NGD - eine Koa-furnierte Japan-Saber von 1997 namens S470KANT. Dabei steht NT für Natural und KA für Koa. Es handelt sich exakt um die Gitarre, über die sich vor 19 Jahren der User
@Zuzhus im
Identifikations- und dann im
Wertschätzungs-Sammelthread erkundigt hatte - er war dann wohl der Vor-Vorbesitzer.
Die Position der S470 innerhalb der Modellpalette in den späten 1990er Jahren ist mir bis heute noch nicht so ganz klar. Einerseits hat man die Fujigen-Fertigungsqualität (später wurde sie nach Korea und letztendlich Indonesien verlagert) und im Falle der KA-Variante auch ein sehr edles Koa-Furnier im Körbchen, andererseits aber auch simple Plastik-Pickup-Rahmen und das eher unleidliche Lo-TRS Vibratosystem. Irgendwie ist das für mein Empfinden eine Fehlpaarung von Features.
Zum Glück konnte ich dank meiner Bastelkiste (und einer Bestellung beim großen T) den Bauzustand auf das Niveau einer S540 anheben, so dass die Gitarre jetzt mit Metallrahmen, Beehive Knobs, DiMarzio-Pickups und einem aufgewerteten Tremolo ihren Saber-Schwestern in meinem Harem in nichts mehr nachsteht.
Warum andere Pickups? Für meine Ohren haben die Ibanez-Werkspickups V1/V2 einen nichtssagenden und langweiligen Klang, also war schon vor Erhalt der Gitarre klar, dass ich hier was G'scheits einbauen muss. Es kamen dann nach kurzer Suche zwei gebrauchte DiMarzio-Humbucker aus den Kleinanzeigen ins Haus, beide in gleicher Optik, also schwarz mit chromfarbenen Polschrauben. Am Steg sitzt jetzt ein FRED und am Hals ein Humbucker from Hell. Für den Mittel-Single-Coil - ein Ibanez S1, der erfahrungsgemäß ganz gut mit gesplitteten DiMarzio-Humbuckern harmoniert - hatte ich noch eine schwarze Kappe ohne Logo vorrätig, er durfte aber bleiben. Mit der Split-Five-Schaltung ist der geniale OTAX VLX-91 Vier-Ebenen-Klingenschalter fast schon unterfordert, wie ich finde.
Warum ein anderes Trem? Das Ibanez Lo-TRS ist zwar Made in Japan, aber nicht vom Go-to-Hersteller Gotoh (sorry für das platte Wortspiel, aber diese Steilvorlage musste ich verwandeln), sondern von Takeuchi. Zwar würde man unter Beachtung der wichtigsten Vorgaben und Erfahrungswerte beim Umgang mit Floyd-Rose-Systemen auch mit einem Lo-TRS akzeptable Ergebnisse erzielen, aber ich bin halt einerseits von meinen EDGE-bestückten Ibbies verwöhnt (um nicht zu sagen versnobt) und hatte mir deswegen einen Austausch in den Kopf gesetzt - anderseits bin ich jedoch irreversiblen Modifikationen grundsätzlich abgeneigt. Also fiel die Wahl auf ein bekanntermaßen kompatibles Alternativsystem aus derselben Hardware-Schmiede, und zwar das Gotoh GE1996T, welches im Vergleich zu einem neuen Ibanez EDGE nur ungefähr die Hälfte kostet, ohne Holzarbeiten in die vorhandene Fräsung passt und zudem auch richtig gut klingt.
Die lange Lieferzeit eines 1996T mit 33mm-Sustainblock (Größenordnung von mehreren Monaten) wollte ich nicht abwarten, also kam die beim großem T vorrätige Variante mit 40mm ins Haus. Die passt natürlich nicht in die S470 bzw. der Block würde an die Federkammer-Abdeckplatte stoßen. Aber das ließ sich leicht lösen, denn wie es der Zufall will, hatte ich in meiner Bastelkiste noch einen solchen Gotoh-Messingblock vorrätig (der kam mal an ein einem gebraucht gekauften Ibanez EDGE, war wohl als Upgrade oder Verlängerung gedacht), den mir ein netter Arbeitskollege mit Zugang zu einer Fräsmaschine kurzerhand auf 33mm kürzen konnte. Vorher hatte ich mich davon überzeugt, dass die Gewinde tief genug gebohrt sind, damit die drei Befestigungsschrauben auch genügend Halt finden. Mit irgendwelchen Handwerkzeugen hätte ich das niemals so schnell und erst recht nicht so präzise hinbekommen, deswegen bin ich dem Kollegen sehr dankbar für seine freundliche Unterstützung.



Ich muss sagen, dass mir das GE1996T wirklich gut gefällt. Es ist im Gegensatz zum Ibanez EDGE, welches ja eine mehrstufige Grundplatte und identisch hohe Reiter hat, konzeptionell näher dran an einem original Floyd Rose, weil die Grundplatte eben ist und stattdessen die Reiter in der Höhe gestaffelt sind. Außerdem ist die gesamte Grundplatte aus Stahl und nicht nur die Messerkanten, so braucht man auch keinen Gewindeeinsatz auf der Unterseite zum Festschrauben der Reiter. Mir gefällt auch die Fixierung der Schrauben ohne den Haltebügel wie beim EDGE, das spart noch mal ein paar Millimeter.




Stichwort Grundplatte - die ist beim 1996T asymmetrisch und deswegen der Anblick des Systems in der Einbausituation einigermaßen irritierend, als würde auf der linken Seite ein ganzes Stück fehlen. Um das zu kaschieren bzw. weniger auffällig zu machen, habe ich als kosmetische Maßnahme kurzerhand die Fräsung schwarz ausgepinselt.


Insgesamt bin ich mit dem Umbau sehr happy, das Ergebnis gefällt mir optisch, haptisch und akustisch ganz hervorragend. Und sollte ich sie irgendwann mal wieder abstoßen, baue ich sie wieder auf den Ursprungszustand zurück - derlei Umbauten kriegt man ja nur in seltenen Fällen bezahlt.