Wie findet ihr übertriebene "Eigeninterpretationen"

Es geht hier nicht um die Produktionsqualitaet. Die Wohnzimmer-Saengerin singt einfach auf eine Art und Weise, die ich grauenvoll finde.
Was aber nicht heisst, dass es jedem gefallen muss. Ich finde vielmehr, dass eigentlich jeder seinen eigenen Geschmack haben sollte, unabhaengig vom Zeitgeist oder Mode. Und mein Fall ist es eben nicht ;)
Ich stimme die voll und ganz zu, dass es vom individuellem "Geschmack" abhängig ist und jeder das anders sehen kann.
Deswegen behaupte ich mal das jeder
übertriebene "Eigeninterpretationen"
scheiße findet und das es keinen Konsens geben wird, was übertrieben ist.
Wenn ich jetzt noch Zeit hätte, könnte mich diese Überlegung dazu bringen, diese Diskusion neu zu interpretieren da sich für mich der Kontext geändert hat. ;-)
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Umgekehrt ein Beispiel dafür, was ich mit "überflüssigen" Coverversionen meine, ist die "She's So High"-Version von Kurt Nilsen im Verleich zum Original von Tal Bachman. Abgesehen davon, dass Nilsen in der Tiefe einen etwas knarzigeren Stimmklang hat, sind das quasi identische Versionen. Würde der Song im Radio laufen, wüsste man vermutlich nicht sicher, ob man gerade das Original oder das Cover hört. Was also hat Nilsen dem Song geben können, was seine Version abhebt vom Original, zumal Bachman nicht nur Interpret sondern auch Songwriter des Stücks ist? Meiner Meinung nach nichts. Wem bringt das Cover etwas (außer den Fans von Norwegian Idol)?
Auch hier ist doch der Kontext maßgebend.
Das Cover wurde für Norwegian Idol gemacht. Das sagt doch alles. Es ist ein Industrieprodukt.
Wem das Cover etwas (auser Norvegian Idol) bringt? Nun, ich persöhnlich finde das Original etwas "schleimig".
Außerdem ist das Argument der Songwriter sei der beste Interpret nicht richtig. Soll ich als Beispiel jetzt Elvis oder Frank Sinatra nennen?
Manchmal ist der Songwriter sich dessen ja nicht bewust was er da erschaffen hat. Da hilft dann der Blick von außen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sorry, aber bei dem "Ain't Nobody"-Cover finde ich dass JEGLICHER Groove veroren gegangen ist. Vielleicht auch Geschmacksache, aber diese Version finde ich sowas von langweilig, die taugt bei mir nur als Fahrstuhlmusik.

Was die "Extremitaet" meiner Aussage geht - mag sein. Ich bin aber tatsaechlich dieser Meinung. Ich moechte jetzt nicht jedem unterstellen, dass sie keine Ahnung haben, nein. Aber ich beobachte das bei vielen Dingen, auch bei Film-Remakes, um mal ein anderes Beispiel zu nennen. In den Remakes von Filmen habe ich oft den Eindruck, dass der Produzent des neuen Films gar nicht richtig verstanden hat, WESHALB das Original so genial ist, und sich lieber um die Effekte kuemmert; er moechte das Remake noch bombastischer machen. Dabei bleibt aber oft die Essenz auf der Strecke. Das gleiche empfinde ich oft bei solchen uebertriebenen Cover-Versionen. Das geniale am Original wird nicht respektiert, aber dafuer wird einiges an Effekten draufgeklatscht (damit meine ich jetzt das Variieren, Herumjodeln, etc), damit es irgendwie "noch bombatischer" klingt und noch "gefuehlvoller" oder was auch immer, aber letztendlich ist das fuer mich oftmals wie eine leere Huelle oder Karikatur des so genialen Originals.

Das Beispiel mit "She's so high": Ja, in den Charts finde ich 1:1 Coverversionen auch unnoetig, das gebe ich zu. Denn das Original gibts ja schon, wozu braucht man da die neue Version, das habe ich auch nie begriffen. Mir geht es jetzt aber nicht so speziell um erfolgreich in den Charts vertretene Coverversionen, sondern mehr generell, also wo auch immer jemand ein Lied nachsingt. Das kann auf Youtube, in einer Coverband, in einer Casting-Show oder sonstwo sein. Dort geht es ja in vielen Faellen doch darum, den Song so wie er ist nachzusingen (absichtlich "andersartige" Coverversionen mal ausgenommen).
 
Auch hier ist doch der Kontext maßgebend.
Das Cover wurde für Norwegian Idol gemacht. Das sagt doch alles. Es ist ein Industrieprodukt].
Es lief im Anschluss an "World Idol" allerdings auch hierzulande dann die Radiostationen rauf und runter.

Und welches professionell produzierte Cover ist denn bitte kein Industrieprodukt? ;)


Außerdem ist das Argument der Songwriter sei der beste Interpret nicht richtig.
Völlige Zustimmung. Sorry, da hab ich mich blöd ausgedrückt. Natürlich ist der Songwriter nicht zwangsläufig auch der beste Interpret.

Aber der folgende Punkt von Dir ist eigentlich, worum es mir geht:
Manchmal ist der Songwriter sich dessen ja nicht bewust was er da erschaffen hat. Da hilft dann der Blick von außen.
Genau das fehlt mir eben bei Kurt Nilsens Version - er hat die Interpretation von Bachman übernommen, nur seine Stimme hat in der Tiefe einen anderen klang, aber er interpretiert den Song nicht anders. Es kommt also gar kein "Blick von außen" ins Spiel.
 
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Vielleicht mal noch ein anderes Beispiel: Sicherlich kennt hier jeder "What a feeling" von Irene Cara. Wer den Song genau kennt, weiss, dass vor dem zweiten Refrain die Melodie bei "take a hold of my heart" deutlich anders klingt als vor dem ersten Refrain. Solch eine Variation kann echt cool sein, und selbst wenn in der Studio-Version beide Stellen genauso waeren wie beim ersten Refrain, waere es ein richtig cooler Live-Akzent, wenn live beim zweiten Refrain die Variation gesungen wuerde, von ihr selbst oder von einem Cover-Saenger bzw. -Saengerin. Das meine ich mit "kleine Variationen, die das Lied noch geiler machen". Wenn nun aber diese Art und Weise, die Original-Melodie zu variieren, bei jeder 2. Verszeile angewendet wird, dann kann ich dem einfach nichts abgewinnen. Das klingt dann fuer mich nach Zwang, nach Gewollt aber nicht Gekonnt.
 
Sorry, aber bei dem "Ain't Nobody"-Cover finde ich dass JEGLICHER Groove veroren gegangen ist. Vielleicht auch Geschmacksache, aber diese Version finde ich sowas von langweilig, die taugt bei mir nur als Fahrstuhlmusik.
Ergo: Geschmackssache. Ich finde die Coverversion ist "sachter", nicht so bombastisch wie das Original, das mit einem sehr "vollen" Arrangement inkl. Backingchöre usw. aufwartet, aber groovt mindestens genauso, nur eben nicht ganz so laut. ;)

Was die "Extremitaet" meiner Aussage geht - mag sein. Ich bin aber tatsaechlich dieser Meinung. Ich moechte jetzt nicht jedem unterstellen, dass sie keine Ahnung haben, nein. Aber ich beobachte das bei vielen Dingen, auch bei Film-Remakes, um mal ein anderes Beispiel zu nennen. In den Remakes von Filmen habe ich oft den Eindruck, dass der Produzent des neuen Films gar nicht richtig verstanden hat, WESHALB das Original so genial ist, und sich lieber um die Effekte kuemmert; er moechte das Remake noch bombastischer machen. Dabei bleibt aber oft die Essenz auf der Strecke. Das gleiche empfinde ich oft bei solchen uebertriebenen Cover-Versionen. Das geniale am Original wird nicht respektiert, aber dafuer wird einiges an Effekten draufgeklatscht (damit meine ich jetzt das Variieren, Herumjodeln, etc), damit es irgendwie "noch bombatischer" klingt und noch "gefuehlvoller" oder was auch immer, aber letztendlich ist das fuer mich oftmals wie eine leere Huelle oder Karikatur des so genialen Originals.
Dann antworte ich einfach mal genauso "extrem": Für mich klingt das nach einer sehr statischen, konservierenden Sichtweise. Schwaben würden insistieren: "Des g'hert halt so!" Jede Veränderung wird abgelehnt, bitte alles so, wie ich es kenne, denn nur so darf es sein. Ist jetzt mal bewusst überzogen ausgedrückt. Für mich ist das aber eine Einstellung, die Kreativität verhindert.

Das kann auf Youtube, in einer Coverband, in einer Casting-Show oder sonstwo sein. Dort geht es ja in vielen Faellen doch darum, den Song so wie er ist nachzusingen (absichtlich "andersartige" Coverversionen mal ausgenommen).
Ich bin Frontman einer Coverband, als solcher ist es mein Job, Songs nachzusingen und das Publikum erwartet es. Dennoch bin ich manchmal überrascht, wenn ich das Original höre, wie viele Stellen ich - oft unbewusst! - verändert habe, mir zu eigen gemacht und das noch nicht einmal geplant. Und ich finde das gut so. Denn das hat auch was mit meiner Identität als Musiker zu tun.
 
Letztendlich kommt es doch immer auf das Ausmass an. Sage ich ja auch schon fast in jedem Beitrag. Ich glaube Dir auch, dass Du das in Deiner Coverband bestimmt gut machst, und ja, manche Stellen macht man sicher auch unbewusst sich zu eigen, ich kenne das von mir selbst sogar auch (und das obwohl ich nur gelegentlich singe). Was meine Einstellung und "Verhinderung von Kreativitaet" angeht, ich denke das siehst Du etwas falsch (auch wenn Du selbst sagst, das ist etwas ueberzogen). Ich habe nichts gegen Kreativitaet, aber eben da, wo sie sinnvoll ist. Sicherlich auch eine subjektive Sache, aber mir gefaellt eben nicht alles. Mich wuerde es allerdings wundern, wenn Du nicht auch Dinge kennst, die Dir persoenlich einfach ueberhaupt nicht zusagen ;)
 
Was meine Einstellung und "Verhinderung von Kreativitaet" angeht, ich denke das siehst Du etwas falsch (auch wenn Du selbst sagst, das ist etwas ueberzogen). Ich habe nichts gegen Kreativitaet, aber eben da, wo sie sinnvoll ist. Sicherlich auch eine subjektive Sache, aber mir gefaellt eben nicht alles. Mich wuerde es allerdings wundern, wenn Du nicht auch Dinge kennst, die Dir persoenlich einfach ueberhaupt nicht zusagen ;)

Wie gesagt, war ja Absicht. Das ist mehr so die letzte Konsequenz wenn man es weiter ins Extreme führt. ;)

Klar gibt es viele Cover, die ich nicht mag. Es wurden hier bereits die Verzierungen, Schlenker und Höhenausflüge genannt, bei denen man oft den Eindruck hat, die Sängerin (ja, es sind meist die Mädels :D) möchte hier vor allem ihre tolle Stimme und Gesangstechnik spazieren führen. Das ist auch nicht meins.

Wo man die Grenze zieht, ist eben völlig individuell, das habe ich ja in meinem ersten Beitrag schon geschrieben. Aber wenn ich es auf eine Art Fazit runterbrechen müsste, dann gilt, dass mir der Versuch etwas Eigenes zu schaffen, auch wenn es vielleicht misslingt, grundsätzlich lieber ist, als einfach nur das Original nachzusingen, ohne Anspruch an die eigene künstlerische Identität.
 
Okay, aber wie macht ihr das z.B. in eurer Coverband? Spielt ihr da die Lieder nahezu 1:1 nach (also wie eine typische Top40-Coverband), oder habt ihr da eher euren eigenen Style?
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Mal noch ein anderes Beispiel; eine sehr bekannte Coverversion ist z.B. "Sweet Dreams" von Marilyn Manson. Sicherlich nicht jedermanns Sache, auch ich bevorzuge das Original (obwohl ich MM ansonsten gerne mag). Und es ist eine sehr krasse Umgestaltung des Songs, das kann man sicherlich so sagen. Dennoch ist es gesanglich nicht weit davon entfernt. Er singt langsamer, und er singt tiefer, das ist klar. Aber die meiste Zeit ueber entspricht das, was er singt, von der Melodie her dem Original. Man kann also auch trotz "kreativer Eigenleistung" die Essenz des Originals beibehalten.
 
Sage ich ja auch schon fast in jedem Beitrag.
Ja, wir befinden uns in einer Schleife. Du wirst hier nicht die Bestätigung bekommen das bestimmte Aufnahmen / Gesangsstile oder wie auch immer per se schlecht sind. Es geht bei Musik um das Individuum (sowohl als Produzent alls auch Konsument), da gibt es keine alleinige Wahrheit.
Es lief im Anschluss an "World Idol" allerdings auch hierzulande dann die Radiostationen rauf und runter.
Und welches professionell produzierte Cover ist denn bitte kein Industrieprodukt? ;)
Sicherlich, aber halt verschiedene Industriezweige. Musikbranche / Fernsehen. Selbst wenn sie natürlich miteinander verwoben sind.
Und als drittes gibt es dann auch noch ein kleines Dorf von Musikern, die ein Cover machen und professionel produzieren, ohne dass ein Management es vorschreibt.
 
Es geht mir nicht ums Recht bekommen / Bestaetigung erhalten, es geht mir nur drum, dass meine Worte richtig interpretiert werden. Wenn jemand glaubt, dass ich sage "jede kleinste Abweichung vom Original ist schlecht", dann hat er mich nunmal falsch verstanden. Wenn er mich aber richtig versteht, und trotzdem anderer Meinung ist, ist das fuer mich voellig in Ordnung.
 
@ moniaqua: Wem genau werfe ich das vor?
Du sprichts da explizit Silvieann an:
@ Silvieann: Klar bin ich cool, aber dafuer kann ich ja nichts. Was die eigenen Hoerproben angeht, ich hoffe doch mal, Dir ist bewusst, dass die typische "mach es doch selber erstmal besser"-Argumentation nicht gerade die sinnvollste ist?
Was die Hoerproben angeht, moechtest Du die haben, damit ich euch vorsinge, was genau ich meine,
Das wäre doch z.B. schon ein Gedanke. Ich steige nämlich immer weniger dahinter, was Du nun eigentlich wirklich meinst. In die Diskussion über Berechtigung steige ich gar nicht erst ein, das ist mir zu doof.
Was Jazz angeht: Ja, das ist richtig, ich hoere ueberhaupt keinen Jazz. Gefaellt mir naemlich ueberhaupt nicht, sogar aus recht aehnlichen Gruenden.
Dacht ich mir schon.
Dass nun hier einige Leute schreiben, dass 1:1-Coverversionen keine Daseinsberechtigung haben (z.B. Foxx),
Das hat er so nicht geschrieben. Ich lese da eher recht deutlich heraus, dass er es nicht für sinnvoll findet und es ansonsten für Geschmackssache hält.
 
@Guvnor
dass meine Worte richtig interpretiert werden.
ein harter und berechtigter Kampf.
Willkommen in der Welt der "sozialen" Medien.
Lohnt sich das hier wirklich?
Aber auch diese Frage ist nur individuell zu beantworten. ;-)
:prost:
 
Grund: wichtige Ergänzung
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Ich persönlich finde Aretha in diesem Auftritt mit am schlimmsten, das ist das reine Kampfsingen und um den Song geht es da eher nicht ...
nur zur Klarstellung:
das ist vollkommen korrekt - sie lässt sich auf ein Spiel ein, dass offensichtlich vom Publikum erwartet wird (Szenenapplaus)
ich höre aber an ihrer Stimme, dass sie 'es' immer noch könnte...

cheers, Tom
 
@ moniaqua:

Ich habe aber gar nicht ihren Gesang kritisiert - oder habe ich zufaellig ein Video gepostet, das von ihr ist?!

Was das mit dem Jazz angeht und Dein Kommentar "dachte ich mir schon": Was genau moechtest Du damit jetzt ausdruecken?

Eigene Hoerproben hochladen: mal schauen, wenn ich mich dazu aufraffen kann.

Und zum Zitat von Foxx: Er schrieb woertlich genau das: "Denn wenn alle die eine Coverversion abliefern das exakt 1:1 "versuchen" (genau genommen schafft das ja eh kaum einer weil zumeist ja allein die Stimme schon anders klingt-meist schlechter, weil den Interpreten die Songs natürlich auf ihre Stimme "geschrieben" sind ) , wo liegt dann der Sinn in der Cover-Version?"

Der Teil mit "wo liegt dann der Sinn in der Cover-Version" klingt fuer mich nicht nach subjektiver Meinung, sondern schon eher nach allgemeingueltiger Sinnfrage.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
@Guvnor ein harter und berechtigter Kampf.
Willkommen in der Welt der "sozialen" Medien.
Lohnt sich das hier wirklich?
Aber auch diese Frage ist nur individuell zu beantworten. ;-)
:prost:

Ob es sich lohnt ist fraglich, eigentlich wollte ich den Thread ja auch schon fuer meinen Teil beenden. Letztendlich kamen dann aber doch noch ein paar interessante Aspekte hinzu und auch einige Beispiele, sodass ich weiterhin an der Diskussion interessiert bin. Nur finde ich halt, dass wenn ich 5x schreibe, dass ich das nicht ganz so starr sehe, wie manche das vielleicht empfinden, dann sollte man das halt auch irgendwann verstanden haben ;) ich denke das sollte man in einer Diskussion in den sozialen Medien doch irgendwie hinbekommen ;)
 
Ich möchte von diesem ganzen Geschmacksdings runter.

Nicht deshalb, weil ich finde, dass objektiv feststellbar wäre, ob eine coverversion genau so gut, schlechter, besser oder übertrieben ist und genau so wenig weil ich finde, dass man objektiv den Wert von Musik feststellen könnte.

Sondern weil ich es für unsinnig halte, sich über ein Thema zu unterhalten oder es zu diskutieren, wenn man sich von vorne herein darauf einigt, dass alles Geschmacksache ist. Damit kann man meinethalben Poesiealben füllen oder Fangruppen gründen und sich innerhalb dieser mächtig gegenseitig abfeiern. Gibt´s ja alles - beispielsweise im Fußball oder wenn man halt Fan einer Band ist.

Das ist mir aber eine zu dünne Suppe für eine Diskussion. Was meine ich denn nun eigentlich damit?

Damit meine ich, dass es beispielsweise Sinn macht, sich an Konzepten wie kongenialität heranzumachen. Da ist man dann gezwungen, sich mit dem song, seiner eigenen Interpretation des songs, des textes, der Haltung auseinanderzusetzen - und man ist gezwungen, zu begründen und zu argumentieren, Belege zu finden, sich auszusetzen.

Beispiele?
Aber gerne: Nehmen wir den Klassiker "With a little help of my friends" im Original von den Beatles, als cover von Joe Cocker. Erhebliche Änderungen, vom 4/4 auf 3/4-Takt, Cocker singt und interpretiert das alles, Beispiel Woodstock-Version, wesentlich expressiver, emotionaler, am Abgrund stehend quasi. (Ich spare mir hier das Verlinken, weil das alle kennen werden, vermute ich mal, oder es halt alle schnell finden können, falls nicht.)

Ist das kongenial?
Aus meiner Sicht: eindeutig ja. Es ist eine eigene Interpretation eines schon guten songs, in sich stimmig, überzeugend und das Original wahrnehmend, ja in seiner Substanz erkennend, es zu einem neuen Leben bringend.

Wie geht es dem TE damit? Ich spreche ihn hier besonders an, weil erstens die Änderungen, auch die gesanglichen, hier sehr deutlich sind und weil zweitens Cocker auch stimmlich in seiner Interpretation dem Original etliche Schnörkel, Wendungen, Steigerungen hinzufügt. Ist das das Hauptkriterium oder geht es darum - egal, wie man dies nun im Einzelfall begründen mag - ob dies "gerechtfertigt" ist im Sinne einer Stimmigkeit?

Ich nehme diesen Faden noch mal auf in meinem zweiten Beispiel - und diesmal ist es andersrum, quasi: Das Original "Personal Jesus" von Depeche Mode ist expressiver, das Cover von Cash reduzierter. Auch hier vertraue ich allgemeine Bekanntheit bzw. das Video ist für youtube geperrt - es funktioniert aber auch bei dem song "Hurt", den Cash coverte, Original von Nine Inch Nails.



Hier die Fassung von Cash:


Okay - alles sehr ruhiges Fahrwasser, vermute ich einmal, im Sinne von "kongeniales cover" - obwohl man sich natürlich füglich darüber auseinandersetzen kann, dass es hier erhebliche musikalische und gesangliche Abweichungen gibt. Cash reduziert gesanglich stark - ist diese Reduktion "übertrieben"?

Aber was ist nun mit diesem Cover des gleichen songs?


Übertrieben? Warum und an welchen Stellen genau? Und ist das nun kongenial oder nicht? Immerhin: man kann es nicht einfach darauf schieben, dass hier ein anderer kommt und sich etwas Fremdes aneignet, was der nicht versteht - denn es ist von Nine Inch Nails featuring David Bowie. Und man wird wohl füglich unterstellen dürfen, dass erstens NIN wissen, was sie mit dem eigenen song meinen und zweitens wissen, wer David Bowie ist und wie sein Einfluss auf diese Interpretation ist - und ein- zweimal werden sie ihn schon gespielt haben ...
Trotzdem schlimm und geht nicht - im Sinne von übertrieben? Oder reine Geschmacksache? Und warum ist es in diesem Fall reine Geschmacksache?

Und was ist mit der Version von Sherryl Crow?


Übertreibt sie es gesanglich? Was daran ist übertrieben und warum?

Ich will das jetzt nicht zu einem Monsterpost werden lassen, aber eins will ich hier noch einfügen, weil es bislang noch gar nicht auftauchte. Nämlich ein künstlerisches Herangehen, das in der Verfremdung liegt. Und ich greife hier zu niemand geringerem als Bob Dylan, der seine eigenen songs immer wieder bis zur Unkenntlichkeit (oder Kenntlichkeit?) verfremdete, gerade weil ihm der Anspruch des Publikums, es hätte quasi das Recht, vom Künstler sein "Original" zu verlangen, als Inanspruchnahme oder Inbesitznahme des Künstlers vorkam - ihm war die Vorstellung, dass man etwas "kennen" und damit "bestitzen" würde, zutiefst zweifelhaft wenn nicht gar zuwider - und er wollte nicht dazu beitragen, dass sich Künstler und Publikum in einträchtigem Abfeiern des Wiedererkennbaren betrügen. Seine Verfremdungen - so viel oder so wenig sie musikalisch oder gesanglich "angenehm", "übertrieben" oder "stimmig" waren - hatten immer den künstlerischen Wert der "Brechung", der "Verfremdung" und damit die Aufgabe, sich mit etwas auseinanderzusetzen, statt es zu konsumieren.

Ist das okay, weil ein künstlerischer Anspruch dahinter steckt? Oder weil es Bob Dylan himself macht? Und im anderen Fall ist es verwerflich oder gehört unter die Brille "Geschmack" gepackt?

Es geht hier nicht darum, Geschmack oder gar eine individuelle Meinung oder Haltung zu diskreditieren - überhaupt nicht. Es geht mir darum, sie anhand von Kriterien wie kongenialität, begründbar zu machen - gerade um darüber in einer Art und Weise reden und diskutieren zu können, die mehr ist als ein "gefällt mir" - "gefällt mir nicht" / "finde ich übertrieben" - "ich nicht".

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Also ich hab Spaß :mampf:
 
Okay, ihr habt es so gewollt...

Hörprobe

https://clyp.it/vyvdwz0e

Viel Spass damit.... achso ich behaupte uebrigens nicht, ein guter Saenger zu sein, zudem bin ich erkaeltet und habe leise gesungen weil ich die Nachbarn nicht quaelen will.
Was ihr zu hoeren bekommt:

1. Erste Strophe von One Of Us - originalgetreu
2. Erste Strophe von One Of Us - so wie ich es singen wuerde
3. Erste Strophe von One Of Us - so wie ich es schlimm finde
4. Erste Strophe von One Of Us - so wie ich es schlimm finde, zum zweiten
5. Danach kommt noch ein bisschen Bloedsinn, Refrain, zweite Strophe usw (natuerlich im uebertriebenen Style)

...und am Ende noch ein Sprech-Part, denn Sprech-Parts sind zwar auch total bescheuert aber ich liebe sie. So wie z.B. bei "Sugar Baby Love" von The Rubettes. Es geht doch nichts ueber einen peinlichen Sprechpart :great:
 
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Wenn sich Dein Statement auf "jedem das seine, ist halt Geschmacksache" zusammenfassen laesst...........................................
Meine Frage war ja, "nervt es euch auch?", und

Die Zusammenfassung bezüglich Geschmackssache trifft es ganz gut;)
Tatsächlich ist bezüglich Geschmack (der ja nun mal was sehr subjektives ist) eine Diskussion oft sinnlos.....man kann sich über seine Meinung austauschen- das wars.....
Tatsächlich braucht doch Musik auch Spielraum etwas neues/anderes einfach auszuprobieren....ich fühle mich z.B. eher von echten Tribute Bands genervt die detailliert alles dran setzen 1:1 zu covern- vom exakten Sound, Spieltechnik, Stimmfärbung des Sängers bis hin zur Performance (möglichst noch runtergebrochen auf eine Blaupause aus dem Studio, obwohl die Originale es selbst live immer wieder anders interpretieren).....ich weiß, das Publikum ist im Allgemeinen "schwer beeindruckt", aber mich kickt das nur in Grenzen.....ich habe natürlich großen Respekt vor der (grade für Amateure oft wirklich immensen) Leistung, aber inspirierend find ich's nicht....
Und wenn MICH persönlich etwas wirklich nervt schalte ich ab-feddisch:evil:
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Aber wenn man fast alles ueber den Haufen wirft und ueberall seine Schnoerkel einbaut, nur um des Aenderns Willen, dann kommt dabei halt nicht zwingend was besseres raus.
In diesem Fall bin ich sogar Deiner Meinung;)
Nur ist der Grat manchmal sehr schmal.......also zu entscheiden ab wann etwas "zu viel" ist, oder was man noch als persönliche Note und songdienlich bezeichnen kann- denn das zu beurteilen liegt immer noch "in den Ohren" des jeweiligen Hörers.
Ich covere auch selber und gebe zu, daß ich selber da oft sehr "in mich gehen" muß (evtl. auch mal andere reinhören lasse) um meinen Weg zu finden.....ich finde es sogar ziemlich schwierig so zu covern, daß ein Stück nicht einfach nur nachgesungen, sondern mit "Leben" erfüllt und glaubwürdig wird.
Ich bezeichne das als "den Song zu meinem Song machen".Und ich gebe zu daß ich da auch oft meine Probleme habe, meinem eigenen "Leistungsanspruch" gerecht zu werden.
Vor allem deshalb, weil ich natürlich nicht klinge wie das Original, und meinen eigenen Weg finden muß, es wie auch immer glaubwürdig und in sich stimmig "zum klingen" zu bringen.
Man wird ja - wie auch in dieser Diskussion offen ersichtlich - immer am Original "gemessen".
Mit eigenen Songs habe ich SOLCHE Probleme nicht:D
 
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@ x-Riff: Sorry wenn meine Antwort etwas knapper ausfaellt als Dein Post, aber letztendlich wird es immer Geschmacksache bleiben. Da kann man eigentlich aus meiner Sicht aus auch gar nicht wirklich anders drueber diskutieren. Was ich aber sagen kann, ist, dass mir die Version von Sheryl nicht wirklich zusagt. Vielleicht kann man das auch daran messen, wenn man sich vorstellt, das Lied waere keine Coverversion sondern ein Original. Wuerde ich das Lied dann auch anhoeren? Im Fall der Sheryl-Version sicherlich nicht, ist nicht mein Fall. Haette sie es originalgetreut gesungen, koennte das anders aussehen. Aber das ist schwer zu beurteilen, weil man das original halt einfach kennt.

Was Joe Cocker angeht oder auch die NIN-mit-Bowie-version, ist das halt wieder eine total Aenderung des Songs, und das hatte ich in diesem Thread ja extra ausgeklammert. Sowas ist meiner Meinung nach wieder getrennt zu bewerten, und auch da gibt es Beispiele, die mir gefallen, und welche, die ich ueberhaupt nicht mag. Zudem finde ich auch persoenlich, dass es in letzter Zeit einfach auch schon nervt, dass jeder glaubt, er muesse eine "total andersartige" Coverversion machen, mir kommt das schon fast wie ein Selbstzweck vor, also es geht einem nicht drum, eine gute Version zu machen, sondern man moechte einfach anders sein und dadurch allein schon irgendwie besonders originell rueberkommen. Beispiel sind diese unzaehligen 50er- oder 20er-Jahre-Coverversionen von aktuelleren Songs, da kriege ich inzwischen auch schon Bauchweh, weil es mich halt einfach nicht mehr vom Hocker reisst. Das ist aber wie gesagt ein anderes Thema, in diesem Thread ging es mir wirklich nur um einen bestimmten Gesangsstil, und ich hoffe, den inzwischen mit meiner Hoerprobe einigermassen illustriert zu haben ;)
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@ sweetlizzard: Top40-Coverbands finde ich persoenlich auch langweilig, aber ich denke die sind halt, nennen wir es mal zweckdienlich, von daher hat das schon auch irgendwo seine Berechtigung (wie Du auch selbst schreibst). Das mit dem schmalen Grat unterschreibe ich ebenfalls, man kann auch nicht immer genau beschreiben, warum einem jetzt was gefaellt oder nicht, und was in einem Lied genau richtig ist, kann im anderen zu viel sein. Von daher auf jeden Fall meine Zustimmung.
 
Das ist das Original?


Hmmm tja - also ich weiß ja, dass es Dir eher darauf ankommt, die Schwelle hörbar zu machen, die Du für übertrieben hälst, aber ehrlich gesagt finde ich bezogen auf das Original alle von Dir geposteten Fassungen übertrieben.

Und zwar in dem Sinn, dass für mich der leicht zur Schmalzigkeit neigende religiöse Text durch die luftige, aber rockige Version und den mädchenhaften, eher zurückhaltenden Gesang sozusagen aufgefangen wird (was ich extrem angenehm finde).

Im singer/songwriter-Kontext, wo es wesentlich mehr um Innerlichkeit bzw. Authentizität, Gefühl etc. geht, würde ich - um diese von mir beschriebene Schwebe des Originals von Joan Osburne mitzunehmen (die ich wie gesagt für kennzeichnend bzw. wichtig halte) bzw. zu erhalten - gesanglich/stimmlich deutlich reduzierter vorgehen. Da ist mir schon Dein als Original gekennzeichnete erste Fassung zu übertrieben, zu fordernd, zu positioniert.

Diese Schwebe zu erhalten finde ich übrigens eine hohe Kunst, wenn nicht die Königsdisziplin, wenn es um die Übertragung von songs aus dem Rock- oder Popbereich in den des "singer/songwriters" geht, da letzterem naturgemäß weniger Mittel als einer Band zur Verfügung stehen und eine gewisse Neigung besteht, dies durch einen gesteigerten, expressiveren, eindringlicheren Gesang auszugleichen, was in meinen Augen häufig zu einer Verschiebung der Textinterpretation führt ohne dass diese inhaltlich gerechtfertigt ist. Das muss nicht notgedrungen "schlechter" sein - es geht mir eher um das Bewußtsein und die Reflexion, dass hier eine Verschiebung stattfindet und wie man "angemessen" (im Sinne des Originals) damit umgeht.

Im Kontext Deiner gesamt geposteten Interpretationen öffnet sich diese Schere dann durchaus hörbar. Wobei Dir da durchaus anzumerken ist, dass Du mit soul nix anfangen kannst - aber das Ziel war ja nicht, eine gelungene soul-Fassung zu machen und zu posten, sondern deutlich zu machen, wann es Dir "zu viel" wird.

Also das ist angekommen.

x-Riff
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@ x-Riff: Sorry wenn meine Antwort etwas knapper ausfaellt als Dein Post, aber letztendlich wird es immer Geschmacksache bleiben. Da kann man eigentlich aus meiner Sicht aus auch gar nicht wirklich anders drueber diskutieren. Was ich aber sagen kann, ist, dass mir die Version von Sheryl nicht wirklich zusagt. Vielleicht kann man das auch daran messen, wenn man sich vorstellt, das Lied waere keine Coverversion sondern ein Original. Wuerde ich das Lied dann auch anhoeren? Im Fall der Sheryl-Version sicherlich nicht, ist nicht mein Fall. Haette sie es originalgetreut gesungen, koennte das anders aussehen. Aber das ist schwer zu beurteilen, weil man das original halt einfach kennt.

Was Joe Cocker angeht oder auch die NIN-mit-Bowie-version, ist das halt wieder eine total Aenderung des Songs, und das hatte ich in diesem Thread ja extra ausgeklammert. Sowas ist meiner Meinung nach wieder getrennt zu bewerten, und auch da gibt es Beispiele, die mir gefallen, und welche, die ich ueberhaupt nicht mag.

Okay - das sehe ich anders.
Auch Geschmack ist begründbar und kommunizierbar. Denn es macht einen Unterschied, ob ich sage "dieser Gesang ist für meinen persönlichen Geschmack übertrieben" oder ob ich sage "dieser Gesang ist für mich deshalb übertrieben, weil er keine inhaltlich substanzielle Auseinandersetzung mit der Aussage des Originals / dem Original hat".

Wenn es Dir nur um ersteres geht - dann geht jegliche Diskussion fehl, dann sind wir tatsächlich auf der Ebene "diese farbe gefällt mir" - "diese farbe gefällt mir nicht" bzw. "dieses gelb ist mir zu intensiv" - "dieses gelb ist für mich genau richtig".

Im zweiten Fall geht es darum, dass man sich bemüht, seinen Geschmack zu begründen, sich überhaupt auseinanderzusetzen, sich klarer über sich selbst und sein eigenes Schaffen zu werden. Und das geht nur, wenn man "übertrieben" als "zu viel gemessen an xyz" kennzeichnet. Und das Kriterium, das ich vorschlage, ist "gemessen am song" - was auch schon wieder eine Welt für sich ist.

x-Riff
 
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