Ich habe den Amp1 heute auch mal ausprobiert. War ne 2x12er mit Vintage 30 dahinter.
Der Sound ist generell sehr Marshall-like, wie ich finde. Der Sound aller Kanäle war in Ordnung, amtlich, ok. Aber das sich jetzt das breite Grinsen im Gesicht breit machte wie damals beim ersten Anspielen meines JVM 205H kann ich leider nicht sagen.
Ich behaupte, dass der Amp1 einem guten Röhrenverstärker nicht das Wasser abgraben wird in Zukunft. Klanglich sind diese (ich spiele wie gesagt den o.g. JVM tuned by Tonehunter (damit klang der JVM dann mal richtig geil, und einen H&K Duotone über eine TT-Town 2x12er) dem Amp 1 dann doch überlegen, wie es ein paar Posts weiter oben beim direktem Vergleich mit einem Marshall im Video auch schon rüberkam.
Aber wie gesagt: Der Sound des Amp 1 ist "schwer ok", da habe ich schon viel schlechteres gespielt, aber eben nicht "geil".
Sein Vorteil liegt klar beim Preis und dem logistischem Aufwand, da ist er unübertroffen! Wobei man schon das Komplettpaket nutzen sollte, sprich die Erweiterungen des Amp 1. Alles andere macht irgendwie, zumindest live, nicht so recht Sinn. Den Amp 1 allein wüsst` ich gar nicht einzusetzen (Rock/Top-40-Cover wäre mein Metier) und das Konzept wendet sich ja nicht zwingend an Puristen.
Inkl. dieser Erweiterungen käme man auf einen Preis von 1200,-EUR, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Darin enthalten sind ein flexibler Amp, ein Looper für Bodentreter, ein Noisegate und ein Booster.
Ein solch ähnliches "Besteck" spiele ich live auch, nur preislich musste man da schon etwas tiefer in die Tasche greifen. Das Pendant des AMP 1 nebst Erweiterungen auf meinem Bord:
Marshall JVM 205H nebst Tuning 1450,-EUR
Noisegate ISP Decimator: 150,-EUR
Booster Velvet Pedals Minotaur: 150,-EUR
Looper G-Lab GSC-3: 450,-EUR
Macht 2200,-EUR für ein System, welches in Sachen Umfang gleichwertig ausgestattet ist. Da gewinnt der AMP 1 klar.
Zur Logistik beim Amp 1 nebst passendem FX-Board: Koffer auf, 2-3 Kabel ziehen und gut. Wenn`s hoch kommt, 5 Minuten.
Logistik beim herkömmlichen Amp nebst Board: Amp aufbauen, Kabelage zwischen Amp und Board herstellen (Midi, Tonkabel, weitere Kabel für Taptempo am Delaypedal, welches bei mir am Amp hängt und nicht auf dem Board sitzt, Switcher für 2 Amps verkabeln (Radial Headbone) , Box verkabeln, Strom hier, Strom da. Bis alles steht: ca. 15 Minuten.
Auch hier gewinnt der Amp 1.
In Sachen Tonkultur gefallen mir die Röhrenamps aber immer noch besser, die haben irgendwie das gewisse Etwas. Als ich am testen war, kam noch ein Gitarrist zu mir und meinte ebenfalls, dass die ganzen Line 6 Floorboards etc. jetzt einpacken können, seinen alten JCM werde der Amp 1 aber nie ersetzen. Ich fühlte mich in meinem Empfinden daher gleich bestätigt.
Jetzt muss der geneigte Musiker nur noch entscheiden, ob ihm das Mehr an Ton, Sound oder Seele eines herkömmlichen Amps nebst passender, guter Pedale es wert ist, den höheren Preis der Anschaffung zu zahlen und in Sachen Logistik jedes Mal erneut mehr schleppen und verkabeln zu müssen.
Und ob das Publikum mit 1 Promille plus X dann den Unterschied noch hört sei eh einmal dahingestellt.....
Ich sehe den Amp 1 live als sehr gute Alternative zu mittelklassigen Amps sowie dem ganzen Modeling-Kram (ohne Effekte). Auch wenn 4 von 5 Muckern der band arg "Rücken" haben, sollte man sich als Gitarrist mit dem Amp1 mal beschäftigt haben.
Im Studio werden nach wie vor die Röhrenamps nicht durch ihn ersetzt werden und auch, wer einen bereits hochwertigen Amp sein eigen nennt, muss sich nicht zwingend den Amp 1 zulegen, so er dann mit den o.g. "Nachteilen" des alten Röhrenamps gut leben kann.
Für das Geld eine super Sache, nur eben nicht "geil" ;-)