Leadgitarre - Wie verbessern nach 15 Jahren?

Ysuran
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Hiho!

Ich spiel jetzt seit 15 Jahren Gitarre, hauptsächlich im Metalbereich. Rhythmusgitarre geht relativ gut, schnell und sauber, je nach Song. Aber wo es bei mir wirklich hakt ist die Leadgitarre. Ich kann ein bisschen tappen, Sweep Picking kann ich so gut wie gar net, Hammer ons gut, Pull Offs nicht so wirklich sauber, Alternative Picking geht gut.

Wie würdet ihr an meiner Stelle jetzt rangehen? Ich bin kürzlich einer Band als Lead-Gitarrist beigetreten und will da definitiv was bieten können. Mit den bisherigen Kompositionen funktioniert das auch super, aber sagen wir ich würde gern Soli wie das von Metallicas Master of Puppets können - Wo würdet ihr anfangen und wie würdet ihr rangehen? Das Solo selbst auf 30 % zu spielen und dann schneller werden? (was ich wirklich langweilig fänd...) Skalen lernen? Leichtere Soli anschauen? Ich bin da etwas verloren wo ich anfangen soll und wie ich am schnellsten zu meinem Ziel komm anspruchsvollere Soli sauber hinzubekommen.

Danke schonmal! :)

PS: Ich habe einen neuen Thread erstellt, weil die bereits bestehenden Themen hier meistens von Anfängern sind und mir als jemand mit gewissen Grundvoraussetzungen andere Tipps vllt. mehr helfen. (aber nur vielleicht...)
 
Eigenschaft
 
ich hab's noch nicht ganz verstanden:
wo es bei mir wirklich hakt ist die Leadgitarre.
was genau hakt denn? Spieltechnik, inspiration, Musiktheorie?

Wo würdet ihr anfangen und wie würdet ihr rangehen? Das Solo selbst auf 30 % zu spielen ... ? Skalen lernen? Leichtere Soli anschauen?
kannst du nicht schnell genug spielen? dann helfen Skalen wohl nicht weiter. ist es die Geschwindigkeit?
 
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@Ysuran: Im Prinzip wirst Du beim Erlernen vom Solospiel genau die gleichen Schritte durchlaufen müssen wie ein Anfänger.

Der einzige Unterschied ist bei Dir der Faktor Zeit - und der kann natürlich merklich sein:

Bei den verschiedenen Themen im Solospiel und ungeachtet vom Genre (z.B. Solophrasingtechniken, wie Bending und Vibrato, Harmonielehre, Tonleitern, Noten auf dem Griffbrett, Nachspielen von Soli, die Dir gefallen, etc.) wirst Du durch einige Steps schneller durchkommen als ein Anfänger, weil Du ja vermutlich schon über eine gute Grundsynchronisation zwischen Gehirn - Greifhand - Schlaghand hast und sicher auf schon punktuell einige Spieltechniken über das Spielen von Rhythmusgitarre, die auch beim Solospiel wichtig sind, beherrschst.

Wenn Du aber auch nach 15 Jahren noch nie Spieltechniken, wie Bending/Vibrato, Fingersätze wie 3-Noten-pro Saite, Economy Picking und Harmonielehre (welche Skalen und Licks spiele ich über welche Akkorde) angeignet hast, dann wirst Du Dir diese systematisch - eben wie auch ein Anfänger - aneignen müssen. Einen Shortcut-Weg sehe ich da nicht (außer eben dem Faktor Zeit).

Ich würde Dir daher empfehlen nach einem für Dich geeigneten Kurs, Online-Plattform, Vorort-Lehrer, zu suchen, der Dir Starthilfe gibt und Du dann selbst entscheidest, wie lange Du die einzelnen Themengebiete bearbeitest.


Grüße aus Franken wolbai :great:
 
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was genau hakt denn? Spieltechnik, inspiration, Musiktheorie?
Sorry für die Ungenauigkeit. Ich denke es hakt primär an der Geschwindigkeit. Wo ich teils komplizierte Rhythmus-Gitarre auf 120 % der Originalgeschwindigkeit schrammeln kann, häng ich bei den Soli des selben Songs bei deutlich geringeren Geschwindigkeiten fest. Und die Gap würde ich gern schließen.

Beispiele:
- In Flames - The Mirrors Truth: Rhythmus-Gitarre 100 % Geschwindigkeit, Solo 50 % Geschwindigkeit
- In Flames - Sleepless Again: Dasselbe
- Bullet For My Valentine - Suffocating Under the Words of Sorrow: Dasselbe

Das heißt, bei 60 % wirds dann schon unsauberer. Ich hab ein feines Gehör und mag es nicht, wenn es quietscht oder unsauber klingt, das heißt ich gehe dann eher zu 50 % zurück. Problem ist, dass es sehr fad ist immer dasselbe Solo auf so geringer Geschwindigkeit durchzuspielen. Aber wenn es die Lösung wäre, würde ichs machen.

Erwähnenswert ist an der Stelle: Es geht mir dann doch primär um Soli. Die Lead-Gitarre dieser Songs kann ich auch auf 100 %, zumindest bis es ins Solo geht.

Ich würde Dir daher empfehlen nach einem für Dich geeigneten Kurs, Online-Plattform, Vorort-Lehrer, zu suchen, der Dir Starthilfe gibt und Du dann selbst entscheidest, wie lange Du die einzelnen Themengebiete bearbeitest.
Ok, das wäre auch eine Möglichkeit. Müsste ich vielleicht wirklich mal in Erwägung ziehen.

Danke schonmal für den Input!
 
Hi und Willkommen im Board :hat:

Erkennst du einen Widerspruch?
ch kann ein bisschen tappen, Sweep Picking kann ich so gut wie gar net, Hammer ons gut, Pull Offs nicht so wirklich sauber, Alternative Picking geht gut.
Das Solo selbst auf 30 % zu spielen und dann schneller werden?

Wenn du Technikprobleme hast, dann musst du die einzeln ausüben. Wenn du anstatt all die Techniken in einzelne Übungseinheiten zu zerlegen und regelmäßig zu üben das Tempo soweit runterdrehst, dass es irgendwie geht - durch welche geheimnisvolle Kraft sollte man bloß über Temposteigerung all dieses Übungspensum nachhohlen? :redface:

Geschwindigkeit muss man natürlich wenn man Metallica spielen will auch als eigene Übungsbaustelle sehen, aber eigentlich ist Tempo hauptsächlich ein Nebenprodukt von Routine und Genauigkeit. Wer nur am Tempo übt und glaubt, dass darüber umgekehrt Genauigkeit kommt macht dasselbe, wie wenn man ein Auto nur im Rückwärtsgang betreibt und glaubt, dass man damit irgendwann auch ganz normal auf der Autobahn fahren kann.


Und, folgenden Gedanken hatte ich noch:
Ich bin da etwas verloren wo ich anfangen soll und wie ich am schnellsten zu meinem Ziel komm anspruchsvollere Soli sauber hinzubekommen.
Das ist deine Priorität? Am schnellsten? Dann - sorry - vergiss es.
Die Frage sollte nicht sein, wie das am schnellsten geht, sondern wie am besten. Und da vermute ich schon ganz andere Sachen nebst der Spieltechnik:
(was ich wirklich langweilig fänd...) Skalen lernen?

Mal so ein wenig in den Raum vermutet:
Offenbar bist du nicht unbedingt ein Freund der Theorie. Mit dem, was du bis jetzt geschildert hast kann man durchaus mal die Vermutung anstellen, dass du zuerst mal vielleicht an der Griffbrettorientierung arbeiten musst. Metal-Rhythmusgitarre ist technisch anspruchsvoll, aber leicht zu merken, da man zum guten Teil nur PC's und ab und an ein paar andere Zweitöner herumschiebt. Was hast du denn vor, Tabs nehmen und Takt für Takt auswendig lernen? Das geht natürlich, aber sich in der Theorie soweit schlau zu machen, dass man sich einfacher merken kann, wo was ist bringt relativ schnell relativ viel - die Null bis 3 Akkordwechsel pro Takt beim Rhythmusgitarre spielen zu merken ist das eine, wenn man bei schnellen und entsprechend tonreichen Soli aus der Notenwolke (oder Zahlenwolke im Falle von Tabs) wirklich nichts außer Griffpositionen sieht und sich die alle einzeln einprägen muss anstatt zumindest irgendwie in Skalen oder Tonarten zu denken .... tja, ich weiß es gibt viele Gitarristen, die es genau so machen aber effizient ist das nicht - und man fängt bei jedem neuen Stück wieder ganz bei null an.

Ich glaube, dein Ziel mal EIN anspruchsvolles Solo zusammenzubringen macht dich etwas blind dafür, dass es um einiges nachhaltiger ist an einem Setup zu arbeiten, dass einen prinzipiell dazu befähigt - sowohl zum spielen als auch, sie sich zu merken. Kann das sein?

Wenn du nach 15J dich selbst nicht soweit einschätzen kannst, dann hast du einige Elemente des Solospiels wohl stets kategorisch ausgelassen - und genau da gilt es dann anzusetzen. Wie @wolbai richtig sagt, da musst du dich nochmals als Anfänger betrachten. Die Vorteile, dass du das Instrument ja prinzipiell schon bedienen kannst, du nicht nach 5min das Plek nicht mehr halten kannst usw. bleiben dir ja. Aber, nochmal wiederholt, wenn du dich nach 15 Jahren diesbezüglich überhaupt nicht einschätzen kannst ist "möglichst schnell" genau die falsche Herangehensweise. Da muss man von Grund auf arbeiten, über deine "Nichtsolospielweise" eine Solospielweise drüber pressen und das solange im Kreis wiederholen, bis es läuft wird vermutlich eher frustrieren denn zu einem brauchbaren Ergebnis führen.

Grüße
 
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Glaube da hast du ins Schwarze getroffen. Denn ich denke wirklich nicht in Skalen auf dem Griffbrett. Ich spiele viel nach Gefühl, was wiederum ein kleiner Vorteil ist, weil ich bei Soli, die mir teilweise entfallen sind, trotzdem diese Stellen improvisierend ersetzen kann, weil ich im Gefühl habe, ob der nächste Ton jetzt ein oder zwei Halbtöne entfernt ist.

Aber ich denke du hast recht, ich sollte mal die Grundlagen, die fürs Solo-Spiel nötig sind, drauf haben und dazu ein bisschen Musiktheorie. Ich bin, wie du auch schon richtig erahnt hast, eher der Praktiker. Ich mach viel über Gefühl, über Ausprobieren, Anwenden, viel covern eben.

Ich schau mich mal nach nem Lehrer um, der mich da individuell unterstützen kann, denn das dürfte genau das sein, was ich brauche...
 
Einen Lehrer finden, ist meines Erachtens eine sehr gute Idee! Ein Guter erkennt dann auch ganz schnell, was Deine aktuell größten Baustellen für das Solieren sind.

Verfalle nicht, wie leider viele, in den Irrglauben, dass der Unterschied zwischen Rhythmusgitarre spielen und Solieren NUR Geschwindigkeit aufbauen bedeutet. Die bereits erwähnten Harmoniekenntnisse und speziellen Spieltechniken fürs Solieren sind zwei wichtige (aber nicht alleinige) Themengebiete dabei.

Wie bereits von @Palm Muter erwähn,t ist "Speed" hauptsächlich ein "natürliches Abfallprodukt" beim Üben anderer Themen (wie z.B. den 3-Notes-per String Fingersatz üben). Gleichwohl kann man "Speed aufbauen" auch gezielt üben ...

Wer richtig gut im Solieren ist bzw. werden will, geht durch eine große Vielzahl von Details in seinem eigenen Spiel und bewegt sich mit den Jahren auf unterschiedlichen Plateauhöhen.
 
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weil ich im Gefühl habe, ob der nächste Ton jetzt ein oder zwei Halbtöne entfernt ist.
Dann hast du ja eh schon das, was man allgemein als Klangvorstellung bezeichnet plus eine funktionierende Verlinkung in die Finger (sollte man ja auch mal annehmen bei 15J Spielpraxis).

Das ist doch ein Punkt, wo ein wenig Theoriebeschäftigung sicher sehr schnell auch gewisse Fortschritte bringt. Wenn du eh schon fühlst, dass da ein Halb- und da ein Ganztonschritt gehört inkl. konkreter Vorstellung, wie das klingen wird - das ist die wesentlich größere Baustelle, als das abstrakt benennen zu können.

Aber unabhängig davon, mit Lehrer ist es natürlich am effizientesten und am schnellsten.
 
Wie würdet ihr an meiner Stelle jetzt rangehen?

Um ein Solo aus dem Stehgreif hinlegen zu können:

1. alle Töne auf dem Griffbrett auswendig lernen, so dass du sie schnell und ohne "Eselsbrücke" finden und benennen kannst, das ist imho essentiell (ich schick' dir einen Link wenn du magst)
2. a-Mollpentatonik, a-Moll-u. C-Durtonleiter lernen
3. das System Stufenakorde lernen (klingt schwerer als es ist)

Für die Geschwindigkeit und Handkoordination:

- gibt es unzählige Tutorials im Netz. Wichtig dabei, Metronom und sanfte Temposteigerung.


Vor Corona konnte ich mit Hilfe von Tabs solieren, auch selbst welche schreiben. Hab dann während meiner Kurzarbeit viele Tutorials zu den obigen Pukten geschaut und ein paar Kurse bei Steve Stine gekauft.
Jetzt kann ich so supergeil über Backingtracks improvisieren das ich nicht mehr zum aufnehmen komme. :)

Edit:

Das Angebot läuft nicht mehr lange!

https://guitarzoom.com/creativesolo...mpaign=creative-soloing-igtv&utm_content=igtv
 
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Es geht mir dann doch primär um Soli.
nachspielen / covern oder improvisieren / selbst komponieren?

zum covern weiss ich nicht genau, was skalen und töne lernen genau verbessern,
für "eigene" solos muss man ja auch nicht unbedingt immer sooo schnell sein.
 
Der Schritt vom "Melodiespielenden" Gitarristen zum Metal-Lead-Gitarristen ist IMO nun mal in etwa vergleichbar mit einem Jogger, der ein Sprinter werden möchte.
Geschwindigkeit erlangt man durch wiederholtes Üben. Dabei kommt man mit dem Üben auskomponierten Solo schneller auf Geschwindigkeit, als wenn man das aus dem Handgelenk als Improvisation abfeuern möchte. Nur ein Lick oder eine Skala schnell spielen zu können, bedeutet ja nicht auch schnelle Soli spielen zu können.
Das "möglichst schnell" können zu wollen, ist ein verständlicher Wunsch, aber der von mir oben genannte Schritt wird viel Arbeit und auch einiges an Zeit beanspruchen.
 

War mir eine unheimliche Hilfe. Wenn man falsch anschlägt, klappt das nicht, das Tempo langsam zu steigern. Sich zu überlegen, wie man das kleine Stück Plastik richtig bewegt, ist oft viel entscheidender, denn die linke Hand ist in der Regel schnell genug.
 
Wie hier schon einige User richtig erwähnt haben, mit Theorie musst du dich einfach näher beschäftigen, sonst wird das nix. Das Tempo steigern ist
eigentlich nichts anderes als ein intensives Gehirntraining. Schnelle Solis bzw. Licks gelingen nur dann, wenn man den Ablauf im "Oberstüberl" ;)
genau weiß. Und das ist alles eine Sache der Konzentration. Regelmäßiges Üben (wenn möglich täglich ! ) ist da natürlich logischerweise ein MUSS !
 
... auch wenn's jetzt langsam OT wird: Das mit dem intensiven Gehirntraining ist richtig. Das Gehirntraining geschieht allerdings hauptsächlich automatisch mit den Übungen (gleichwohl gibt es auch konkretes Gehirntraining mit Bezug zur Musik).

Auch wenn ich jetzt kein Neurologe bin und ich mich in meinem "Oberstüberl" nicht im Detail auskenne, so laufen da sehr viele synchrone Gehirnprozesse bei Übungen auf dem Instrument ab, die auch nach dem tatsächlichen Üben noch andauern.

Der Schlüssel zum verfestigen von Spieltechnik ist - wie zu Recht immer wieder erwähnt wird - das möglichst sauber gespielte und regelmässige Wiederholen über einen längeren Zeitraum.

Dann sickert das Gelernte (jetzt kommt meine neurologisch laienhafte Umschreibung) auf UNTERE Gehirnschichten (quasi in's "Unterstüberl") runter. Erst dann, wenn man seine volle Konzentration (quasi im "Oberstüberl") eben NICHT mehr für die grundlegende Beherrschung der Spieltechnik benötigt und eine ganze Reihe von Bewegungen quasi im "Autopilot-Modus" ablaufen lassen kann, DANN hat man viel freie Kapazitäten (im "Oberstüberl"), um sich auf den Ausdruck (Notenformung) bei Spiel zu konzentrieren und was sonst so um einen Herum an musikalischen Signalen in Echtzeit abgefeuert wird.

Insofern: Richtig gute Solisten spielen deshalb häufig mit großer Leichtigkeit und wirken vielfach eher nicht angestrengt konzentriert (aber natürlich durchaus emotional engagiert).

Ich nehme diese Konzentrationsveränderungen und Schwerpunkte auf was ich mich beim Spielen konzentriere seit einigen Jahren bewusster wahr. So waren früher bei mir längere Cover-Soli irgendwie für mich ein hoch konzentrierter Kraftakt - auch wenn sie nicht schlecht geklungen haben. Nach vielen Jahren regelmässigen Übens ist beim mir da eine zunehmende Leichtigkeit beim Spielen eingetreten. Das gleiche Solo klingt heute für mich mit 5 Jahren Zeitunterschied einfach reifer und runder (auch deshalb ist es ganz gut, sich selbst regelmässig aufzunehmen, um einfach Unterschiede des eigenen Spiels im Zeitverlauf besser zu merken).

P.S. Eine konkrete Gehirntrainingsübung fällt mir jetzt nachträglich noch ein. Ich mache sie seit vielen Jahren und es hat mir sehr geholfen, die Noten auf dem Griffbrett zu verinnerlichen und sämtliche Noten von Akkorden (meines Erachtens sehr wichtig) adhoc abrufen zu können:

Egal, ob ich Skalen oder Arpeggios in verschiedenen Lagen auf dem Griffbrett übe, ich sage mir bei jeder gespielten Note im Kopf immer die jeweilige Notenbezeichung vor.

Ich hoffe, das war jetzt nicht zu sehr OT. Aber irgendwie ist das mit dem Gitarren spielen eine mächtig multifunktionale und mehrdimensionale Angelegenheit und leider halt nicht nur stur gerade aus in eine Richtung. Deshalb kommt man gelegentlich schon einmal in's labern ...


Grüße aus Franken - wolbai:great:
 
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Ich bin auch kein Neurologe, aber das Thema hat mich schon immer interessiert.
das möglichst sauber gespielte und regelmässige Wiederholen über einen längeren Zeitraum.

Also klassisches üben?^^ Das hat insofern ja auch deswegen wichtig: Unser Gehirn ist darauf ausgelegt, effizient zu sein. Was es regelmäßig braucht baut es aus, was nicht verkümmert. Und es ist gleichzeitig faul - im "Never change a running system"-Sinne, bzw., es steht sehr auf seine ausgetretenen Pfade. Was bedeutet, kennt es einen Lösungsweg wird es vorrangig immer den probieren. Das merkt man an vielerlei; Nicht-Muttersprachler, die so gut Deutsch können das sie sich normal in Arbeit und Privat zurecht kommen behalten ihren Akzent und Artikel/Fallfehler noch Jahrzehnte bis lebenslang, wenn sie nicht explizit daran arbeiten. Jeder, der sich eine falsche Spieltechnik angewöhnt hat und z.B. von einem Lehrer mühsam korrigiert wurde kann auch ein Lied davon singen. Auch "falsche Lösungswege" nimmt es gerne wieder und wieder, wenn man ihm nicht quasi unter Zwang einen alternativen Pfad austrampelt wenn ihm der andere offenbar so gut gefällt (man denke an Schüler bzw. seine eigene Schulzeit und das Thema "Und da macht er jedes mal den selben Fehler").

Das kann man auch alles messen, Nervenbahnen die viel benutzt werden verbessern ihren "Datendurchfluss", vereinfacht gesagt ist etwas dann automatisiert wenn der Datenstrang so gut läuft, dass er das von sich aus schafft und kein zutun des aktiven Bewusstseins mehr braucht. Aber: Läuft das mal ist recht klar, welche "Abzweigung" ein Reiz im Oberstübchen wohl nehmen wird.

Jedenfalls, im ursprünglichen, nicht-abstrakten Bereich macht das ja auch total Sinn, sobald man z.B. einen Weg, um an Nahrung zu kommen gefunden hat, sobald man Hunger hat genau dieses Verhalten wieder abzuspulen. Man bekommt nämlich direkt eine Rückmeldung, funktioniert der Lösungsweg nicht mehr hat man nach wie vor Hunger. Nur: Musik ist kein Überlebenskampf, sondern Kreativität. Den einen funktionierenden Pfad wieder und wieder beschreiten ist da kontraproduktiv. Aber genau das tut unser Oberstübchen wenn man es nicht zu mehr zwingt. Und dieses zu etwas Anderen zwingen ist nichts anderes als .... Üben. Zusätzliche Pfade austreten.

Wieviel "Theoriebewusstsein" man dafür braucht ist jedermanns eigene Sache, aber bestimmten Klangeindrücken einen Namen geben können und sie differenzieren können hilft idR. - bzw. ich bin eigentlich der Meinung, das zwischen einem guten, theorielosen Musiker und einem guten, theorieaffinen Musiker der Unterschied nur in dem Umstand liegt, dass der theorieaffine Musiker den Klangeindrücken Fachbegriffe zuordnen kann, verinnerlicht sowohl in Kopf als auch Fingern haben dieses aber beide gleichermaßen. Wobei aber auch klar sein sollte: Die 100%ige Reinversion des ersten ist ein musikalisches Wunderkind, das Musik von sich aus auf einer tiefen, intuitiven Ebene versteht und aufsaugt wie ein Staubsauger und die des zweiten ist ein Theorienerd, der mit aktiven musizieren nicht mehr viel am Hut hat. Aber wer um alles an Theorie einen Bogen macht wie ein Vampir ums Knoblauchfeld und nicht zufällig ein Wunderkind ist gibt das eine ziemlich logische Konsequenz: Man lernt langsamer und weniger als man könnte und stagniert schneller als man müsste.


Eines noch, bez.
Egal, ob ich Skalen oder Arpeggios in verschiedenen Lagen auf dem Griffbrett übe, ich sage mir bei jeder gespielten Note im Kopf immer die jeweilige Notenbezeichung vor.

Das bringt unglaublich viel. Fürn Anfang sollte man das auch unbedingt laut aussprechen. Wir haben nämlich einen unglaublich leistungsfähigen "Gedanken-in-AudioOutput-und-AudioInput-in-Gedanken-Wandler" eingebaut, nämlich das Sprachzentrum. Ich brauche wohl nicht weit auszuführen, wann sich das zuständig fühlt ;)

LG
 
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@wolbai & @Palm Muter:
Ihr meint das Automatisieren. Das Wort wird oft überstrapaziert, aber in die Richtung geht es:
Automatisierte Fähigkeiten gelten als "kaum aufmerksamkeitspflichtig", d.h. wenn ich in der Lage bin, etwas zu machen, ohne dass es meine Aufmerksamkeit beansprucht, kann ich mich gleichzeitig auf etwas anderes konzentrieren.

wie erreicht man das?
extensives üben.
die "skills" werden dadurch besser, aber noch wichtiger: der informationelle aufwand wird geringer, was bedeutet, dass ich mehr Ressourcen für andere Sachen - sprich: die zweite Aufgabe - habe. Je mehr ich übe, desto mehr verfestigt sich das Spielen, und desto besser kann ich über mein Solo nachdenken.
 
Danke für den ganzen Input. Wahnsinn :D

Abgesehen von meiner Suche nach einem Lehrer werde ich mir jetzt jedenfalls mal ein paar Soli raussuchen, die ich einfach toll finde, und sie musiktheoretisch analysieren. Nicht stur auswendig lernen, sondern mal schauen welche Skalen da hoch und runter gespielt werden. Vielleicht hilft es mir dann auch diese Skalen mal ohne Rücksicht auf das Solo hoch und runter zu spielen. Und wenn mir dann die Skala bekannt ist, macht das Solo vielleicht auch viel mehr Sinn für mich.

Tägliches Üben ist bei mir sowieso auf dem Plan. :) Nur meist eben Rhythmusgitarre, weil ich da schneller Erfolge hab und man mit soner gut zu spielenden Rhythmusgitarre gern mal fast den ganzen Song schon spielen kann XD
 
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Evt hab ich Dich nur falsch verstanden, wenn ja, einfach ignorieren ^^

Der erste Teil deines letzten posts find ich gut.

Abgesehen von meiner Suche nach einem Lehrer werde ich mir jetzt jedenfalls mal ein paar Soli raussuchen, die ich einfach toll finde, und sie musiktheoretisch analysieren.

Ich denke sowas macht auf jeden Fall Sinn.


Nicht stur auswendig lernen, sondern mal schauen welche Skalen da hoch und runter gespielt werden. Vielleicht hilft es mir dann auch diese Skalen mal ohne Rücksicht auf das Solo hoch und runter zu spielen. Und wenn mir dann die Skala bekannt ist, macht das Solo vielleicht auch viel mehr Sinn für mich.

Hier bin ich mir dann schon nicht mehr so sicher ob die posts der Vorposter das so wirklich gemeint hatten oder ob ich dich evt falsch verstehe bei dem letzten part deines posts.
Die wenigsten (guten) bands spielen "Skalen hoch und runter". Es kommt viel drauf an was du zu welcher Zeit spielst. Wie "schlau" die Töne aufeinander folgen um interessant zu klingen. Das kommt wenns wirklich gut sein soll auch viel auf den Kontext an. Einfach bei jedem Song, die alle anders aufgebaut sind, die selben Skalen hoch und runter zu sweepen ist da ziemlich suboptimal. Und das zu erkennen tust du ja durch den ersten Teil deines posts.

Wenn du dir mal Solos von Megadeth usw anhörst wirst du das schnell erkennen (klar gibts da auch Ausnahmen). Die haben wenn dann meistens kurze Teile wo wirklich mal eine Skala einfach so gespielt wird aber unglaublich viel wird mit Vibrato, bends und Pausen zur richtigen Zeit, Töne an der richtigen Stelle zur jeweiligen Zeit gespielt. Es mag einige metal/deathmetal bands geben die das so machen (einfach Skalen hoch und runter spielen) aber da sag ich dann sogar als eingefleischter Trash fan das das absolut unmusikalisch ist. Es gibt wenige bands, zb Death, die das mit ihrem Stil kaschieren. Die spielen dann eben tatsächlich nur Skalen aber so schrill und "speziell" das es ihren Sound eben ausmacht. Die bands die wirklich nur die Skalen hoch und runter shredden finde ich persönlich absolut schlecht. Zumindest ist es nicht was ich für mich anstrebe.

Versteh mich nicht falsch, ich sage das nicht aus der Sicht eines Vollprofis der alles besser wissen will. Sondern aus dem gleichen Grund wie Du auch, ich will nach vielen Jahren Gitarre endlich besser im Lead-Bereich werden. Und ich bin den Weg gegangen mir die Skalen anzueignen, die ich einigermaßen schnell spielen kann. Und es bringt mich 0 weiter. Denn ich weiß immer noch nicht was ich wann spielen soll damit es sich gut anhört. Und mit gut meine ich wirklich gut.

Also mein Plan für mich, mit ähnlichen skills wie Deinen, ist nun auf jeden Fall ähnlich. Theorie und erkennen warum sich etwas gut anhört, damit ich es nach belieben einsetzen kann. Und die einzelnen Techniken verbessern. Aber auf keinen Fall mehr spiel ich irgendwelche Skalen hoch und runter, das zu tun hat mich einige Jahre gekostet die imo zum großen Teil vergeudet waren.

Und ich möchte mich mehr in Klassische Musik "einlesen". Den mit der kann man im Metal so viel machen. Da bringe ich wieder Death ins Spiel. aber auch viele andere.

Und das letzte was ich mir vorgenommen haben, und hier denke ich das es gaaaaanz wichtig ist:
Mir erst im Kopf eine Melodie/Solo so "hinzuspielen" das sie sich super anhört. Ohne Rücksicht auf meine Skills. Und genau das lerne ich dann eben so zu spielen.
Seit ich das mache geht es eindeutig bergauf denn ich erkenne sofort an welchen Techniken es scheitert.

Edit:

TIPP: Kiko Loureiro, der Megadeth Gitarrist, hat nen youtube channel wo er jeden Donnerstag (glaube ich) free lesson gibt. Und die sind wirklich super. Weil er wirklich ziemlich weit vorne anföngt.

Zb war eine Übung in einer lesson sich nur auf wenige Töne zu beschränken, die aber so gut zu betonen das sich das Solo cool anhört. Und hierauf baut sich imo alles auf.

Das Video


Der channel.

https://www.youtube.com/channel/UCWu3gUxjwRVJCvSkSNBJGbw
 
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