Mein Strat Eigenbau

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Ich geb's zu, ich ich konnt's nicht lassen...
Und hab mich an ein Eigenbau gemacht.
Es werden so viele wunderbare Eigenbauten hier vorgestellt, dass es einem geradezu in den Fingern juckt, es auch zu probieren.

Normalerweise baue ich Motorräder zusammen. Ich kaufe Schrott auf, und baue die neu auf. Auf einem selbstgebauten Moped rumzufahren ist schon was tolles.
Dasselbe gilt wohl, auf der selbstgebauten Gitarre zu spielen. Das werde ich erfahren, wenn ich mit dem Bau fertig bin.
Da ich auf ein geschweisstes Motorgehäuse warten musste (was Pandemie-bedingt länger ging), hatte ich gerade nichts besseres zu tun.

Wie auch immer; ich dachte mir, irgendwas müssen deine Finger ja tun, also warum nicht eine Gitarre. So habe ich mich drangemacht.
Zuerst dachte ich darüber nach, was für ein Modell es sein sollte, vor allem wegen der baulichen Unterschiede. Fürs erste mal sollte es nicht zuviele Schwierigkeiten beinhalten, damit es erfolgreich wird.
Vor allem musste ich berücksichtigen, dass ich mit Holz so gut wie keine Erfahrung hab. Das ich schweissen kann nützt mir bei dem Projekt ja nicht viel...

Also eine Brettgitarre. Gerade eingebauter Hals, flache Oberfläche, das macht es dem Hobby-Gitarrenbauer schon wesentlich einfacher.
Da ich eine halbakustische Ibanez mit zwei Humbucker besitze, dachte ich, ein paar Single Coils wären eine logische Ergänzung dazu, um soundmässig mein Spektrum zu erweitern.
Also eine Tele oder eine Strat. Obwohl ich denTele Sound eigentlich auch mag, hab ich mich dann schlussendlich für eine Strat entschieden.

Zuerst dachte daran, mich nach lokalen (sprich europäischen) Hölzern umzusehen, doch ich stolperte geradezu über ein Stück Holz hinter unserer Werkstatt-Tür. Ich fragte meinen Werkstatt-Kollegen, ob es seins sei, und ob ich es ihm abkaufen könne. Dann fragte er, was ich damit anfange wolle: "eine Gitarre bauen", sagte ich. "Dann kannst du es haben, geschenkt!" Ich sagte "Ok, ich bring ne Flasche Wein dafür." "Ok, gebongt!" Ich brachte ihm dann zwei Flaschen, weil ich das Gefühl hatte, das Holz sein mehr Wert als nur eine Flasche.
Was soll ich sagen: ein Stück wirklich altes Mahagoni, 5 cm dick, und gross genug für ein Strat-Body. Und zwar ein Stück; nicht zusammengeklebt, sondern richtig massiv. Mit Klarlack auf eine Seite, und ziemlich vielen Kratzern und Macken.

Ich habe mir vom Internet (Electric Herald) Pläne runtergeladen und im 1:1 Format ausgedruckt, auf das Holzstück übertragen, und mit der Stichsäge herausgeschnitten (ein paar Millimeter Abstand vom Konturenstrich, um Verbiegungen des Sägeblatts etc. zu kompensieren).
Zuvor hatte ich mir aus 12mm Sperrholz eine Schablone gemacht, um die Form mit der Oberfräse fertig zu stellen. Eine Oberfräse hatte ich vor über 20 Jahren gekauft, um in meinem früheren Haus etwas zu machen. Seitdem war sie im Winterschlaf. Da ich praktisch keine Ahnung hatte, wie man damit umgeht, dachte ich, eine Schablone würde helfen. Hätte sie auch, wenn ich Hirni die Fräse korrekt gehandhabt hätte. Ein Fräser ohne Führungslager bohrt sich natürlich ins Holz rein, und kümmert sich ein Dreck drum was die Schablone will... Wie auch immer: ich musste mein Body erstmal flicken, weil ich an der vorgesehen Form vorbei ins Holz gefräst habe. Nach mehrmaligem flicken mit Mahagoni Spänen und Leim sieht die Stelle wieder einigermassen aus. Die Übung hat mich jedenfalls gelehrt, wofür Fräser mit Führungslager da sind.
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Oben sieht man ganz gut wo ich mit der Oberfräse ins Holz "gebissen" habe.
Das mit der Stichsäge ging dafür, trotz 5cm Tiefe - recht gut. Anschliessend den Umfang geschliffen, und der Body war schon mal erkennbar. Ich habe mir extra einen oszillierenden Schleifer gekauft, weil ich sonst befürchtete, die Aussenkanten nicht gerade hinzubekommen.

Als nächstes habe ich die Öffnungen für die Pickups gefräst, und für die Elektrik. Ich habe mich entschieden Fender Yosemite Pickups einzubauen, da sie einen traditionellen Strat-Klang liefern sollen. Da der Mahagoni-Body wohl eher mehr Tiefen hervorbringt, als die traditionellen Esche-Bodies, wollte ich eher keine Pickups benutzen, die tiefenlastig sind, um den Effekt nicht zu verstärken. Da ich kein Tremolo haben will, habe ich mich für die Schaller Brücke 3D-6 entschieden, sowie für die Schaller M6 135 Locking Tuner. Den Hals habe ich für die erste Selbstbau-Gitarre von Göldo bestellt: Ahorn mit Palisander Griffbrett, mit 648mm Mensur.
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Nachdem die Öffnungen für die Pickups und die Klinkenbuchse gemacht waren, wollte ich die Dicke auf 44mm runterbringen. Da ich keine Maschine dazu habe, habe ich mit mit ein paar Stahlprofilen einen Fräskasten zusammengestellt (alles mit doppelseitigem Klebeband und ein paar Schraubzwingen befestigt); nach ein paar Durchgängen auf jeder Seite war es getan: von 50mm runter auf 44mm, wie ich es wollte. Und die Macken an den Oberflächen sind weg! Einen richtigen Fräskasten muss ich mir bei Gelegenheit mal bauen...
20210524_1.jpg
20210524_2.jpg

Die Fräserei habe ich auf unsere Laderampe ausgelagert, um die Staubentwicklung in der Werkstatt in Grenzen zu halten: Maschinen mögen im Allgemeinen kein Staub.

Gestern habe ich die Öffnung für die Klinkenbuchse verbessert, und auch die Öffnungen für die Elektrik auf 20mm Tiefe ergänzt. In der Schablone habe ich die Halstasche eingearbeitet, damit sie aus dem Body gefräst werden kann. Ich geb's zu dass dies mir als die kritischste Aufgabe beim Eigenbau vorkommt. Vielleicht mache ich auch eine eigene Schablone dafür, damit es noch genauer wird.
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20210529_2.JPG

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Die Halstasche sollte so eng sein, dass der Hals nur mit Kraft reingeht, so dass minimale Abweichungen möglich sind, ohne dass sie zu gross wird. Den oberen Teil der Kopfplatte habe ich mit der Japansäge geschnitten, aber unten geht das nicht. Mit der Stichsäge will ich's auch nicht machen, also habe ich mich entschlossen, für die Kopfplatte auch eine Schablone zu machen, und die Form dann mit der Oberfräse zu erstellen.
Darüber berichte ich dann im nächsten Post.
 
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Vielleicht habe ich es irgendwie überlesen, aber warum hast du den Korpus schräg und nicht parallel zur Maserung ausgesägt?... :gruebel:
 
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Ja, da hast du Recht. Der Grund liegt darin, dass auf der einen Seite eine ziemliche Macke war (es stecke ein Metallstück drin, und ich wusste nicht wie tief), und ich nicht wusste, ob sie nach dem Fräsen der Oberfläche verschwunden wäre. Um zu vermeiden, dass sie noch sichtbar wäre, habe ich den Korpus geneigt.
Und da ich sie lackieren will, dachte ich es sei eh egal ob die Maserung genau längs verläuft.
 
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Sehr cool! Schön, dass du uns teilhaben lässt! Spannend! Halstasche hätte ich auch viel Respekt vor. Und vorm lackieren!
Viel Spaß weiterhin!
Andre
 
Ja, da hast du Recht. Der Grund liegt darin, dass auf der einen Seite eine ziemliche Macke war (es stecke ein Metallstück drin, und ich wusste nicht wie tief), und ich nicht wusste, ob sie nach dem Fräsen der Oberfläche verschwunden wäre. Um zu vermeiden, dass sie noch sichtbar wäre, habe ich den Korpus geneigt.
Und da ich sie lackieren will, dachte ich es sei eh egal ob die Maserung genau längs verläuft.
Deckend lackieren? Dann wäre die Macke doch auch egal gewesen, oder?... Löcher kann man z.B. zuspachteln.
Naja, hoffentlich wird die Gitarre wegen der 30° Neigung der Maserung jetzt nicht 30% weniger Sustain haben oder so. :D
 
Kaum anzunehmen...
 
mach mal weiter.... das passt schon.
 
Heute hab ich mir eine Schablone für die Kopfplatte geschnitzt. Soweit alles gut.
Dann habe ich die an der Kopfplatte befestigt (doppelseitiges Klebeband) und gefräst. Was soll ich sagen: Scheisse war's. Es ist grad ein Stück von der Kopfplatte abgerissen worden. Ich hätte mir wohin beissen können...
Jetzt hab ich das Reststück vom oberen Teil der Kopfplatte drangeklebt. Das nächste mal wenn ich in der Werkstatt bin, schneide ich die Form wieder aus.
Das Ahorn verhält sich total anders als Mahagoni. Da muss man wirklich sehr vorsichtig ran, damit nichts splittert.

Ich habe aber noch eine Frage an die Experten: wie wird das mit dem Ausschnitt auf der Rückseite des Bodies angestellt (die sog. Wampenrampe)? Das es ja ein hohler Ausschnitt ist, muss das ja irgendwie rein. Wie muss ich mir das vorstellen?

Der Ausschnitt auf der Vorderseite ist ja dagegen gerade, d.h. es kann relativ einfach erstellt werden; entweder mit der Fräse, oder durch sägen von Einschnitten und dann ausstemmen und schleifen.

Vielen Dank im Voraus für ein paar Tips.
 
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oder durch sägen von Einschnitten und dann ausstemmen und schleifen.

So würde ich es machen wenn nur einfache Handwerkzeuge zur Verfügung stehen.

Die Grenzen gut anzeichnen, dann so alle 15 mm einen Schnitt mit Fuchsschwanz oder Japansäge, dann mit dem Stechbeitel alles raushauen und erst dann Schleifmittel benutzen...

Viel Erfolg!
 
Danke, ich werd's wohl so machen. Ich hatte nur die Befürchtung, es mir unnötig schwer zu machen. Aber wie's aussieht, ist das der Weg, den man gehen muss...
 
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Danke dir; ungefähr so werd ich's machen. Aber so eine schöne Microplane Raspel hab ich nicht; wo hast du die her (ich finde in der Schweiz kein Shop dafür - nur die Küchenraspeln)?
 
Hab's bei Dictum bestellt: die liefern auch in die Schweiz.
 
Super - dann können ja bald die Späne fliegen...
 
Bei Dictum bestellt:

Da habe ich meine auch gekauft. Aber, sei vorsichtig. Die sind sehr abrasiv, insbesondere wenn man sie diagonal benutzt. Der Vorteil ist das sie schneiden und nicht das Holz aus/abreißen wie es bei normalen billigen/günstigen Raspeln der Fall ist. Nur mal als Tipp.
 
Für die glatten Flächen benutze ich eine japanische Sägeraspel: da geht viel ab, un man kann sie relativ gut kontrollieren, aber für konkave Flächen sind die nix.

Heute kam ein Schreiner vorbei, und klärte mich auf: das Holz von meinem Body ist Nussbaum; kein Mahagoni, wie ich fälschlicherweise angenommen habe. Das kommt mir eigentlich entgegen, da ich sowieso heimische Hölzer einsetzen wollte, und dieses Stück eher per Zufall gefunden und benutzt habe. Er sagte auch, dass Nussbaum sich ähnlich gut wie Mahagoni verarbeiten lässt, eher etwas härter ist.

Wie auch immer, heute habe ich die geflickte Kopfplatte mit der Stichsägen (Hub auf kleinste Stufe eingestellt) zugeschnitten. Auf den folgenden Bilder sieht man dass sie noch nicht geschliffen ist.
20210605_1.JPG

20210605_2.JPG

Dann hab ich die Schnitte für die Einbuchtungen eingezeichnet, sowie die Halstasche.
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Für die Halstasche habe ich eine eigene Schablone hergestellt, weil ich die Fräsung sehr knapp machen wollte: der Hals soll möglichst wenig Spiel haben; auch wenn er geschraubt wird.
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Man kann erkennen, dass die Fräsung nicht ganz parallel ist: der Hals ist auch leicht breiter am Ende als bei 8,5cm: der Unterschied ist 1mm.

Zuerst mal 18mm tief vorgebohrt, dann den Rest auf 200 Tiefe ausgefräst. Der Hals war sehr eng, so dass ich die Tasche mit dem Stechbeitel leicht nachbearbeitet habe, so dass der Hals leicht reingeht, aber kein Spiel hat.
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20210605_11.JPG

Dann habe ich die Kopfplatte geschliffen, aber vergessen das Endergebnis zu fotografieren...
Anschliessend habe ich die Ausbuchtungen eingesägt, dann schon mal die "Wampenrampe" ausgestemmt und mit dem Winkelschleifer und der Fächerscheibe grob verschliffen.
Mit dem Winkelschleifer muss man sehr vorsichtig rangehen, um nicht gleich alles wegzuschleifen.
20210605_13.JPG

20210605_14.JPG

30 Minuten und einige Späne später:
20210605_15.JPG

5 Minuten und etwas Schleifstaub später:
20210605_16.JPG

Ich hab noch einen Kanal zwischen der Ausbuchtung für die Klinkenbuchse und der restlichen Elektronik gebohrt, und dann Feierabend gemacht.

Nächstes mal mache ich die Einbuchtung auf der Vorderseite fertig, fräse die Kanten rund, und setze Gewindebuchsen in den Hals und im Korpus für die Brücke ein. Wenn ich noch dazukomme fange ich mit der (Hand-/Fein-) Schleiferei an.
Stay tuned...
 

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Danke für die Kekse und die "Thumbs Ups". Und sorry für die Schreibfehler; man kann dreimal drüberlesen, und trotzdem schleichen sich die Kerle rein...
Jetzt müsste ich nur noch wissen wofür man die Kekse braucht (ausser der Figur schaden).🤔
 
Ja, das mit den Keksen hab ich auch lange nicht kapiert.
Hier gibt's Infos dazu.
LG, Anderl
 
Hallo Leute,
heute habe ich wieder weitergemacht. Zuerst zum Steuerberater, dann zur Zahnhygiene, dann endlich was vernünftiges: Gitarre bauen.;)
Zuerst habe ich den Hals mit dem Korpus ausgerichtet, um die Löcher für den Hals, und die Löcher für die Brücke zu markieren.
20210612_1.JPG

Danne hab ich die Löcher für Hals und Brücke gebohrt.

Um Gewindehülsen einzuschrauben, die die Verbindung zwischen Hals und Korpus sicherstellen sollen.
20210612_2.JPG

20210612_3.JPG

Die Schraubhülsen stehen jetzt ca 0,5mm heraus: ich werden den Hals einspannen und die Gewindehülsen bis auf Höhe Hals runterfräsen.

Dann hab ich die Kanten vom Korpus rundgefräst, und anschliessend die Rückseite des Korpus mit 80er Papier geschliffen, um die Kanten und die Übergänge weich zu machen.
20210612_4.JPG

20210612_5.JPG


Und die Vorderseite (auch mit 80er Papier) bearbeitet.
20210612_7.JPG

20210612_8.JPG

Mann kann schön erkennen, wie die Form vom Korpus ist.
20210612_9.JPG


Bevor ich dann für heute Schluss machte, habe ich den Hals eingeschraubt, um mal ein Blick zu werfen, wie die Gitarre mal aussehen soll.
20210612_10.JPG

Gar nicht so übel, würd' ich sagen...

Nächstes mal schraube ich die Brücke rein, bohre die Löcher für die Stimm-Mechaniken, ziehe ein paar Saiten auf und checke die Saitenlage.
 
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