zusammenspiel mit anderen lernen. Und im Jazz lernt man eher, ein Gefühl für Groove und Improvisation zu entwickeln. Vom Jazz zum Rock ist es auch weniger weit als von der Klassik zum (Nicht-Prog-)Rock. Aber wo kriegt man sowas beigebracht?

"Klavier"-Unterricht heißt dann auch, was anderes als Hammerklavier lernt man da auch nicht. Und mit den "Fähigkeiten" landet man dann in einer Band, wo man auch mal Flächen oder Orgel oder Synthsachen spielen soll, und spielt die alle mit derselben Spielweise und demselben Tastenanschlag wie akustisches Piano.

Dann gibt's Keyboardunterricht. "Keyboard" = Arranger, also Tischhupe. Heißt in der Praxis: Yamaha PSR-E, linke Hand hält Akkorde, rechte spielt Melodie, den Rest macht das Rhythmusgerät mit Begleitautomatik. Außerhalb von "nur so für mich aus Spaß an der Freude" und Familienbespaßung taugt das höchstens noch für den Seniorentanztee in Kleinkleckersdorf; überall sonst wird man so zu einem Musiker, wie ihn Deutschland schon seit 20 Jahren nicht mehr braucht (oder wieviele Leute nutzen tatsächlich die eingebaute Begleitautomatik ihres Genos, statt MIDI-Files abzufahren?). Auch wenn heutzutage schon Einsteigerhupen einen mehrspurigen Songsequencer haben: Benutzt wird der nicht, weil schon die Lehrer damit nicht umgehen können und/oder glauben, daß der zum "Schummeln" anregt, weil man damit das Keyboard dazu bringen kann, ganz von alleine zu spielen.

Zumindest bekommt man da auch soundmäßig was anderes auf die Tasten und unter die Hände als Klavier – aber wie man auf Tasten einigermaßen annehmbar Flächen, Bläsersätze, Leadsynths oder dergleichen spielt, bringen sich im allgemeinen die Keyboarder eher selber bei und auch das nur, wenn sie talentiert und ambitioniert genug sind. Und das Rhythmusgerät ist vielleicht tauglich als Simulation des Zusammenspiels mit einer Band, jedenfalls besser dafür geeignet als ein Metronom, aber eben auch nur vielleicht. Bandtaugliches muß auch der vom Arranger Kommende sich selbst draufschaffen – wenn er dafür talentiert ist. Aber es gibt genügend Hobbykeyboarder, die kaum wissen, wie sie ihr Keyboard für das-und-das Lied einstellen müssen. Andererseits – wenn jemand kein Rockkeyboarder oder Jazzkeyboarder oder Bandkeyboarder werden will, sondern Elektroniker, ist der Arranger tatsächlich der bessere Einstieg als jahrelang nur Klavier.

Und drittens gibt's noch den C-Schein an der Kirchenorgel, aber den lassen wir mal außen vor.

Dominant ist tatsächlich der klassische Klavierunterricht. Der neigt allerdings dazu, die Bandtauglichkeit angehender Tastenmusiker ebenso zu versauen wie die Fähigkeit, irgendwas zu spielen, was nicht klanglich und/oder stilistisch Klavier ist.

Problem ist nur: Häufig hat man eben nur den zur Auswahl. Oder wenn's zusätzlich Keyboardunterricht gibt, wird der als "Spielkram" belächelt. Vielleicht ist auch das Argument gegen Keyboard, daß man dann erst ein 150 € "teures" Gerät kaufen muß, während die Eltern oder Großeltern oder so ein Klavier schon am Start haben (auch wenn das das letzte Mal vor Beginn der Zeitrechnung gestimmt worden ist).

Selbst wenn es irgendwo Lehrer gäbe, die bandtaugliche Keyboarder ausbilden könnten: Für die meisten Schüler hieße das dann dreistellige Kilometerzahl hin, dreistellige Kilometerzahl zurück. Aus der tiefsten Pampa ist das eine Tagesreise.

ribbon hat zusätzlich die Elektronik angeschnitten. Da sieht es ähnlich mau aus. Höchstens gibt's da mal Workshops zu bestimmten Geräten oder bestimmter Software, aber zum einen sind auch die meistens weit weg (du sitzt meinetwegen in Torfhaus im Harz, und der nächste Ableton-Workshop ist bei Just Music in Hamburg), und zum anderen setzen die meist Grundlagen voraus und können Unterricht nicht ersetzen. Gerade bei groove- und pattern/loopbasierter Elektronik ist es nicht ganz so wild, gerade die schafft man sich eher autodidaktisch drauf, ebenso einfaches Synthesizerspiel (nicht Level: Rick Wakeman, sondern Level: Gary Numan Ende der 70er). Aber auch da wird von absoluten Nullanfängern bzw. deren komplett musikunkundigen Eltern immer wieder nach Unterricht für sowas gesucht, was in mehreren Jahren komplett widersinnigem Klavierunterricht endet.


Martman
 

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